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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hier, die es absurd findet, dass ich dafür bezahlen muss, auf meinem eigenen Grund und Boden zu parken, und dass ich dafür bestraft werde, wenn ich zu lange parke? Das ist unamerikanisch. Das ist geradezu … geradezu … faschistisch –«
    Diesmal setzte er nicht die Hand ein, um mir den Mund zu verschließen. Diesmal nahm er seine Lippen.

29
    Über Nacht wurde es wieder kalt, und gegen Morgen hatte es zu regnen begonnen. Normalerweise ging ich am Samstagfrüh arbeiten, weil samstags immer viel los war, doch als ich mit Lynn telefoniert hatte, hatte sie mir erzählt, dass sich JoAnn sehr gut mache, und mir vorgeschlagen, ihr einen Ganztagsjob anzubieten. Ich war einverstanden, denn andernfalls hätte ich die nächsten drei Wochen nicht überstanden.
    Wyatt schlief bis in den Vormittag, quer über das Bett gestreckt, während ich mir den Morgen damit versüßte, die Liste seiner Verfehlungen zu vervollständigen. Als würde ich etwas so Wichtiges vergessen. Gewiss nicht. Ich kuschelte mich in seinen großen Sessel, hatte eine Decke über die Beine gezogen und genoss es ungemein, den Vormittag zu vertrödeln. Der Regen schien jede Eile fortzuspülen. Ich höre dem Regen für mein Leben gern zu, aber gewöhnlich komme ich nicht dazu, weil ich zu viel zu tun habe. Ich fühlte mich in meinem Nest an Wyatts Seite geborgen und glücklich und überließ es den Detectives, meine Verfolgerin aufzuspüren. Mit den Mietwagen waren sie garantiert auf der richtigen Spur, das spürte ich.
    Und ich konnte wieder sprechen. Zu meiner großen Freude konnte ich tatsächlich wieder sprechen. Meine Stimme klang zwar noch knorzig, aber sie funktionierte. Ich hätte nie eine von diesen Nonnen werden können, die ein Schweigegelübde ablegen. Wenn ich es recht überlege, hätte ich überhaupt nie Nonne werden können, basta.
    Ich rief Mom an und unterhielt mich mit ihr. Sie hatte mit Sally gesprochen und war ungeheuer erleichtert; Sally hatte Jazz schon angerufen und sich entschuldigt, beide wollten sich noch heute Vormittag treffen und miteinander reden. Ich fragte, ob ich vielleicht bis morgen warten sollte, bevor ich meinen Stoff zu Sally brachte, und Mom sagte ja. Ich konnte das nachvollziehen, nachdem ich selbst eben erst so etwas wie eine Versöhnung mit Wyatt hinter mich gebracht hatte.
    Dann rief ich Siana an, und wir plauderten ein wenig. Nachdem ich aufgelegt hatte, trug ich meine neuen Kleider nach oben und legte sie auf dem Bett im Gästezimmer aus. Ich probierte der Reihe nach meine neuen Schuhe an und ging darin auf und ab, um mich davon zu überzeugen, dass die Zehen genug Spiel hatten. Inzwischen war auch Wyatt aufgewacht; ich hörte, wie er zum Kaffeetrinken nach unten ging, dann kam er wieder herauf, um mit seiner Tasse im Türrahmen zu lehnen und mich mit einem schläfrigen Schmunzeln zu beobachten.
    Aus einem unbegreiflichen Grund war er von meinen Schuhen gebannt. Dabei hatte ich nur die Grundausstattung gekauft: Turnschuhe fürs Studio – drei Paar –, dazu High Heels, außerdem Clogs und schwarze Pumps, ein Paar schwarze Schuhe und, na schön, die Liste ließe sich fortsetzen.
    »Wie viele Paare an schwarzen Schuhen brauchst du eigentlich?«, fragte er schließlich, den Blick auf die Schuhreihe am Boden gerichtet.
    Okay, Schuhe sind nichts zum Lachen. Ich sah ihn kühl an. »Ein Paar mehr, als ich besitze.«
    »Warum hast du dann nicht ein Paar mehr gekauft?«
    »Weil ich immer noch ein Paar mehr brauchen würde.«
    Er sagte: »Hmm«, und ließ das Thema klugerweise fallen.
    Beim Frühstück erzählte ich ihm, dass der Streit zwischen Sally und Jazz hoffentlich bereinigt war. Er sah mich verdutzt an. »Wie hast du das angestellt? Du musstest dich vor einer Verrückten verstecken, und dein Haus wurde niedergebrannt. Wann hast du dazu Zeit gefunden?«
    »Ich habe sie mir genommen. Verzweiflung motiviert ungemein.« Ich war selbst ein bisschen erstaunt. Er hatte tatsächlich keine Ahnung, wie verzweifelt ich gewesen war.
    Nach dem Frühstück ging ich wieder nach oben und machte mich an meinen neuen Anziehsachen zu schaffen: Ich schnitt die Etiketten ab, wusch alles, was vor dem Tragen gewaschen werden musste, glättete eigensinnige Falten und räumte Wyatts Kleiderschrank so um, dass ich meine Kleider hineinhängen konnte. Nur dass es jetzt nicht mehr Wyatts Kleiderschrank war, sondern unser Kleiderschrank, was wiederum bedeutete, dass drei Viertel davon mir gehörten. Das war vorerst okay, meine spärliche

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