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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
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Flachlandfluss, auf dem manchmal Kanuten wanderten oder im Sommer Badewannen-Rennen stattfanden. Heiner fuhr mit seiner Fracht rechts ran und beobachtete auf der anderen Seite den Graureiher, wie er auf einem Bein am Ufer stand und ebenfalls auf das Wasser sah, bereit, ungestraft zu morden.
    Heiners Mission gewann wieder die Oberhand … und außerdem war die Niers an dieser Stelle viel zu niedrig und selbst wenn jetzt Hochwasser gewesen wäre, war es mit der Leichenbeseitigung Essig, denn bei Hochwasser lösten sie das Problem sehr schnell und öffneten die Metallplatten in den Kanälen. Der Reiher erhob sich plötzlich elegant und lautlos in die Lüfte, warnte ihn so vor dem Ungetüm, das langsam die Niers hochkroch. Es sah aus wie ein Ponton, jedoch mit einem riesigen Messerbalken in der Mitte, der sich erbarmungslos durch die hohen Wasserpflanzen fraß. Spätestens jetzt hätte der Alte einen Fassonschnitt bekommen.
    Heiner griff zum Handy und wählte Hillas Nummer.
    *
    Mia hatte in der Nacht schwer gearbeitet und ihre Trödelsachen für den nächsten Markt bereitgestellt. Am Morgen öffnete sie erwartungsvoll die Speichertür, knipste das Licht an und sah das Drama live und in Farbe. Nichts war zurechtgestellt. Es war halt nur ein Traum gewesen, obwohl ihr sämtliche Knochen wehtaten. Sie besah sich den Rummel und fragte sich, ob das die ersten Anzeichen eines Messies waren, wenn sie alte, gebrauchte Gegenstände hortete und sich nur für viel Geld davon trennen konnte. War es auch krankhaft, diese so entstandene Lücke dann sofort und mit zittrigen Händen und einem Griff ins Portemonnaie wieder schließen zu wollen? Wen sollte sie fragen? Einen Psychiater? Für das Geld konnte sie gleich etwas neues Altes kaufen.
    Mia räumte die leichten Gegenstände von A nach F und die schweren von links nach rechts. Dann versuchte sie es umgekehrt und beschloss, diesen Sonntag unter einem bestimmten Thema zu trödeln. Nur so würde ihr Tisch unter den vielen Tischen mit dem vielen Trödelkram auffallen. Nur – wenn Mia Pech hatte und ihr Thema im Moment nicht ansprechend genug war, dann fuhr sie wieder mit vollen Kartons nach Hause.
    Ach, was störte es sie. Am nächsten Mittwoch war wieder etwas an der Trabrennbahn in Mönchengladbach los. Außerdem war sie mit der Figur für den reichen Hundebesitzer aus Dinslaken fertig geworden. Er hatte bei ihr eine stilisierte Büste seines Windhundes Attila in Alabastergips bestellt. Noch nie hatte sie solch eine einfache Büste gehauen: lange Nase, Hals, fertig. Dagegen war ein Elefant eine schwierige Nummer und brachte noch längst nicht so viel.
    Mia fiel beim Umräumen der Kartons das niederrheinische Bauerngemälde in die Hände. Der dazugehörige Zettel, den sie hinter dem Holzrahmen der gespannten Leinwand gefunden hatte, lag auf ihrem Schreibtisch. Den Text zu entschlüsseln stellte sich schwieriger dar als gedacht. Er hörte sich an wie ein Sinnspruch, aber in welcher Sprache? Erst wenn sie das herausgefunden hatte, wollte sie das Bild gegen Aufpreis verkaufen. Sobald Mia dieses Gemälde sah, kamen die Erinnerungen an die Sündenfälle in Moers hoch. Erinnerte sie sich an die Schwierigkeiten, die Waldemar als Priester in seiner ersten Gemeinde gehabt hatte. Es hatte sie eine Menge Energie gekostet, ihn da rauszuholen, aber zusammen mit der Kommissarin Lilo Schütz, Luigi und noch so einigen war es ihr schließlich gelungen. Wie es der Kommissarin wohl gehen mochte? Sie wollte es nicht wirklich wissen, denn dann wäre sie mitten in ihrem zweiten Mordfall, und da war so ein Trödelmarkttag doch wesentlich beschaulicher.
    *
    »ES GEHT NICHT!«
    Hilla verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie hielt den Hörer vom Ohr. Sie hätte Heiners Stimme beinahe nicht erkannt, so verzweifelt klang sie.
    Hilla bockte. »Na und?«, fragte sie. »Was kann ich dafür, wenn du es nicht schaffst. Warum bist du abgehauen? Ich wollte dir helfen.«
    »Du – mir helfen? Das kenne ich, dann hätten wir den Alten sofort zur Polizei fahren können. Ich bringe ihn jetzt wieder in sein Haus und dann überlegen wir in Ruhe. Wann kannst du da sein?«
    »Kommt nicht in Frage! Es sei denn … du versprichst mir, dich von Gitti zu trennen. Dann können wir ein paar Tage beim Alten wohnen und in Ruhe über unsere gemeinsame Zukunft nachdenken.«
    »WIE STELLST DU DIR DAS VOR?«
    »Sehr schön – natürlich abgesehen vom Toten.«
    »Du hast sie ja nicht mehr alle. Bilde dir bloß nichts darauf ein. Nur weil ich

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