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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Bruchteil einer Sekunde zu lang, dann sagte er: »Freundschaftlich. Ich weiß, sie ist dem lieben Gott sehr gut gelungen. Wir sind Kollegen. Basta.«
    Er lügt, dachte Cüpper. Alle lügen in dieser Geschichte.
    »Auch Inka war sehr schön«, meinte er.
    Hartmanns Blick bekam etwas Wachsames. »Ja«, sagte er gedehnt. »Sie haben recht. Aber sie war leider auch sehr kalt. Es ist nichts von ihr geblieben.«
    »Und von Barneck? Er hat sie ja irgendwann mal geheiratet, und wohl kaum aus Langeweile. Ist er wirklich so abgebrüht, wie er tut?«
    Hartmann runzelte die Stirn. »Die Frage stelle ich mir seit zwei Jahren. Manchmal denke ich, er hat wesentliche Bereiche seines Gefühlslebens einfach abgeschaltet. Wenn ihm Inkas Tod was ausmacht, lässt er es jedenfalls nicht raus.«
    »Vielleicht hat er sich anderweitig verliebt?«
    »Fritz? Der kultiviert sein Eremitendasein. Bis vielleicht auf eine kleine, unausgesprochene Liebe zu Eva. Naja, ich glaube jedenfalls, dass er sie insgeheim verehrt. Aber wenn Sie ihm die Wahl ließen zwischen einer Nacht mit ihr und einem Essen mit zahlungskräftigen Geschäftspartnern, würde ich nicht wetten wollen.«
    »Kein geheimes Doppelleben? Kein Skandälchen?«
    »Ich weiß im Grunde gar nichts über ihn. Ich kenne seine Finanzen, bin über alle geschäftlichen Belange ebenso im Bilde wie er, könnte sein Unternehmen morgen weiterführen. Nur was in seinem Innern vorgeht, weiß ich nicht. Da ist ein schwarzes Loch. Womöglich streift er nachts als Werwolf durch Marienburg, ich habe nicht die Spur einer Ahnung.«
    »Sind Sie Freunde?«
    Hartmann dachte einen Augenblick nach. »Ja. Komisch, nicht? Vielleicht ist es aber auch was anderes, ein gespenstisches Gefühl des Identitätsverlusts, das uns aneinanderkettet. Es ist seltsam, einen Doppelgänger zu haben. Mitunter bin ich nicht sicher, ob es mir gefällt.«
    »Warum arbeiten Sie dann für ihn?«
    »Ich kann Fritz nicht ungeschehen machen. Im Übrigen, würden Sie Fünfhunderttausend im Jahr und kostenloses Wohnen in den Wind schlagen?«
    »Ich würde mir überlegen, was ich dafür zu tun habe.«
    »Habe ich.« Hartmann entkorkte die Flasche und schenkte ihnen nach.
    »Wie sind Sie überhaupt an ihn geraten? Doppelgänger sucht man ja nicht per Annonce.«
    »Umgekehrt. Fritz ist an mich geraten. Bis vor zwei Jahren lebte ich in Mailand. Arbeitete hin und wieder fürs Theater, als Statist und Maskenbildner, was so anfiel. Nicht, dass Sie einen falschen Eindruck gewinnen! Ich habe in Salzburg Schauspielerei studiert, mit einigem Erfolg. Aber das war, bevor ich dachte, alles hinschmeißen und nach Italien gehen zu müssen, so eine Art Goethe-Komplex, italienische Reise, zweiter Teil. In Mailand blieb ich also hängen, primär, weil mir das Geld ausging. Es lief von Anfang an ganz gut mit dem Theater, nur, dass ich hoffnungslos unterfordert war.«
    »Und dann kam Fritz von Barneck?«
    »Vor zweieinhalb Jahren tauchte er in Mailand auf, einen Troß von Mitarbeitern im Gefolge. Er und Inka kauften einen Palazzo nahe des Duomo, und plötzlich gab sich da alles, was Rang und Namen hatte, die Klinke in die Hand. Er machte Geschäfte mit piemontesischen Adeligen und toskanischen Weinbaronen, sanierte ganze Weiler, Fattorias und Herrensitze, und dann kamen die Interessenten, Deutsche und Italiener. Mindestens ein Dutzend Kölner Honoratioren haben sich bei Fritz ein Stück vom Dolce Vita gekauft. Ehrenhaft, versteht sich.«
    »Versteht sich. Und die Italiener haben sich gefreut, dass einer die längst fälligen Sanierungen bezahlt.«
    »Oh, es ließ sich kaum vermeiden, dass er mit der Mafia zu tun bekam. Die ist immer da, wenn mit Geld geraschelt wird. Fritz feilschte nicht lange rum. Er weiß, wann es besser ist, nachzugeben.«
    »Natürlich war von Mafia nie offiziell die Rede.«
    »Die setzen sich nicht an den Tisch und sagen, guten Tag, wir hätten gerne drei Milliarden Lire. Sie bieten Ihnen ein Geschäft an. Sie müssen kein Verbrecher sein, um mit der Mafia Geschäfte zu machen – manchmal übrigens sehr gute. Es gibt einfach ein paar Spielregeln. Eine davon lautet, dass ein Handel so lange ehrbar ist, wie beide Seiten ihn als ehrbar betrachten. Das Wort Mafia wird nie erwähnt. Wir haben mit vielen anständigen italienischen Geschäftsleuten zu tun. Aber wenn Sie Trauben essen, essen Sie die Kerne eben mit. Fritz hat denen ihr angestammtes Recht eingeräumt, die Regeln zu bestimmen, und sie haben ihn dafür gewähren lassen.«
    »Hatte

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