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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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vielleicht gedroht. Inka von Barneck hatte möglicherweise eingelenkt oder auch nicht. Gegen halb sieben hatte Astrid den Bazaar nach eigenem Bekunden wieder verlassen, was der Wahrheit zu entsprechen schien, da ihr Zusammentreffen mit dem Italiener zeitlich mit dem Erlebnis der Hausbewohner zusammenfiel.
    Dazwischen lag nur eine halbe Stunde. Trotzdem Zeit genug für einen Kampf, möglicherweise einen Mord.
    Halt, falsch! Die Königin von Saba hatte klargestellt, dass Inka nicht vor neun ermordet worden war. Alles in Rabenhorst entsetzte sich beim Gedanken an den Pathologen, aber er musste zugeben, dass Brauner eine Kapazität war. Wenn er einen Mord vor neun Uhr ausschloss, hätte nicht mal Jack the Ripper daran etwas ändern können.
    Ratlos stieg er in den Wagen und fuhr in die Südstadt. Vor dem Fonda zwängte er seinen Wagen in den Rest einer Parklücke, die ein gigantischer schwarzsilberner Bentley älteren Baujahrs übrig gelassen hatte, setzte sich an die Theke und begann zu grübeln. Neben ihm trank ein Mann Champagner mit zwei gut gelaunten Frauen. Rabenhorst wurde neidisch, überlegte, ob er noch im Dienst war, entschied sich dagegen und bestellte ein Glas Weißen.
    Cüpper hatte recht. Etwas stimmte nicht mit Astrid Haslings Geschichte.
    Die Verletzung konnte sie sich während des Besuchs bei Inka von Barneck zugezogen haben. Vorstellbar, dass sie in ihrer Verzweiflung handgreiflich geworden war.
    Aber wie verletzte man sich an der Hand? Indem man zuschlug? Da konnte man sich allenfalls was brechen. Eher, wenn man …
    Rabenhorst vergaß seinen Wein. Einige Minuten starrte er wie verblödet vor sich hin, während ein Gedanke den anderen jagte, sich vage Vermutungen zu Theorien vereinten, unzusammenhängende Fakten plötzlich ineinandergriffen und ein klares Bild ergaben. Dann rutschte er von seinem Barhocker und ging telefonieren. Er brauchte fast eine halbe Stunde, bis er definitiv wusste, was er herauszufinden gehofft hatte.
    Sehr zufrieden mit sich schlenderte er zurück an die Theke und fand seinen Wein unbekannterseits ausgetrunken. Er zuckte die Achseln, zahlte und rief Cüpper an.
    Rabenhorst, fand Rabenhorst, war schon ein mächtig schlaues Kerlchen.
     
    Cüpper, fand Cüpper, war ein mächtig großer Idiot. Hätte er sich bei von Barneck bloß am Riemen gerissen! Er wäre in den Besitz weiterer Informationen gelangt und vor allem in den Genuss der Tarte aller Tartes. Stattdessen hatte er seine schäbige Ehre gerettet. Wütend auf dem Knorpel des Lebens kauend, den Magen voller Sodbrennen, hielt er auf den Fahrstuhl zu.
    Im selben Augenblick begann auf seinem Schreibtisch das Telefon zu schellen. Der Klang erreichte Cüpper, als die Aufzugtüren gerade auseinanderklafften. Er verharrte, horchte und überlegte, ob sich ein Spurt zurück ins Büro lohnen würde. Das Schellen erstarb. Achselzuckend nahm er den Lift ins Erdgeschoss, schenkte dem Pförtner ein knappes Lächeln und verließ das Polizeipräsidium um Punkt halb sieben.
    Regen und kein Schirm, wie üblich. Bullenschicksal, dachte Cüpper, als er nach den Autoschlüsseln kramte. Bullen müssen nass wie Katzen sein. Sitzen sie im Trockenen und haben’s warm, könnten sie am Ende aufhören, an die Schlechtigkeit der Welt zu glauben.
    Er sah noch einmal auf den Zettel mit der Adresse von Max Hartmann und fuhr los.
    Max Hartmann
    Es war eine Aktion auf gut Glück, aber Leute zu überraschen zahlte sich im Allgemeinen aus. Wenn sie mit der Polizei nicht rechneten, hatten sie auch keine Zeit, sich auszudenken, was sie ihr erzählen würden.
    Cüpper fuhr über den Neumarkt Richtung Rudolfplatz. Die Scheibenwischer der entgegenkommenden Autos winkten ihm freundlich zu und verwandelten die Fahrer in verschmierte Silhouetten. Er drehte am Radio und bekam die Fantastischen Vier ins Ohr: »Sie ist weg«.
    Danke, dachte Cüpper grimmig. Hätt’s fast vergessen.
    Hartmann wohnte in der Spichernstraße, und das nicht schlecht. Cüpper hatte Glück, fand auf Anhieb einen Parkplatz, klingelte, wurde eingelassen und erkletterte diverse Stockwerke. Es gab zwar einen Lift, aber der war defekt, wie ein Schild verkündete. Die Treppen waren steil oder kamen ihm zumindest so vor. Kurz vor dem letzten Stockwerk geriet er außer Puste und erinnerte sich unvermittelt, dass er einen Heimtrainer besaß, den er noch nie benutzt hatte. Darum war der auch noch da und stand im Weg herum.
    So was hatte sie ihm dagelassen!
    »Sie sind nicht allzu sportlich, lieber

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