Mordrausch
parkte auf der Straße. Er und Lyle gingen zur Tür an der Seite. Barakat riss sie wütend auf, um sie hineinzulassen.
»Was soll das?«, brüllte er. »Dein Bruder hat eine Frau entführt und erwürgt? Seid ihr verrückt?«
»Ja, Joe hat die Sache versiebt«, pflichtete Lyle ihm bei. »Er ist untergetaucht.«
»Sie werden ihn kriegen«, sagte Barakat. »Sein Foto wird überall im Fernsehen gezeigt.«
»Sie kriegen ihn nicht«, widersprach Lyle Mack. »Eddie, einer von unseren Leuten, kommt aus Green Bay rüber. Der fährt ihn runter nach Brownsville. Er … verschwindet.«
Barakat fixierte ihn mit eiskalten dunklen Augen; unter seiner Nase hing eine dünne weiße Schicht. Er war high, erkannte Lyle Mack.
»Das ist Cappy«, stellte Lyle Cappy vor. »Er begleitet dich.«
Barakat richtete seine Aufmerksamkeit auf Cappy. »Bist du genauso bescheuert wie die Macks?«
»Ich hoffe nicht«, antwortete Cappy, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Sein Blick blieb vollkommen ausdruckslos.
Barakat musterte Cappy kurz und nickte. »Du könntest ein Pfleger sein. Das Aussehen stimmt. Bevor wir in die Klinik gehen, müssen wir uns unterhalten.«
»Lyle meint, du könntest mir zeigen, wie man sich als Krankenhausangestellter verhält.«
»So schwierig ist das nicht«, sagte Barakat. »Ich hab einen Plan und einen Schlüssel für dich. Und ein Versteck, in das du im Notfall schlüpfen kannst.«
»Okay«, sagte Cappy und fügte an Lyle Mack gewandt hinzu: »Du fährst besser wieder zurück. Und stell den Van …«
»… direkt vor den SuperAmerica, neben dem rosafarbenen Haus.«
»Nicht auf der Seite, auf der der Schneepflug fährt. Es könnte schneien.«
»Keine Sorge …« Lyle Mack sah auf seine Uhr. »Bis dann.«
Als Lyle weg war, verkündete Barakat: »Wir müssen in einer halben Stunde aufbrechen. Zuvor erkläre ich dir auf dem Plan die Wege.«
»Du hast Koks unter der Nase. Im Schnurrbart«, sagte Cappy.
Barakat wischte sich das Gesicht mit der Hand ab. »Danke. Willst du was probieren?«
»Ja, warum nicht? Wenn du was übrig hast.«
»Nur ein bisschen«, meinte Barakat.
Sie genehmigten sich mehr als nur ein bisschen, und Cappy wurde gesprächiger, als er es für gewöhnlich war. Er erzählte Barakat, dass er in Bakersfield wohne und mit dem Motorrad nach Vegas und L.A. gefahren sei. Barakat seinerseits erzählte ihm von seiner Kindheit und Jugend im Libanon.
»Das ist verdammt guter Stoff«, bemerkte Cappy. »Du operierst doch nicht, wenn du high bist, oder?«
»Ich operiere überhaupt nicht. Die OPs besorgen Chirurgen.«
»Was machst du dann?«
»Egal. Nicht zu fassen, dass dieser Idiot die Frau entführt und umgebracht hat. Wenn er unbedingt wie ein Hund gejagt werden will …«
»Er hat sie nicht umgebracht«, teilte Cappy ihm mit.
»Ach. Wer dann?«
Cappy hob die Hand. »Ich.«
Barakat sah ihn verblüfft an, trat an den Küchentisch und setzte sich. »Und wie?«
Cappy war erstaunt. Niemand wollte über so etwas reden. Doch Barakat schien es ernst zu meinen.
»Lyle hat mich angerufen, um mir zu sagen, dass Joe in der Klemme sitzt …« Er schilderte Barakat, wie er zur Flughafenparkgarage gefahren war, den Van erst nach einer Weile gefunden hatte, hineingeklettert war und Jill MacBride erwürgt hatte. Barakat schnupfte noch einmal eine Linie Kokain und überließ Cappy ebenfalls eine.
»Sie lag schon auf dem Rücken, als du in den Wagen bist?«
»Eher auf der Seite, und sie hat mich angeschaut. Sie wollte sich wegrollen, und ich dachte, gleich fängt sie zu schreien an, also hab ich ihr die Hand auf den Mund gedrückt, sie zu mir gedreht, mich auf sie draufgesetzt, sie am Hals gepackt und ihr die Daumen reingedrückt.«
»Hat sie sich gewehrt?«
»Ein bisschen, aber es war eher so, als wollte sie sich irgendwo festhalten.«
»Hatte sie die Augen offen?«
»Ja, bis sie gestorben ist«, antwortete Cappy. »Sie waren riesig. Wie Seifenblasen.«
Barakat kratzte sich am Hals. »Bei dem Gedanken krieg ich einen Ständer.«
»Ja, ich manchmal auch«, pflichtete Cappy ihm bei.
»Natürlich nicht wirklich …«, sagte Barakat hastig.
»Ich auch nicht, aber ich weiß, was du meinst«, erklärte Cappy.
Sie logen beide und wussten es. Sie empfanden ein Gefühl der Kameradschaft, und das hatten sie nicht allzu oft.
Barakat zeigte Cappy einen gezeichneten Plan des Krankenhauses und gab ihm einen Schlüssel. »Der passt nur für die Tür an der Kammer.« Barakat tippte
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