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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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mich ins Bett gelegt. Gelesen. Ohne Zeugen. Im Kino war ich auch alleine. Ebenfalls ohne Zeugen. Noch was?«
    »Ja. Haben Sie Ihre Mutter umgebracht?«
    »Nein. Sie Ihre?«
    »Verdammt noch mal, es reicht. Was ist denn los mit Ihnen?«
    »Nichts. Lassen Sie mich zu meinen Katzen.«
    Cüpper biss sich auf die Lippen. Seine Wange brannte.
    »Haben Sie denn gar kein Mitgefühl?«, fragte er.
    »Nein. Meine Mutter war ein Aas. Es gab in ihrem Leben tausend Leute, die sie von ganzem Herzen verabscheuten.«
    »So wie Sie.«
    »Dass ich Inkas Tochter bin, ist Zufall. Kann ich nichts dran machen. Schätze, sie hat bekommen, was ihr zustand. Schönen Tag noch.«
    »Frau Ried!«
    »Was denn jetzt noch, Hosenscheißer?«
    Er überhörte den Hosenscheißer, zog eine Karte hervor und steckte sie in die rechte Brusttasche ihres Overalls.
    »Wann haben Sie Feierabend?«
    Sie starrte ihn an. »Was soll das, Bulle? Hast du Notstand?«
    »Nein. Ich bedaure den Tod Ihrer Mutter zutiefst. Sie haben mein ganzes Beileid. Trotzdem bitte ich Sie, Ihren Kummer für die Dauer eines Augenblicks zu meistern und meine Frage zu beantworten.« Cüpper lächelte dünn. »Andernfalls sehe ich mich gezwungen, Sie durch den Wolf zu drehen und an Ihre heiß geliebten Katzen zu verfüttern.«
    Er sah vor seinem geistigen Auge die nächste Ohrfeige heransausen, aber die Prügel blieben aus.
    »Dazu hättest du doch nicht den Mumm«, murmelte sie.
    »Stimmt. Das mit den Katzen würde ich mir noch mal überlegen, als Tierfreund. Wann haben Sie Feierabend?«
    »Um fünf.«
    »Ich erwarte Sie um Viertel nach fünf auf dem Revier.«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Cüpper wandte sich kopfschüttelnd ab und stakste davon.
    »Und wenn nicht?«, rief sie ihm hinterher.
    Er ging weiter. Später würden ihm tausend treffliche Erwiderungen einfallen. Augenblicklich war er sprachlos.
    Pathologie
    Rabenhorst wartete seit einer knappen Viertelstunde, als sein Chef im gerichtsmedizinischen Institut am Melatengürtel eintraf. Im Gegensatz zu Cüpper hasste er die Königin von Saba und gab sich wortkarg. Gemeinsam nahmen sie den Aufzug in den ersten Stock.
    Die Königin von Saba hob das Tuch, als wollte sie einen rotkarierten Elefanten präsentieren. Als sie es zurückgeschlagen hatte, lag der nackte Körper Inka von Barnecks vor ihnen. Die teilnahmslosen Augen hatten sich einen neuen Punkt im Universum auserkoren, dessen Geheimnis niemandem offenbar würde, der es nicht so weit gebracht hatte, ermordet zu werden oder wenigstens regulär zu sterben.
    Rabenhorst schaute auf seine Krawatte. Er mochte die Pathologie nicht. Wenn er die teils übel zugerichteten Leichen sah, erschossen, aufgeschlitzt, verstümmelt, dachte er jedes Mal, es sei Krieg. Cüpper dachte eher ans Essen. Das hatte mit der Pathologie nicht viel zu tun. Cüpper dachte immer ans Essen.
    Die Königin von Saba hieß eigentlich Kurt Brauner und leitete das Institut. Sie hatten ihn so genannt, weil er sich bis an die Grenze des Erträglichen mit Goldschmuck zu behängen pflegte. Vormittags war die Königin im Allgemeinen müde wie ein Hund, weil sie die Nächte gern im H otel Timp zubrachte und Gerüchten zufolge als hundertachtundzwanzigste Reinkarnation Zarah Leanders auftrat. Bis heute hatte man ihr nichts beweisen können, im Übrigen war sie eine Koryphäe auf dem Gebiet der Pathologie und damit jenseits kleinkarierter Bedenken.
    »Und?«, fragte Cüpper.
    »Ein wunderbarer Schnitt«, schwärmte die Königin. »Du bringst mir die schönsten Fälle, Cüpper. Ich könnte dich umarmen.«
    »Tu’s nicht, ich hab am ganzen Körper Dornen. Was meinst du, ist sie dran gestorben? Abgesehen davon, dass sie es nicht überlebt hat.«
    »Oh ja, sie hat sich bös geschnitten, armes Ding. Ansonsten keinerlei Verletzungen, keine Betäubungsmittel, Drogen oder Ähnliches. Ein bisschen Alkohol. Viel Blut ist nicht mehr drin, das wir untersuchen können. Da fällt mir ein, hast du eigentlich mal diese Ente zubereitet, von der du mir erzählt hast?«
    »Leider nein. Ich hab noch keinen gefunden, der eine für mich erwürgt.«
    »Ja, die Leute greifen immer gleich zum Messer. Erinnere mich daran, dass ich dir ein Rezept für Parmesanknödelchen gebe, einfach köstlich! Sie zergehen auf der Zunge wie ein Wölkchen. Übrigens hat sie kurz vor ihrem Tod gebumst.«
    »Wann ungefähr?«
    »Irgendwann. Im Laufe des Abends, nachmittags, vorher wahrscheinlich nicht. Vielleicht aber doch, ist schwierig zu

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