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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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brauchen die Adresse unbedingt.«
    »Die brauchst du nicht. Sie kommt mit Eskorte hier an, mit Leibwächtern. Wahrscheinlich holen sie sie zu Hause ab. Willst du vielleicht ein halbes Dutzend Polizisten umbringen? In ihr Haus eindringen und dich mit Männern anlegen, die MPs haben?«
    Erneut Schweigen, dann: »Nein, eher nicht.«
    »Ich habe einen Vorschlag für dich, mein Freund. Wenn deinem Bruder etwas zustoßen würde, wären alle Probleme gelöst, oder?«
    »Er ist mein Bruder.«
    Barakat spürte sein Zögern. »Dein Bruder wird wegen der Entführung ziemlich lange ins Gefängnis müssen. Das ist nicht viel besser als der Tod. Möchtest du das ganze Leben in einem Käfig eingesperrt sein?«
    »Ich sorge dafür, dass er es nach Mexiko schafft.« Wieder meinte Barakat, ein Zögern zu spüren.
    »Wenn du …«
    »Lassen wir das Thema. Schreib dir diese Nummer auf …« Barakat notierte Lyle Macks Nummer. »Und besorg dir ein sauberes Handy. Gib einen falschen Namen und eine falsche Adresse an. Die verlangen bestimmt keinen Ausweis. Wenn wir an Weather Wie-auch-immer nicht zu Hause rankommen, müssen wir es eben im Krankenhaus machen. Behalt sie im Auge.«
    Er beendete das Gespräch.
    Zwei Stockwerke weiter unten operierte Weather einen Krebspatienten, keine schwierige Sache. Sie musste nur Haut vom Po auf den Arm transplantieren, wo ziemlich viel Gewebe entfernt worden war. Sie summte Schostakowitschs Jazz Suite Nr. 2 mit, als Maret, einen Mundschutz vors Gesicht haltend, den OP betrat.
    »Was ist?«, fragte Weather.
    »Spacy meint, wir sollten morgen die Operation durchziehen, damit er sich um Saras Probleme kümmern kann. Sie bereiten alles für eine eventuelle Herz-OP in ein paar Tagen vor, wenn wir fertig sind.«
    »Okay.« So etwas hatte Weather erwartet, denn die Bedürfnisse beider Kinder zu jonglieren, gestaltete sich zunehmend schwieriger. »Ich kann jederzeit.«
    »Es hat keinen Sinn, noch heute Abend anzufangen – das Team ist nicht vollständig. Im Moment steht der Termin für morgen früh, sieben Uhr.«
    »Ich werde da sein.«
    Als er weg war, fragte eine der Assistentinnen, ob Weather inzwischen mehr über den Mann wisse, der Don Peterson in der Krankenhausapotheke zu Tode getreten hatte.
    »Nein. Mein Mann ist hinter ihm her. Bestimmt erzählt er mir zu Hause alles.«
    »Wie kann so etwas in einem Krankenhaus passieren?«, fragte die Assistentin, eine junge blonde Frau, die die Ausbildung erst drei Jahre zuvor abgeschlossen hatte.
    »In Krankenhäusern geschehen allerlei merkwürdige und furchtbare Dinge«, antwortete Weather. »Lauschen Sie jetzt einfach der schönen Musik und lassen Sie mich den Arm fertig machen.«
    Als Barakat das Stockwerk mit den OPs betrat, nickte er einer Schwester zu. »Ich versuche, so oft wie möglich bei der Trennung der Zwillinge dabei zu sein. Machen Sie morgen weiter?«
    Die Schwester erkannte ihn aufgrund des Schildchens am Kittel als Arzt und hatte ihn auch schon auf dem Flur gesehen. »Ja, um sieben. Kommen Sie zeitig, wenn Sie einen guten Platz wollen.«
    »Ganz schön cool die Operation, was?«
    Sie plauderten einige Minuten. Barakat war groß, dunkel, attraktiv und leutselig, weswegen ihn die Schwester sympathisch fand. Beim Abschied tätschelte er ihre Hand. »Danke für die Information. Bis dann.«
    Netter Typ , dachte sie. Würde einen guten Ehemann abgeben.
    Lucas verließ Macy’s mit einer Tüte kurzärmliger Polohemden – Januar in Minnesota, aber irgendwann würde der Sommer bestimmt kommen – und der Information, dass in der Herrenabteilung den ganzen Vormittag über keine Winterjacken verkauft worden waren. Im Januar hatten in Minnesota alle schon eine.

NEUN
    L ucas beobachtete, eine Cola Light in der Hand, an Joe Macks Kühlschrank gelehnt, mäßig interessiert die beiden Männer von der Spurensicherung des SKA. Joe Mack wohnte in einem ordentlichen, wenn auch nüchternen Apartment mit eierschalenfarbenen Wänden in einem Komplex in Woodbury, einem Vorort etwa zehn Kilometer vom Cherries entfernt.
    Joe hatte die Wohnung mit gerahmten Postern von Harley-Davidsons und Playmates aus dem Playboy geschmückt. Er besaß eine Stereo-Fernsehkombination, die eine ganze Wand im vorderen Zimmer einnahm, und eine Hausbar mit allen nur erdenklichen Alkoholika, jedoch ohne Scotch. Im Hintergrund lief eine Janis-Joplin-CD, die einer der Männer von der Spurensicherung eingelegt hatte. Bisher waren etwa sechzig Gramm Marihuana in einem Beutel im Kühlschrank

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