Mordrausch
angepisst.«
»Bin ich auch«, sagte Lucas. »Die Frau hat zwei Kinder, eins davon haben wir gesehen. Die Kleine geht in den Kindergarten, süßes Mädchen. Hat schreckliche Angst um ihre Mom.«
»O Mann, was für eine Scheiße!«
Lucas und Del gesellten sich zu Marcy. Lucas berührte sie an der Schulter und fragte: »Wie fühlst du dich?«
»Okay«, antwortete sie und blickte zuerst ihn und dann den Van an. »Wir haben ihn. Blut, nicht ihres. Lief wohl ähnlich wie im Krankenhaus: Sie hat versucht, sich zu wehren, und ihn gekratzt.«
Marcy trat einen Schritt beiseite, damit Lucas einen Blick in den Van werfen konnte. Die Tote lag auf dem Rücken, die Beine gespreizt, die Augen offen.
Lucas, der erneut Wut über den sinnlosen Tod dieser Frau in sich aufsteigen spürte, fragte einen der Leute von der Spurensicherung: »Haben Sie noch andere Verletzungen gefunden? Wunden am Kopf? Ist sie geschlagen worden?«
»Könnte sein. Sie hat Abschürfungen an Wange und Stirn, aber die Todesursache war Strangulation.«
»Wurde ein Strick benutzt oder …«
»Sieht eher nach Fingern aus. Hat vermutlich ihre Luftröhre mit den Daumen eingedrückt.«
»Und sie vergewaltigt?«
»Darauf gibt es keine Hinweise. Ihre Kleidung ist nicht beschädigt.«
»Okay. Jeder Quadratzentimeter des Vans muss überprüft werden. Wir müssen rausfinden, ob sie hierhergefahren ist oder Joe Mack.«
»In Ordnung«, brummte der Mann von der Spurensicherung; natürlich würde er das machen. Lucas ging zu Marcy.
»Was denkst du?«, erkundigte sich diese.
»Ich denke über das nach, was Lyle Mack gesagt hat – dass Joe mit dem Taxi in die Innenstadt gefahren ist, zu Macy’s. Ich war in der Herrenabteilung. Dort erinnert sich niemand an ihn.«
»Hältst du das überhaupt für möglich?«, fragte Marcy.
»Jedenfalls wollte ich es kontrollieren. Irgendwo wird er sich eine Jacke besorgen müssen. Vielleicht hat er sie an einer anderen Kasse bezahlt. Glauben würde ich das zwar erst, wenn ich den Kassenbon sehe, aber möglich ist es.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Joe Mack ist mir nicht wie ein richtiges Arschloch vorgekommen«, antwortete Lucas mit einem Blick auf den Van. »Eher wie der Mitläufertyp. Ich kann mir vorstellen, dass er wo einbricht, jemanden mit der Waffe bedroht und was klaut, wenn er meint, dass man ihn nicht erwischt, aber … nicht das.«
»Er hatte Panik; da ist irgendein Schalter umgesprungen. Denk an die Sache mit dem alten Mann im Krankenhaus. Jemand hat ihn getreten, ohne ihn umbringen zu wollen … Das sind keine großen Leuchten«, sagte Marcy. »So was passiert.«
»Ja, stimmt. Es behaupten nur alle, dass er im Grunde ein guter Kerl ist.« Lucas schaute wieder in Richtung Van. »Und der das getan hat, ist kein guter Kerl. Der Killer hat ihr bei dem Mord in die Augen gesehen.«
Wenig später rief Virgil an. »Wir verlassen das Krankenhaus«, teilte er Lucas mit.
»Keine Neuigkeiten bei den Zwillingen?«
»Nein. Sara hat nach wie vor Probleme. Sie wollen es morgen probieren.«
»Wie geht’s Weather?«
»Alles okay, aber die Sache laugt sie aus. Die Beamten aus Minneapolis reden mit Personen, die möglicherweise zur Zeit des Überfalls hier waren. Den Leuten im Krankenhaus gefällt das nicht.«
»Es handelt sich um einen Mordfall.«
»Ich weiß, doch besonders die Ärzte haben alle Hände voll zu tun. Ein paar Leute haben sich an Weather gewandt, weil sie wissen, dass sie in die Angelegenheit verwickelt ist.«
»Scheiß drauf«, sagte Lucas. »Wann seid ihr zurück?«
»In einer Viertelstunde.«
»Bis gleich.«
Lucas erwähnte Marcy gegenüber die Spannungen zwischen Polizisten und Ärzten. Sie zuckte die Achseln. »Da kann man nicht viel machen. Ich sage meinen Leuten, dass sie so diskret wie möglich vorgehen sollen, aber nicht zu diskret.«
»Warum überfällt überhaupt jemand die Krankenhausapotheke?«, fragte Del.
»Weil das Geld bringt«, antwortete Marcy.
»Wie viel? In der Zeitung steht, der Verlust wird auf ungefähr eine Million geschätzt …«
»Weniger«, sagte Lucas. »So viel ist es nur, wenn man jeden Penny für jede auf der Straße verkaufte Tablette rechnet …«
»Sagen wir der Einfachheit halber eine halbe Million. Wenn jemand aus dem Krankenhaus an dem Coup beteiligt war, sind es insgesamt vier Leute, wahrscheinlich sogar mehr.«
»Mit Lyle Mack fünf«, sagte Lucas. »Allerdings ist er zu klein, um selbst mitgemacht zu haben.«
»Egal«, erwiderte Del. »Gehen wir
Weitere Kostenlose Bücher