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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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sei Gewichtheber und hätte Steroide genommen. Zwischen zwanzig und dreißig hat er hauptsächlich als Rausschmeißer an der Hennepin Avenue gearbeitet; inzwischen ist er Fahrer beim Blackjack Limousine Service.«
    »Wie alt ist er?«, erkundigte sich Del.
    »Siebenunddreißig. Er war zwei Jahre in Stillwater, weil er 1999 nach einem Rolling-Stones-Konzert einen Polizisten aus Minneapolis namens Lancaster verprügelt hat. Angeblich hat er nicht gewusst, dass Lancaster bei der Polizei war, und gedacht, er wollte die Sicherheitsbarriere durchbrechen.«
    »An den Fall erinnere ich mich«, sagte Lucas. »Don Lancaster. Hatte einen Schädelbruch oder so was.«
    »Genau. Lighters Ausrede war fadenscheinig, denn Lancaster trug zu dem Zeitpunkt Uniform.«
    »Wirklich eine schlechte Ausrede«, bemerkte Del.
    »Ja. Er wurde mehrfach auf Entzug geschickt, schon als Jugendlicher, aber es sieht ganz so aus, als hätte das nichts gefruchtet«, erklärte Carol. »Passt also auf, Jungs.«
    Lighters Grundstück war eine Müllhalde: ein bis eineinhalb Hektar Kreuzdorn, struppiger Wacholder und Unkraut, dazwischen verrostende Autowracks aus den Achtzigern und Neunzigern, verrottete Schneemobile, entsorgte Geländemaschinen, alles um ein einstöckiges Gebäude mit grauen Teerschindeln aus den dreißiger Jahren herum.
    Eine neue Veranda ragte neben einer anachronistischen Glasschiebetür wie ein Fremdkörper aus dem Haus. Auf der Veranda stand ein riesiger Holzkohlengrill aus einem in zwei Hälften geschnittenen Metallfass, an dessen Seiten das Kochgeschirr hing. Ein alter Jeep und zwei rostige Oldsmobiles in der Auffahrt schienen noch funktionsfähig zu sein.
    »Wenn der Typ keine sechs Pitbulls hat, küss ich deinen Arsch«, verkündete Del.
    »Es sind keine Pflöcke im Hof«, sagte Lucas.
    »Du wirst schon sehen«, beharrte Del. »Sechs Stück.«
    Beim Aussteigen legten sie beide die Hand auf die Waffe und stapften dann über den knirschenden Schnee zum Haus. Als Lucas an der äußeren Tür aus Aluminium klopfte, war ein dumpfes Geräusch zu hören, als wäre jemand vom Sofa gefallen. Eine Minute später öffnete sich die innere Tür einen Spaltbreit, und eine Frau streckte die Nase heraus. »Was gibt’s?«
    Lucas hielt ihr seinen Ausweis hin. »Staatskriminalamt. Wir möchten mit Phil Lighter sprechen.«
    »Phil ist in der Arbeit«, teilte die Frau ihnen mit.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Tür ganz zu öffnen?«, fragte Lucas. »Ich kann Sie sonst nicht verstehen.«
    Sie öffnete die Tür etwa dreißig Zentimeter. Sie war eine grobschlächtige Frau mit hässlicher Frisur und ausgewaschenen blonden Strähnchen in den braunen Haaren. Und sie trug ein Sweatshirt mit der Aufschrift: Wenn ich reden wollte, hätte ich Unterwäsche angezogen. »Phil ist in der Arbeit«, wiederholte sie.
    »Wann erwarten Sie ihn zurück?«
    »Bald.« Schweigen, dann: »Verschwinden Sie lieber, bevor er kommt.«
    »Warum?«, fragte Del.
    »Weil er Cops nicht leiden kann, und im Moment hat er sowieso extrem schlechte Laune«, antwortete sie. »Er sollte die Musiker von einer Rockband chauffieren, aber sie haben ihm den Auftrag entzogen. Hat mich vor einer halben Stunde angerufen. Er ist auf dem Heimweg.« Sie öffnete die Tür weitere zwei Zentimeter, um die Straße hinunterzuschauen. Nichts.
    »Ist wohl schwierig, wenn er schlechte Laune hat, was?«, meinte Del.
    »Ja. Tief in seinem Innern ist er ein wirklich netter Kerl, aber noch tiefer drin ist er ein Arschloch.«
    »Hört sich nicht gerade nach einer harmonischen Beziehung an«, stellte Lucas fest.
    »Na ja.« Sie zuckte die Achseln. »Ein wärmender Körper in der Nacht ist besser als gar nichts.«
    »Wie viele Pitbulls haben Sie?«, erkundigte sich Del.
    »Äh … keinen. Eine Katze.«
    »Wir wollen ihm nicht ans Leder, sondern suchen einen alten Freund von ihm, Joe Mack. Joe ist nicht zufällig hier?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Nicht, wenn er jemanden erwürgt hat«, antwortete die Frau.
    »Hat er auch nicht angerufen?«
    »Nein. … Oje, zu spät.«
    Als Lucas und Del die Straße hinunterschauten, sahen sie einen alten Cadillac gemächlich heranrollen.
    »Ich dachte, er fährt eine Limousine«, bemerkte Del.
    »Die Wagen, mit denen er die Kunden chauffiert, bringt er nicht nach Hause«, erklärte sie und schloss die Tür bis auf einen winzigen Spalt. »Das ist sein Auto.« Dann schloss sie sie ganz.
    Eine Minute später bog Lighter in die Auffahrt und stieg mit ziemlich finsterem

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