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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Waffe zurücklassen, um uns in die Irre zu führen – so was kann er planen. Aber er kann nicht gegen seine Natur an. Also greift er mit der rechten Hand in ihre Haare, zerschneidet ihr mit der linken den Hals, sie fällt nach vorne, er steht, über sie gebeugt, und legt das Messer neben sie. Auf welche Seite wohl?«
    »Die linke.«
    »Stimmt. Da lag es auch.«
    »Er könnte das bewusst getan haben. Vielleicht ist er ein besonders raffinierter Rechtshänder.«
    »Mag sein. Aber glauben Sie daran?«
    »Nein. Und wo fahren wir jetzt hin?«
    »Zum Italiener. Ist doch klar.«
     
    Rabenhorst quengelte, und nichts war klar. Cüpper saß entsprechend missgelaunt vor seinem Sprudelwasser, während der Köbes fleißig Kölsch an ihm vorbeitrug. Rabenhorst stocherte in seinem Sauerbraten herum und suchte nach Rosinen.
    »Und? Zäh?«
    »Mir schmeckt’s«, beharrte Rabenhorst trotzig.
    »Gut. Sie sind ausgeladen.«
    »Wieso? Sie haben mich doch gar nicht eingeladen.«
    »Natürlich hab ich das!«
    »Nicht richtig.«
    »Ich werde schon geahnt haben, warum. Perlen vor die Säue. Wissen Sie eigentlich, was uns fehlt, Rabenhorst?«
    »Der Mörder?«
    »Eine Renaissance der Kölner Küche, Sie Schafskopf! Früher wurde der Sauerbraten vom Pferd gemacht, lag ewig und drei Tage in Essig, Weißwein und Gewürzen, bis Sie ihn fast lutschen konnten. Dann wurde er geschmort und immer wieder übergossen, und die Rosinen waren mindestens so groß wie Ihr Gehirn. Dazu gab es Knödel. Nicht aus der Packung! Mann, Rabenhorst, wussten Sie, dass Knödel nicht in der Packung erfunden worden sind, haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
    »Schreiben Sie ein Buch«, sagte Rabenhorst.
    Cüpper starrte auf seine Bockwurst.
    »Schon komisch«, sagte er nach einer Weile. »Es kommt ja vor, dass man mit seinen Eltern nicht so richtig kann. Aber seiner Mutter den Tod an den Hals zu wünschen …«
    »Wenn ich Sie recht verstanden habe, hat Marion Ried die Sache nicht direkt bedauert, aber auch nicht unbedingt herbeigewünscht.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Cüpper schüttelte den Kopf. »Ziemlich verstört, die Kleine.«
    »Wundert Sie das?«
    »Wie man’s nimmt. Ihr Verhalten hatte was Neurotisches. So viel Hass!«
    »Allseits unbeliebt, die gute Inka.«
    »Ja. Das muss man sich mal vorstellen. Ihr Mann quittiert ihren Tod mit einem Achselzucken, Astrid Hasling hätte ihr mit Sicherheit gern selbst die Kehle durchgeschnitten …«
    »Vielleicht hat sie«, bemerkte Rabenhorst.
    »Ja. Vielleicht.«
    »Dieser Renz war auch nicht gerade gut auf sie zu sprechen.«
    »Und die Tochter macht keinen Hehl daraus, dass ihre Mutter bekommen hat, was ihr zustand. Muss ein wahrhaft reizender Mensch gewesen sein. Gut. Schauen wir mal, wer ein Alibi hat.«
    »Fritz von Barneck.«
    »Offensichtlich. Renz ebenfalls, wie’s aussieht.«
    »Sonst aber keiner. Dieser Schramm …«
    Cüpper winkte ab. »Vergessen Sie Schramm. Wir können ihn von mir aus überprüfen, aber er war’s nicht. Bleiben fürs Erste Astrid Hasling und Marion Ried. Die eine war betrunken, die andere im Kino. Keine Zeugen.«
    »Chef! Die eigene Mutter umzubringen!«
    »Stecken Sie Ihre Nase mal in griechische Sagen, dann wissen Sie, wie Verwandte miteinander umgehen. Aber gut, ich hab ja nicht gesagt, dass sie es war. Noch habe ich gar nichts gesagt.«
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    »Kurz aufs Revier. Inzwischen müssten ein paar Resultate da sein. Essen Sie das noch?«
    »Was?«
    »Die Scheibe Fleisch. Man hat sie immerhin in einer großen Fabrik mit Liebe und Sorgfalt abgeschnippelt. Dann ist sie zusammen mit zig Brüdern und Schwestern in ein Säurebad gewandert, voll mit Konservierungsstoffen und anderen leckeren Sachen, anschließend hat man sie zu Tode gekocht, abkühlen lassen, tiefgefroren und dann …«
    Rabenhorst schob seinen Teller weg.
    »Gehen wir.«
    Cüpper grinste. »Wenn ich Ihrer Mutter erzähle, dass Sie das gegessen haben, kommen Sie in den Keller.«
    Rabenhorst spießte Cüpper mit dem Zeigefinger auf. »Sie laden mich ein. Ich sag’s Ihnen.«
    »Ich denke drüber nach.«
     
    Zurückgekehrt von Freud und Leid kölscher Brauhäuser, wurde Cüpper inmitten der heillosen Unordnung auf seinem Schreibtisch fündig. Der Bericht sagte aus, dass kurz vor Mitternacht bei mehreren Leuten im Bazaar geschellt worden war. Es schien, als hätte jemand wahllos die Hand auf das Klingelfeld gedrückt. Der späte Besucher und wahrscheinliche Mörder hatte somit keinen

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