Mordrausch
»Schmuggelware aus Kanada«, erklärte er und zündete sie ihm mit seinem Feuerzeug an.
»Heilige Scheiße«, sagte Cappy, nachdem er einen Zug genommen hatte.
»Hast du sie gesehen?«, fragte Barakat.
»Ja. Ich bin ihr bis nach Hause gefolgt«, antwortete Cappy und stieß den scharfen Rauch durch die Nase aus. »Sie hat mindestens drei bewaffnete Leibwächter. Wenn ich sie um die Ecke bringen will, muss ich mir was einfallen lassen.«
»Cappy, sei vorsichtig«, sagte Barakat. »Auch wenn du eine Mordswut auf sie hast.« Er schwieg kurz. »Mir knurrt der Magen. Ich kenne da einen Diner in St. Paul’s, in dem wir uns ungestört unterhalten können.«
»Okay.« Cappy nahm einen weiteren Zug an der Gauloise. »Gib mir noch so eine, ja?«
Barakat zog eine Zigarette für sich selbst heraus und überließ die Packung Cappy.
Sie schlüpften in eine Nische im Snelling Diner. Nachdem sie bestellt hatten, zeigte Barakat Cappy ein Beutelchen mit Kokain und sagte: »Ich verschwinde kurz auf die Herrentoilette. Bin gleich wieder da.« Er ging in eine der Kabinen, schnupfte eine Linie, wischte sich die Nase ab und überprüfte sein Aussehen im Spiegel, bevor er zu Cappy zurückkehrte.
Als er wieder neben ihm saß, fragte Cappy: »Ist noch was für mich übrig?«
»Ja«, antwortete Barakat und schob Cappy den Rest hinüber. Cappy nahm ihn, ging damit auf die Herrentoilette und war zwei Minuten später wieder zurück.
»Ich habe über Joe und Lyle nachgedacht. Die haben mich angeheuert, damit ich die Ärztin, die entführte Frau, Shooter und Mikey für sie loswerde, die angeblich ihre Freunde waren, und weißt du was? Ich glaube, du hast recht. Die werden versuchen, mich übers Ohr zu hauen, sobald ich mit der Ärztin fertig bin. Wenn ich sie beseitige, bin ich der Letzte, der Bescheid weiß. Oder du.«
Barakat nickte. »Jetzt fängst du an, logisch zu denken. Aber …«
»Aber?«
»Du wirst sie wahrscheinlich sowieso töten müssen, mein Freund. Frauen sind nichts, egal, ob Chirurginnen oder sonst was. Das ist alles nur … Angabe. Es würde deine Würde beleidigen, wenn du diese Frau ungeschoren davonkommen lässt.«
»Lass mich überlegen«, sagte Cappy. »Ich hätte da einen Plan.«
Er erklärte ihn Barakat, der das Gleiche wie Cappy dachte, wenn dieser in den Spiegel blickte: Der Junge wird nicht alt. Doch das sprach Barakat nicht aus. Er hoffte, dass er die Welt nicht allein verließ, sondern Weather Karkinnen mitnahm. Barakat fragte: »Hast du was Neues über die Macks erfahren?«
Cappy kratzte sich am Kinn. »Ich habe mit Lyle geredet und ahne, wo Joe steckt. Lyle hat Shooter und Mikey zum Haus von seiner Barkeeperin rausgeschickt. Die ist sozusagen seine Freundin; allerdings könnte es sein, dass Joe sie ebenfalls bumst. Ich vermute, dass er dort wartet. Das ist ziemlich weit draußen auf dem Land. Da findet ihn so schnell niemand.«
Die Kellnerin brachte ihre Shakes, Hamburger und Pommes. Als sie weg war, fragte Cappy: »Und, was hältst du von dem Gedanken?«
»Ich finde, wir sollten Joe suchen«, antwortete Barakat.
»Wenn wir uns Joe vorknöpfen, müssen wir uns unter Umständen auch um Lyle kümmern. Sie haben ein ziemlich enges Verhältnis.«
»Na und?«, erwiderte Barakat.
Das Koks zeigte Wirkung: Die beiden stopften sich mit Pommes voll, die Augen glänzend, die Gesichter glühend. »Wir müssen rauskriegen, wo sie den Stoff versteckt haben«, murmelte Cappy mit vollem Mund.
Als sie mit dem Essen fertig waren, wischten sie sich Hände und Gesicht mit Papierservietten ab.
»Warum hast du Joe nicht ausgeschaltet, als Gelegenheit dazu war?«, wollte Barakat wissen. »Am Flughafen?«
Cappy runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Da bin ich nicht draufgekommen. Ich sollte die Frau abmurksen, das war die Abmachung mit den Brüdern, also hab ich das erledigt. Wenn die Ärztin und die Entführung nicht wären, würde ich die Sache abblasen und mich darauf verlassen, dass sie den Mund halten. Aber das geht nicht. Wenn sie Joe lebend erwischen …«
»Wir sollten ihn uns schnappen«, sagte Barakat.
Cappy schlug vor, bis zum folgenden Tag zu warten. »Honey Bee geht normalerweise gegen sieben nach Hause. Wenn sie da ist, gestaltet sich die Aktion schwieriger.«
»Gut, aber morgen …« Barakat schwieg und sah sich um. »Wir sollten uns woanders weiterunterhalten. Mein Haus ist nicht weit weg.«
Sie gingen zu Barakat, wo dieser einen neuen Beutel mit Kokain zückte. Noch hatte er so viel
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