Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
Vom Netzwerk:
hören. Der Motorrollerfahrer
hat die Waffe gezückt und beginnt zu laufen. Auch die junge Frau beginnt zu
laufen, drückt in rascher Folge im Innenhof eine Türklinke nach der anderen.
Verschlossen, verdammt. In Japan wird sehr viel Fisch gegessen.
Schweinsbratwürstl mit Sauerkraut sind schnell zubereitet. Der Christbaum ist
geschmückt. Der von Dachterrasse zu Dachterrasse springende Mann sieht die Frau
und sieht den sie verfolgenden Motorrolleragenten. Welcher See? Welcher Film
oder welche Filme und was ist mit den Fischersleuten? Aufgrund der rasant und
sehr laut gespielten Hintergrundmusik sind die Fragen kaum hörbar. Ohne Schnee,
ohne Schnee- und Glutschaufel, auf die getrommelt wird, ohne ihren Sitz im
Leben und genauerem Haushalt, in dem Bratwürstl mit Sauerkraut und Christbaum
mit roten sowie goldenen Kugeln sichtbar werden, reißt die Indizienkette
einfach ab, und es kommt zum Showdown. Der von Dachterrasse zu Dachterrasse
springende Mann stürzt sich auf den Motorrollerfahrer. Was folgt, ist, wie
vermutet, ein Kampf auf Leben und Tod. Endlich tauchen die Fischersleute, kurz
bevor es finster wird, in Ufernähe auf. Die Großeltern sind erleichtert.
Bratwürstl- und Sauerkrautgeruch usurpieren die Sätze und ihr Genre, das ist
die Behauptung, sie lassen sich gehen, ebenso wie die Westernhelden, die nach
wie vor erbärmlich schwitzen. Es ist der 24. Dezember, und endlich wird
ihm klar, dass er sich am Ende der Adventszeit befindet. Herzinfarkte sind laut
Statistik in Japan wesentlich weniger zu verzeichnen als bei den Europäern.
Noch immer Nebel und dazu Finsternis. Es ist siebzehn Uhr. Auf dem Tisch liegt
eine Einladung zur Willkommensfeier am 15. Juli in Bad Fucking. Da kommen
die Aale in den Höllensee zurück, und alles soll anders werden. Es ist noch ein
halbes Jahr Zeit. In diesem Augenblick explodiert die schwarze Tasche,
Fernsehapparat und Licht fallen aus. Bis 17. April 2012 bleibt es sehr,
sehr dunkel. Erstens: Was befand sich in der Tasche? Und wie kam sie ins eigene
Haus? Zweitens: Warum explodierte sie ausgerechnet am Heiligen Abend, während
»Stille Nacht, heilige Nacht« gesungen wurde? Drittens: Was ist in der Zeit
zwischen Dezember 2011 und April 2012 geschehen? An der lückenlosen Aufklärung
des Falles wird hektisch gearbeitet.

Rudolf Habringer
    Der Weihnachtsstreich
    In einem Stall bei Bethlehem
    Macht der Josef sich’s bequem.
    Nach dem leckren Sonntagsbraten
    Scheint ein Schläfchen angeraten.
    Auch Maria legt sich froh
    für ein Stündchen jetzt ins Stroh.
    Und Klein Jesus in der Krippe
    trägt ein Lächeln auf der Lippe.
    Unter praller Mittagsglut
    ruht er sanft und schlummert gut.
    Max und Moritz, diese beiden,
    mochten Josef wenig leiden.
    Hat doch dieser unverhohlen
    Max des Öftern schon versohlen.
    Während die Familie döst,
    wird Revanche eingelöst.
    Alles schläft, zwei sind hellwach,
    hurtig klettert man aufs Dach.
    Durch den Schornstein mit Vergnügen
    sehen sie die Krippe liegen,
    wo das kleine Jesukind
    friedlich ruht, geschützt vom Wind.
    Unterdessen auf dem Dache
    ist man tätig bei der Sache.
    Max hat schon mit Vorbedacht
    eine Angel mitgebracht.
    Mit Geschick krallt sich der Haken
    an der Krippe weißem Laken.
    Schwuppdiwupp, da wird nach oben
    schon die Kripp hinaufgezogen.
    Starr steht Josefs Esel da,
    brummt nur leise sein Iah.
    Und der Ochs derweil am Fressen
    Hat das Kind schon ganz vergessen.
    Max und Moritz aber munter
    Springen flugs vom Dach herunter,
    in den Karren mit dem Kind,
    und schon ist man weg geschwind.
    Hat den Kleinen wohlbedacht
    in die nahe Stadt gebracht.
    Am Basar und ungetauft
    hat man ihn dann schnell verkauft.
    Ohne Schrei’n und ohn Gejammer
    kommt das Kleinkind untern Hammer.
    Vierzig Rubel ist es wert,
    kleine Kinder sind begehrt.
    Und am nächsten Tag sodann
    Tritt es eine Schifffahrt an,
    die ins alte Rom es führt,
    wo sich seine Spur verliert.
    Als Maria nun erwachte
    und gleich an ihr Söhnchen dachte:
    »Jessas!«, war ihr erstes Wort.
    Doch die Krippe war schon fort.
    Welches Wunder! Welches Raunen!
    Auch dem Josef kommt das Staunen,
    wie er baff mit seiner Braut
    ungläubig zum Himmel schaut.
    Hat der Heilplan sich vertan?
    Ist die Auferstehung schon dran?
    Bange Fragen, banges Hoffen.
    Und die Fragen bleiben offen.
    Dieses war der Weihnachtsstreich:
    Was draus folget, ist uns gleich.

Gabriele Rittig
    Christnapping
    Eiskristalle knirschten unter meinen Hufen, als ich sicher
in den tief verschneiten Alpen aufsetzte.

Weitere Kostenlose Bücher