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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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geschlüpft war. Genau genommen sah er mit seiner runden Nickelbrille aus wie der Geist John Lennons. Die Atmosphäre hier unten im Keller der Staatsbibliothek war einfach zu seltsam.
    »Sie müssen schon mit in die Rumpelkammer«, sagte der Mann. Sandra folgte ihm und konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken. Es war aber auch eine zu lustige Vorstellung, dass Lennons Geist in den Kellern einer Münchner Bibliothek herumspukte.
    Dabei war der Mann, der sich ihr als Anselm Kunde vorgestellt hatte, ein echter Glücksfall. Ein Theologe, der sich mit der Frage beschäftigte, inwieweit Luthers Thesen anfäng lich auch in bayerischen Klöstern Anhänger gefunden hatten. Schließlich habe Luther selbst im telefonlosen 16. Jahrhundert über sehr gute Kontakte in ganz Deutschland verfügt. Von den Spuren seien selbstverständlich die meisten später verwischt worden, behauptete der Theologe.
    Wie lange er denn schon in den alten Archiven grabe, wollte Sandra wissen, doch der überaus jugendlich wirkende Mann lächelte nur. Sandra hatte den Eindruck, dass er sich hier unten ausgesprochen wohl fühlte. Trotz der niedrigen Decken war sein Gang aufrecht.
    »Kommen Sie«, sagte er und dirigierte Sandra in den nächsten Gang. Die Regale hier enthielten gewaltige Folianten, die in weißes Leder gebunden waren. Jeder einzelne der Bände mochte Tausende von Seiten umfassen.
    »Das ist nichts«, sagte Anselm Kunde. »Alles Inventarlisten und Geschäftsberichte. Was wurde an Obst und Gemüse verkauft, was zum Klosterbetrieb hinzuerworben. Mit ein bisschen Glück findet man ein paar Geschäftsbriefe mit persönlichen Randbemerkungen. Bier wurde selbstverständlich auch verkauft.«
    »Sie lesen das doch nicht etwa alles durch?«
    So schlimm sei das gar nicht, unter den Mönchen in den Schreibstuben habe es echte Witzbolde gegeben, man müsse nur ihre Anmerkungen zu verstehen wissen.
    Einige Abzweigungen weiter erreichten sie einen Raum, in dem die Bücher achtlos in die Regale gestapelt worden waren. Deutlich sah man einigen von ihnen die Gebrauchsspuren von häufiger und intensiver Lektüre an.
    »Das hier ist das eigentlich Interessante«, sagte Anselm Kunde und deutete auf einen Einband.
    »Die Flecken?«
    »Genau. Was haben die Mönche während des Lesens gegessen, wie war es zubereitet, welche Tricks hatten sie beim Würzen … das ist ein noch vollkommen unentdecktes Forschungsfeld. Könnte man mit chemischer Analyse herausfinden.«
    »Würzen? Das steht doch sicher …«
    »Ich bin überzeugt, dass sie ein paar tolle Kräuter kannten, die auch mal …« Mit einer Geste deutete er an, dass einige Kräuter den Mönchen wahrscheinlich einen ordentlichen Rausch verschafft hatten. »Das nannten einige dann ›Gotteserfahrung‹«, sagte Kunde. »Dabei waren die einfach nur high. Wenn ich an die Pilze denke …«
    Dann zählte er Sandra die Klöster auf, deren Sammlungen dieser Raum barg. »Und mit Bierbrauen hatten sie alle zu tun.«
    »Wieso?«, fragte Sandra.
    »Bier war eine erlaubte Speise, die den Mönchen über die lange fleischlose Fastenzeit vom Aschermittwoch bis Ostern geholfen hat. Na ja, und die Gotteserfahrung wurde gleich mitgeliefert«, sagte der Theologe lachend. »Und es ging um gehaltvolle Ernährung. Bier ist sehr nährstoff- und vitaminreich.«
    Nachdem er Sandra allein gelassen hatte, begann sie die Regalreihen abzuschreiten. Sie suchte Signaturen, die jener ähnelten, die sie auf der Kopie aus Berkens’ Badezimmer gefunden hatten. Zum Glück hatte sie eine Taschenlampe dabei, denn zahlreiche Beschriftungen der Buchrücken waren stark verblichen oder abgegriffen und darum schlecht leserlich.
    Nach mehr als zwei Stunden widmete sie sich den Kartons. Da sie jeden einzelnen auspacken musste, um auch an die unteren Bücher zu gelangen, würde sie sicher Tage brauchen, um sich auch nur halbwegs einen Überblick zu verschaffen. Gabriel würde nicht begeistert sein.
    Eben hatte sie den zehnten Karton in Angriff genommen, als Anselm Kunde wieder vor ihr stand. Seinem staubbedeckten Gesicht war anzusehen, dass auch er nicht untätig gewesen war.
    »Was mir gar keine Ruhe lässt, was sucht die Polizei hier unten? Cold Cases?« Er brach in ein helles Kichern aus.
    »Es geht um einen …« Sandra zögerte. »Es geht um einen gewissen Berkens, und wir suchen …«
    »Um Peter?«
    »Sie kannten ihn?«
    14.
    »Der stirbt, sehen Sie doch, der stirbt! Um Gottes willen!«
    Mit einer besänftigenden Geste versuchte Gabriel die

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