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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht in den Dienst Ihres guten Rufs stellen.«
    »Oh, Sie können mehr, als Sie denken.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, dass der Polizeipräsident in die gleichen Restaurants geht wie ich.«
    »Tut er das?«
    »Ja.«
    »Fein. Grüßen Sie ihn von mir. Sagen Sie ihm, ich mache meinen Job.«
    »Was ich ihm sage, liegt ganz bei Ihnen.«
    »So?« Cüpper fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. »Gut, dann erkläre ich Ihnen jetzt mal was in verständlicher Sprache. Wenn einer hier im Raum für den Tod Ihrer Frau verantwortlich ist, wird man ihn in gewissen Restaurants längere Zeit nicht zu Gesicht bekommen. Habe ich mich einigermaßen klar ausgedrückt?«
    Von Barneck starrte ihn an. Seine Kinnmuskeln zuckten. Dann lächelte er dünn. »Ich bin sicher, Sie sind ein ausgezeichneter Polizist. Ich will lediglich mein Ansehen wahren. Falls Sie meine Unterstützung brauchen, stehe ich selbstverständlich jederzeit zu Ihrer Verfügung.«
    »Ich auch«, versicherte Hartmann hastig.
    Cüpper nickte grimmig. Er wollte noch etwas sagen, etwas von den Konsequenzen mangelnder Kooperation, da drang mit einem Mal der Duft karamellisierter Äpfel in seine Nüstern und eine hingehauchte Fanfare an sein Ohr:
    »Tarte Tatin!«
    Eva Feldmann strahlte ihn an, einen dampfenden Traum aus Blätterteig und Fallobst vor sich her tragend, und Cüppers Wut zerschmolz wie der Zucker, in dem die Apfelscheiben während der letzten Viertelstunde geschmort hatten. Er warf ihr einen hilfesuchenden Blick zu, schwankte einen Augenblick und stürmte dann an ihr vorbei nach draußen.
    Tarte Tatin! Restaurants! Er würde die ganze Bande auf sein Revier zitieren!
    »Wo wollen Sie denn hin?«, rief sie ihm nach. »Haben Sie gar keinen Hunger?«
    »Geben Sie’s Ihrem Chef!«, brüllte er, zwei Stufen auf einmal nehmend.
    »Aber die war für Sie gedacht!«
    »Zu ihm passt sie besser! Er verbrennt sich gern das Maul!«
     
    »Er war es. Er muss es gewesen sein!« Cüpper rannte in seinem Büro auf und ab, als gälte es, eine Furche in den Boden zu laufen.
    »Er hat ein Alibi«, gab Rabenhorst zu bedenken. »Und was Ihre persönlichen Rachegelüste anbetrifft, so werden die für eine Verhaftung kaum ausreichen.«
    »Einen Scheißdreck hat er.«
    »Nanana.«
    »Unterbrechen Sie mich nicht. Was für eine miese Schau, mir so leutselig seinen Doppelgänger zu präsentieren, als sei damit alles erledigt. Während Hartmann die Gesellschaft schmeißt, kann er seine Frau in aller Seelenruhe aus dem Weg räumen. Und weil er ganz genau weiß, dass Hartmanns Existenz früher oder später auffliegt, geht er in die Offensive. Sie hätten ihn erleben sollen, Rabenhorst. So ein abgebrühter Schweinehund!«
    »Chef. Warum sollte er seine Frau umbringen? Er ist einer der reichsten Leute hier. Sie lebten getrennt. Und er hat ein Alibi.«
    »Papperlapapp. Hartmann zieht eine Perücke auf, und schon ist er von seinem Brötchengeber nicht zu unterscheiden. So einfach ist das.«
    »Ich denke, Hartmann war bei irgendeiner Frau?«
    »Rabenhorst, zum Donnerwetter! Er behauptet das, na und?«
    »Bis Sie ihm das Gegenteil beweisen, hat er halt ein Alibi. Das Gleiche gilt für Fritz von Barneck.«
    Cüpper blieb vor ihm stehen und wippte auf den Absätzen vor und zurück. Schließlich gab er auf und kehrte zurück an seinen Schreibtisch.
    »Na schön, Sie haben recht. Ich bin ganz einfach sauer.«
    »Vielleicht war er es ja tatsächlich.«
    »Ja«, brummte Cüpper lustlos. »Vielleicht.«
    Die Gegensprechanlage summte. »Herr Kommissar? Draußen wartet eine junge Dame.«
    »Schicken Sie sie rein.«
    »Marion Ried?«, fragte Rabenhorst.
    »Ebendie.«
    »Da bin ich aber mal gespannt.«
    »Nein, das sind Sie nicht, weil Sie nämlich jetzt losziehen und Astrid Haslings gestrigen Feierabend rekonstruieren. Ich kann mir nicht helfen, aber die Geschichte mit dem einsamen Besäufnis hat irgendwo ein Loch.«
    »Sie hätte zumindest einen Grund gehabt«, sagte Rabenhorst im Aufstehen.
    »Ja. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sie dazu fähig wäre.«
    »Einmal gesehen …«
    »… und schon ein Urteil. Ich weiß. Ist auch nur ein Gefühl, Rabenhorst. Aber ungeachtet dessen, ob sie es getan hat, bin ich sicher, dass sie lügt.«
    Rabenhorst lächelte. »Wenn, dann nicht mehr lange. Irgendwelche Anhaltspunkte, außer dem, was ich schon weiß?«
    »Nein. Das heißt, doch! Da war ein Pflaster an ihrer Hand. Komisch, dass ich Ihnen nicht davon erzählt hab. In der Mitte war

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