Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
Kollege?«
»Ferdinand Kühn«, sagte Gabriel müde.
»Und der hat solche stümperhaften Fotos gemacht?«
»Nein, sein Assistent oder so.«
»Und der hat dir die Fotos gegeben?«
»Nein.«
»Sondern?«
Gabriel schwieg.
»Er hat die Kamera geklaut«, sagte Sandra endlich, die keine Lust mehr auf dieses Hin und Her hatte.
»Dazu sage ich jetzt mal nichts«, erklärte von Steeken würdevoll. »Gar nichts.«
»Also gefesselt, vermutest du. Hm.« Gabriel überlegte.
»Ja, möglicherweise. Alles andere soll dir dieser Kühn sagen, den ich übrigens nicht persönlich kenne, sondern nur vom Hörensagen. Ein schielender Eigenbrötler, unzufrieden mit sich und der Welt. Sagt man zumindest. Na ja, nicht jeder kann stets so fröhlich sein, wie ich es bin.«
»Ich muss jetzt ins Bett«, sagte Gabriel, und das stimmte auch. Ihm war, als könnte er jeden Moment vom Stuhl sinken.
»Gute Nacht, mein Lieber«, sagte von Steeken. »Und jetzt versuch mal bitte, allein den Computer herunterzufahren, und lass dabei die Kamera an. Ich möchte zu solch später Stunde noch was zu lachen haben.«
»Sehr witzig«, brummte Gabriel, während Sandra fast platzte vor unterdrücktem Lachen.
Später lag er im Bett und hing seinen Gedanken nach, während Mutter leise neben ihm auf dem Boden schnarchte. Langsam glitt er in den Schlaf hinüber und war plötzlich sehr glücklich. Er träumte davon, in Hamburg zu sein, weit weg von Bayern, und er träumte davon, mit seinen Kindern zu Hause am Herd zu stehen und ein leckeres Gulasch mit Majoran zu kochen.
Oh, wie schön das war.
•
Am nächsten Morgen saßen sie um Punkt sieben beim Frühstück. Gabriel hatte noch einmal mit München telefoniert, und man hatte ihn nun offiziell für diesen Fall abgeordnet, denn die Mordkommission II war noch immer mit der toten Geliebten eines Politikers befasst. Schmerbauch konnte also nichts mehr ausrichten. Er musste sogar kooperativ sein, denn Gabriel war immerhin in einem bundesweiten Programm der Landeskriminalämter , und da sollte man gut zusammenarbeiten und sich austauschen. Es war sozusagen perfekt.
Als nächster Punkt stand die Befragung der Mitarbeiter im Immobilienbüro an. Dazu hatte Gabriel gestern keine Zeit mehr gehabt. Aber er hatte zwei Männer von der Spurensicherung hingeschickt, die das Gebäude räumen und alles versiegeln ließen.
Mutter hatte ihr Futter schon bekommen. Sie saß nun erwartungsvoll neben ihnen und wartete auf den Aufbruch zum morgendlichen Spaziergang.
»Noch Kaffee, Chef?« Sandra sah aus wie das blühende Leben. Sie hatte gestern ja auch kaum was getrunken. Und auch jetzt aß sie nur frisches Obst mit Joghurt, während Gabriel sich Bertas frische Brötchen und das selbst ge machte Gelee einverleibte, als wäre es seine letzte Mahlzeit. Und dann dieser Schinken! Wurst und Fleisch hatten sie früher, als sie noch einen Hof hatten, selbst hergestellt, hatte Berta erzählt. Jetzt bezog sie ihre Wurstwaren aus dem Nachbarort.
Alfred kam an den Tisch. »Alles recht so?«
Sandra strahlte ihn an. »Wunderbar. Das Obst ist himmlisch.«
»Alles aus dem eigenen Garten«, sagte Alfred erfreut. »Schön, dass es schmeckt.« Er ging zum Fenster und öffnete die Flügel weit. »Heute wird es heiß werden«, sagte er dann und kam wieder zurück. »Und – was steht denn bei Ihnen heut an? Ein kleiner Ausflug in die Umgebung vielleicht?«
Gabriel glaubte nicht recht zu hören.
»Äh … Zwei Menschen sind umgebracht und in einem Teich versenkt worden. Wir sind von der Polizei und machen heute bestimmt keinen Ausflug. Weder in die Umgebung noch sonst wohin.«
Alfred zuckte mit den Schultern. »War ja nur ein Vorschlag. Bei dem schönen Wetter – und lebendig werden der Reifenberger und der Debus auch nicht wieder, wenn Sie immer nur arbeiten. Was ist eigentlich mit dem Stift? Der Hubert hat gestern danach gefragt.«
Sandra ließ ihren Löffel sinken. »Was soll denn damit sein?«
»Na, der war teuer«, sagte Alfred, und diese Aussage schien ihm nicht im Geringsten peinlich zu sein. »Der hat den Verein bestimmt zweihundert Euro gekostet. Und jetzt braucht der Valentin den Stift ja nicht mehr.«
»Wir werden das überprüfen«, sagte Sandra höflich. Den Rucksack hatte Gabriel gestern der Spusi übergeben, und auch die wollte sich melden, wenn es etwas Mitteilenswertes gab.
Gabriel nahm seine Kaffeetasse, stand auf und ging zum offenen Fenster. Sandra folgte ihm. Während Alfred den Raum verließ, starrte Gabriel
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