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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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Vereinzelte Häuser schmiegten sich an
die hoch aufragenden Berge, die glitzernd in dieser Winternacht vor mir lagen.
Der Mond schien hell vom sternenklaren Himmel und wurde vom Schnee reflektiert,
sodass es beinahe taghell war. Ein wunderschöner, wildromantischer Anblick,
wenn ich denn ein Auge dafür gehabt hätte. Hatte ich aber nicht. Meine ganze
Aufmerksamkeit galt den Spuren, die ich hier zu finden hoffte. Denn hier war es
zum letzten Mal auf dem Radar der Behörde für Weihnachtsflugaktivitäten gesichtet
worden, ehe es spurlos verschwand, das Christkind. Ja, Sie haben richtig
gelesen. Das Christkind war verschwunden, schlimmer noch. Nach den vorliegenden
Informationen musste davon ausgegangen werden, dass es sich um einen Fall von
Christnapping handelte. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurde vor ein
paar Stunden als dringend tatverdächtig mein Boss, der Weihnachtsmann,
verhaftet. Angebliche Revierstreitigkeiten sollten ihn dazu verleitet haben,
diese Tat zu begehen, und das ausgerechnet in der Nacht vor Heiligabend. Sie
können sich das Chaos kaum vorstellen, das ausbrach, als Beamte der ICF , der International Christmas Force, den Nordpol
stürmten und auf den Kopf stellten. Nun saß also der Weihnachtsmann in
Untersuchungshaft, und vom Christkind fehlte immer noch jede Spur. Und da kam
ich ins Spiel. Ich bin Inspektor Rudi Rednose. Ich bin sicher, Sie haben von
mir gehört. Als Rudolf, das drollige kleine Rentier mit der roten Nase, führe
ich den Schlitten des Weihnachtsmannes an. Die Tarnung war perfekt, bis
gestern. Nun stand ich vor der schwierigen Aufgabe, in den eigenen Reihen zu
ermitteln. Eine höchst unschöne Sache, kann ich Ihnen sagen. All die
verächtlichen Blicke der Elfen, und auch die anderen Rentiere zeigten mir
plötzlich die kalte Schulter. Aber lassen wir die Gefühlsduselei. Die Zeit
drängte. Und in meinen Hufen lag, so wie es aussah, die Zukunft des
Weihnachtsfestes und das Schicksal des Weihnachtsmannes. Stellen Sie sich bloß
vor, was geschehen würde, wenn diese Sache an die Öffentlichkeit gelangen
würde. Das Vertrauen in den Weihnachtsmann wäre vollkommen ruiniert. Welches
Kind würde denn noch einen Brief an einen verurteilten Christnapper schicken?
All die arbeitslosen Elfen, Rentiere, die obdachlos durch die Gegend streifen
müssten, ganz zu schweigen von den vielen Paketdiensten, die Verträge mit dem
Nordpol haben und dann pleitegehen würden. Die Folgen wären unabsehbar. Ich
musste also die Unschuld des Weihnachtsmannes beweisen und das Christkind
wieder auftreiben, und das innerhalb nur eines Tages. Sie sehen, ich stand
mächtig unter Druck.
    Mittlerweile hatte ich den Tatort erreicht. Aber schon auf den
ersten Blick sank meine Hoffnung, hier irgendwelche brauchbaren Spuren zu
entdecken. Es war ja nicht so, dass es an Spuren gefehlt hätte. Aber die
gehörten allesamt den Typen von der ICF . Diese
Kobolde hatten den Tatort wohl mit einem Picknick im Schnee verwechselt. Von
einer Absperrung gar nicht zu sprechen. Ich fluchte über diese Schlamperei,
machte mich aber trotzdem auf die Spurensuche.
    Eine halbe Stunde später hatte ich das gesamte Gelände inspiziert,
aber nichts Verwertbares gefunden. Seufzend setzte ich mich in den Schnee und
versuchte nachzudenken. Sollten Sie jetzt denken, Rentiere können sich ja gar
nicht hinsetzen, dann irren Sie. Zugegeben, es sieht nicht besonders elegant
aus, und deshalb tun wir es auch nicht, wenn jemand zusieht. Ich aber war
allein, mutterseelenallein in dieser kalten Winternacht irgendwo in den tief
verschneiten Alpen. Mein Blick schweifte über die vereinzelten Bäume, deren
tief hängende Äste schwer mit Schnee beladen waren. Auch dort befanden sich
Spuren im Schnee. Tierspuren allerdings. Hauptsächlich Rehspuren, wie mein
geschultes Auge feststellte. Aber auch eine Bergziege musste sich hier
herumgetrieben haben, und die Spuren eines … Ich sprang auf, um mir die Sache
näher anzusehen. Konnte es tatsächlich sein? In meinem Rentiergehirn glühten
die Synapsen, als ich zu kombinieren begann. Eigentlich war es ja ganz einfach.
Denn wie bei jedem anderen Verbrechen auch war der Schlüssel das Motiv.
Zugegeben, der Weihnachtsmann hätte ein Motiv. Immerhin musste er sich diesen
Planeten mit dem Christkind teilen. Eine Tatsache, die schon in so manch
schlechtem TV -Spot für Gesprächsstoff gesorgt
hatte. Aber der Weihnachtsmann war ein gemütlicher, in die Jahre gekommener
Mann mit weißem Bart und einem dicken

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