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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ein bisschen Blut durchgesickert, allzu lange kann sie die Verletzung noch nicht haben.«
    »Gut. Bis später.«
    Rabenhorst ging und stieß in der Tür mit Marion Ried zusammen.
    Sie knurrte ihn an, eine große, attraktive Katze ohne jedes diplomatische Interesse, warf Cüpper einen finsteren Blick zu und ließ sich auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch fallen. Hinter ihr schob sich ein hochgewachsener Mann mit nietenbestickter Lederjacke und langen blonden Haaren in den Raum. Er drückte einen Kaugummi von rechts nach links, schmatzte laut und grinste.
    »Tag!«
    »Wer sind Sie denn?«, fragte Cüpper.
    »Bin der Ulli.«
    »Geht’s eventuell präziser?«
    »’tschuldigung. Ulrich Stoerer. Marion ist meine Freundin. Ich dachte, geh mal besser mit, die Kleine braucnt ’n bisschen Beistand.« Er kraulte Marions rote Locken und grinste noch breiter. Cüpper hatte nicht den Eindruck, dass sie Beistand brauchte, aber vorerst war es ihm gleich.
    Ulli blickte sich um. »Haben Sie wohl noch ’n Stuhl?«
    »Nein. Sie können beide einen Kaffee haben.«
    »Kaffee!« Ulli kam rasch näher und beugte sich zu Cüpper hinunter. »Wissen Sie, was ich glaube?«, flüsterte er. »Die Türken haben den Kaffee nach Wien gebracht, um uns zu vernichten. Echt, Mann, Kaffee ist schlimmer als Shit. Die verdammten Islamis wussten genau, was sie taten. Sie haben das Zeug vertragen, aber nicht die Österreicher und die Deutschen. Ich würde niemals welchen anrühren. Es steckt ein Plan dahinter mit dem Kaffee, so was wie ’ne Brunnenvergiftung!«
    »Ulli«, sagte Marion gedehnt. Es klang ungefähr wie »Platz« oder »Bei Fuß«.
    »Schon gut, Süße.« Er zwinkerte Cüpper zu. »Wir unterhalten uns mal drüber. Ich kann Ihnen ein klasse Ernährungsprofil zusammenstellen. Die Arschlöcher da draußen haben dann keine Schnitte mehr, das sag ich Ihnen, die können Sie alle einknasten, und warum, he? Weil Sie selber frei von bösen Kräften sind, darum!«
    »Fein«, sagte Cüpper, »also keinen Kaffee.«
    »Korrekt, Mann!«
    »Wo waren Sie eigentlich gestern Abend?«
    »War mit ’nem Kumpel unterwegs. Im Max Stark. Da trink ich immer Wasser, wissen Sie, wie schräg das kommt? Aber Bier ist Scheiße, das bringt dich komisch drauf. Ich empfange meine Inspirationen direkt aus dem All!«
    »Ulli spielt Gitarre«, brummte Marion. »Er will sagen, man könnte besser komponieren, wenn man sich nicht volldröhnt. Wo er recht hat, hat er recht.«
    »Also Max Stark. Kann Ihr Kumpel das bestätigen?«
    »Klar, Mann!«, rief Ulli. »Die haben uns ja rausgekehrt um Mitternacht, da sind wir noch auf einen Sprung in den Stadtgarten. Irgendwann am frühen Morgen war ich zu Hause. Ehrenwort!«
    »Stimmt das?«, fragte Cüpper. Marion nickte.
    »Gut.« Er lächelte Ulli freundlich zu. »Dann dürfen Sie jetzt gehen und Ihre Gitarre stimmen.«
    Ulli sah ihn verdutzt an.
    »Aber ich kann mein Mädchen nicht im Stich lassen.«
    »Ich tu ihr nichts.«
    »Geh schon«, sagte Marion.
    Ullis Blick wanderte widerwillig zur Tür.
    »Naja. Ich will nur nicht …« Sein Kaugummi kreiste hektisch hin und her. »Also, wenn Sie meinen. Geheimhaltung, was? Ist mir schon klar. Haha. Na gut, Mann. – He, Sie müssen mal eines meiner Konzerte besuchen! Echt positiv und so.«
    »Ich werd’s mir überlegen.«
    Ulli strahlte ihn an, ein Ausbund an Gesundheit, strotzend vor Lebenskraft, gereinigt von allem Bösen. Cüpper wartete hingebungsvoll darauf, gesegnet zu werden, aber Ulli ging zumindest wie ein ganz normaler Mensch nach draußen. Als er verschwunden war, atmete Marion sichtlich auf.
    »Ist er immer so?«, fragte Cüpper. Eigentlich hatte er ihr eine Standpauke halten wollen wegen der Ohrfeige im Zoo, aber etwas hielt ihn ab, wie sie da vor ihm saß. Sie zuckte die Achseln und schaute hinaus.
    »Manchmal. In letzter Zeit essen wir nur noch reine Speisen, es wird allmählich lästig.«
    »Was sind reine Speisen?«
    Sie sah ihn an. »Das wüsste ich auch gern. Ulli ist kein Körnerfresser. Aber er hat ein paar ausgesprochen abstruse Theorien, unter anderem, die Äthiopier hätten den Kaffee als Waffe erfunden. Sie wollten ihre Feinde damit vernichten, aber dann haben sie sich mit den Saudis verbündet und die mit den Türken, und den Rest hat er Ihnen ja erzählt. Neuerdings sind Schweine bösartige Außerirdische, also essen wir kein Schwein mehr. Kartoffeln wachsen unter der Erde, wo die Toten liegen, das ist schlecht fürs Karma, schon hat’s die längste

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