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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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weitgehend zahnlosen Mund, in dem sich nur mehr ein paar gräuliche Stummel befanden. Der fehlende Appetit mochte weniger mit dem Sojagranulat zusammenhängen als mit der Tatsache, dass dem Mann der nötige Biss fehlte, um selbst dieses recht weiche Gericht zu kauen. Gabriel schätzte ihn auf mindestens Mitte achtzig. Hatte sich der Greis hierher zurückgezogen, um sich auf den Übergang in sein nächstes Leben vorzubereiten?
    Neben ihm saß ein sehr dünnes junges Mädchen respektive eine junge Frau – nur sie selbst hielt sich wahrscheinlich schon für erwachsen –, die sich über irgendetwas köstlich zu amüsieren schien. Als sie bemerkte, dass Gabriel sie betrachtete, senkte sie den Blick auf ihren Teller und bemühte sich, eine ernste Miene aufzusetzen. Es wollte ihr freilich nicht sehr überzeugend gelingen, und sie hielt es auch nicht lange durch. Immerhin schaffte sie es, nur noch dezent zu schmunzeln und nicht laut vor sich hin zu kichern. Schade war nur, dass sie dem jungen Mann, der an ihrer linken Seite rechts neben Gabriel saß, nichts von ihrer guten Laune abgeben konnte. Er wirkte ungewöhnlich ernst, ja verschlossen, und beteiligte sich nicht an dem ansonsten durchaus lebhaften Tischgespräch. Der düstere junge Mann schien überhaupt nicht zuzuhören, er blieb selbst die Antwort auf die zwischendurch an ihn gerichtete Frage, ob er noch einen Nachschlag wolle, schuldig. Gabriel beschloss, bei seiner Befragung der Bewohner nach dem Essen mit ihm anzufangen.
    Zu seiner Linken saßen neben Gräfin Goschi zwei Frauen mittleren Alters, die eine damenhaft-elegant, die andere ein sportlich-herber Typ mit einer fast männlich anmutenden Kurzhaarfrisur. Ihrer wettergegerbten Haut und der schmuddeligen Funktionskleidung nach zu urteilen nutzte sie den Aufenthalt in der Villa in erster Linie zum Wandern und pflegte durch Matsch und Pfützen offenbar immer den direkten Weg zu nehmen. Gabriel erinnerte sich, dass sie beim Eintreten ins Haus zwei dieser albernen neumodischen Wanderstöcke in den Schirmständer gerammt hatte.
    »… ein neuer Gast im Hause. Wer weiß, vielleicht können wir sie schon heute Abend in unserer Mitte begrüßen«, drang es an sein Ohr. Gabriel bemerkte, dass er mit seinen Gedanken mindestens ebenso weit abgeschweift war wie der junge Mann. Gräfin Goschi legte eine altersfleckige Hand auf seinen Unterarm und schaute ihm auffordernd ins Gesicht: »Wie steht es, Herr Kommissar? Dürfen wir?«
    Sie dachte doch nicht allen Ernstes, er würde sich für irgendeines seiner verflossenen Leben interessieren? Behutsam, aber entschlossen entzog er ihr seinen Arm, indem er ein Taschentuch aus seiner Hosentasche hervorkramte. Um Zeit zu gewinnen, putzte er sich erst einmal gründlich die Nase. Daran hatte er gut getan, denn sie plauderte unterdes weiter, und das Missverständnis klärte sich von selbst auf.
    »Das scheint mir eine sehr interessante Anfrage zu sein, Herr Kommissar, vielmehr, eine sehr interessante junge Frau mit einer sehr, sehr alten Seele. Ich bin sicher, dass ich ihr bei den in ihrem Leben jetzt anstehenden Problemen helfen kann. Ihr stehen zurzeit große Veränderungen ins Haus, da braucht ein junger Mensch seriöse Begleitung.«
    Ringsum nahm Gabriel zustimmendes Nicken wahr. Wenn er jetzt Nein sagte, brachte er die gesamte Tischrunde gegen sich auf, so viel war klar. Aber wozu sollte er eigentlich zustimmen? Sollte die Gräfin doch aufnehmen, wen sie wollte, was hatte er damit zu schaffen? Glücklicherweise ging es ja nicht um seinen eigenen Einzug in die Villa.
    Sie antwortete, als hätte sie seine Gedanken gelesen: »Wir könnten Konrads Sachen in zwei, drei Kartons packen und auf dem Dachboden zwischenlagern, bis wir wissen, was damit passieren soll. Viel ist es nicht, wie die meisten meiner Gäste war er klug und hat seinen irdischen Besitz hinter sich gelassen.« Wieder zustimmendes Nicken der übrigen Gäste. »Aber vielleicht möchten Sie vorher noch einen Blick auf Konrads, ich meine, Dr. Bettermanns Sachen werfen?«
    Endlich hatte Gabriel ihr Anliegen verstanden. Sie wollte, dass er das Zimmer des Toten freigab, damit sie es neu vermieten konnte. »Verdienstausfall, Steuernachzahlung, berechtigtes Geschäftsinteresse«, lauteten die Stichworte, die erst jetzt, im Nachhinein, in sein Bewusstsein drangen. In diesem Moment wurde ihm klar, dass es sich bei dieser »interessanten jungen Frau mit sehr, sehr alter Seele« höchstwahrscheinlich um Sandra handelte. In

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