Mordrausch
Gesicht aus dem Cadillac, ein riesiger Mann in marineblauer Jacke, weißem Hemd, schwarzer Hose und weißen Socken.
»Wer sind Sie?«, fragte er, während er um die Kühlerhaube von Lucas’ Truck herummarschierte.
»Staatskriminalamt«, antwortete Lucas. »Wir suchen nach Joe.«
»Den hab ich nicht gesehen«, sagte Lighter und ging an Lucas vorbei zur Veranda. Er war ungefähr zehn Zentimeter größer als Lucas, um die zwei Meter, und kräftiger gebaut. Lucas spürte seine Kraft, als er versuchte, ihn am Arm festzuhalten.
»Nehmen Sie Ihre Finger weg«, warnte ihn Lighter, und Lucas ließ ihn los.
»Das ist kein Höflichkeitsbesuch, Phil«, sagte Del. »Es geht um Mord und Entführung. Wenn Sie Joe bei sich verstecken oder wissen, wo er ist, können Sie nicht mit Nachsicht rechnen.«
»Ich hab seit Wochen nicht mehr mit Joe geredet«, erklärte Lighter mit rotem Gesicht, das von Sekunde zu Sekunde röter wurde. Gleich würde er explodieren, dachte Lucas.
»Ganz ruhig, Phil«, sagte Lucas und trat einen Schritt zurück. »Wir behaupten nicht, dass Sie etwas damit zu tun haben. Wir fragen nur, ob Sie ihn gesehen haben, und erläutern Ihnen, mit welchen Konsequenzen Sie rechnen müssen, wenn Sie uns anlügen. Wir wissen, dass er ein alter Kumpel von Ihnen ist.«
Lighter trat näher an Lucas heran und deutete in Richtung Minneapolis. »Wissen Sie, was diese Mistkerle gerade gemacht haben? Ich sollte heute zweihundert Dollar plus Trinkgeld kriegen. Deswegen habe ich andere Aufträge abgesagt. Aber als ich hinkomme, erklären sie mir, ich soll verschwinden. Den Auftrag haben sie dem Scheißschwager von meinem Scheißvorgesetzten gegeben, und ich kann mich nicht beschweren, weil sie mich sonst feuern. Dabei arbeite ich seit zehn verdammten Jahren für die …«
»Hey, Mann, damit haben wir nichts zu tun«, versuchte Del, ihn zu beschwichtigen. »Wir fragen bloß …«
»Zehn verdammte Jahre! Und euch Scheißbullen hasse ich auch«, fluchte Lighter und stürzte sich auf Del, der einen Schritt auf ihn zu gemacht hatte.
Lucas rammte ihm den Ellbogen in die Seite, so dass sie beide das Gleichgewicht verloren und zu Boden gingen.
»Hey, immer mit der Ruhe«, rief Del, und schon waren Lucas und Lighter wieder auf den Beinen.
Lucas duckte sich unter einem Fausthieb Lighters hinweg und ergriff seinen Arm, doch Lighter riss sich los und boxte Lucas gegen die Stirn. Erneut ging Lucas zu Boden, weniger aufgrund des Schlages, sondern eher wegen seiner Schuhe, die kaum Profil hatten.
Während Lucas sich hochrappelte, stürzte Lighter sich auf Del. Del schlug einmal hart gegen seine Brust, ohne die geringste Wirkung, weil seine dicke Wolljacke fast wie ein Panzer wirkte. Lighter packte Del an den Schultern und versetzte ihm einen Stoß mit dem Kopf. Dann näherte Lucas sich Lighter von hinten und klammerte sich an seinen Hals.
Lighter drehte sich, und Lucas hielt sich an ihm fest, so gut er konnte. Del mischte sich mit blutender Nase wieder in den Kampf ein. Plötzlich stieß Lighter einen Schrei aus und sank zu Boden. Del hatte ihm in die Kniekehle getreten.
Lucas versuchte, Lighter am Boden festzuhalten, doch der schüttelte ihn ab, ergriff ein Bein von Del und zog ihn in das Gerangel hinein. Lucas richtete sich halb auf und schlug Lighter seitlich ins Gesicht, so hart er konnte. Daraufhin ließ Lighter Del los, aus dessen Nase Blut spritzte. Lighter näherte sich knurrend wie ein Hund wieder Lucas.
Del schrie: »Verdammte Scheiße!«, und lief davon. Lucas wusste nicht, was er vorhatte, nur, dass er nun auf sich allein gestellt war. Er duckte sich, rollte sich weg und klammerte sich wieder an Lighters Rücken, auf dem Boden, im blutigen Schnee.
Er und Lighter beschrieben eine ganze Drehung. Während Lighter versuchte, Lucas’ Arme von seinem Hals zu lösen, kehrte Del zurück und rief: »Roll ihn noch mal rum!« Lucas drückte mit einem Bein Lighter nach oben, so dass dieser auf ihm lag. Dann hörte Lucas ein metallisches Geräusch, und Lighter stöhnte und zuckte einmal kurz. Ein weiterer Knall, und Lighters Körper erschlaffte.
Als Lucas ihn mit letzter Kraft wegschob, sah er Del mit einer schmiedeeisernen Schaufel vom Holzkohlengrill in der Hand dastehen. »Bieg ihm die Arme auf den Rücken, damit wir ihm Handschellen anlegen können.«
Als das geschafft war, blieben sie eine Weile sitzen. Lighter atmete rote Luftblasen in den Schnee. Lucas fragte Del: »Schlimm?«
»Mir tut das ganze Gesicht
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