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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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alles wichtig.
    Zumindest wichtiger als Erbsensuppe.
     
    Cüpper hatte im Rosebud, Kölns schönster Bar, diverse Leute kennen gelernt und sich die Bitternis des späten Abends mit so viel Caipirinha versüßt, dass er es eben noch schaffte, aufrecht nach Hause zu marschieren. Die Innentasche seines Anzugs war ausgebeult von beschriebenen Bierdeckeln, von denen einer ihm einen frisch renovierten Jaguar für dreizehntausend Mark verhieß, wenn er es nur schaffte, am Samstagmorgen um halb zehn bei einem gewissen Fred zu erscheinen. Cüpper erinnerte sich dunkel eines mittelgroßen Mannes in Begleitung gut gelaunter Damen, der nicht müde wurde, von Oldtimern zu erzählen, bis Cüpper nicht mehr konnte und ihn bat, ihm wenigstens eine der Frauen abzugeben. Zu seinem Schrecken stellte dieses Ansinnen überhaupt kein Problem dar, so dass ihm nur die Flucht blieb und er, von renovierten englischen Autos träumend, in seine Wohnung polterte, wie er es seit Jahren nicht mehr getan hatte.
    Sein Anrufbeantworter blinkte ihm freundlich zu. Zwei Menschen hatten sich erbarmt. Na, immerhin.
    Er drückte die Play-Taste.
    »Hallo, Romanus.«
    Es war Marion. Schlagartig war er wieder nüchtern.
    »Romanus … der Tiger … ich hab ihn so geliebt. Er war so stark, ich dachte, wenn es irgendetwas in der Welt gibt, das alles überdauert, das stärker ist als alles andere, dann der Tiger! Und jetzt ist er tot. Eine blödsinnige Magenverstimmung, wir nehmen da ein paar Tabletten und fertig. Aber er ist tot!«
    Lange Zeit hörte Cüpper nichts als gleichmäßiges Rauschen. Dann war ihre Stimme wieder da.
    »Sie sind der Einzige, der mir jemals etwas über sich erzählt hat. Romanus, ich … ich glaube, ich hab … ich wünschte so sehr, Sie könnten hier sein!«
    Wieder das Rauschen. Von ganz weit weg mischte sich so etwas wie Musik mit hinein.
    »Gute Nacht, Romanus«, sagte sie sanft. Klick.
    Rauschen. Piep.
    »Herr Kommissar, entschuldigen Sie die späte Störung. Ich nehme Bezug auf Ihr freundliches Angebot, Sie auch privatim zu kontaktieren. Wissen Sie, ich bin nicht sicher, ob es irgendeine Rolle spielt, aber mir ist da noch was eingefallen, wie man Herrn von Barneck von Herrn Hartmann unterscheiden kann.« Schmitz lachte nervös. »Ach Gott, ich glaube, es ist albern, Sie deswegen anzurufen. Wie auch immer! Also, der Herr Hartmann, der ist nämlich … also, ich weiß wirklich nicht, ob das jetzt wichtig ist. Sie müssen schon entschuldigen! Linkshänder ist er! Gute Nacht, Herr Cüpper. Schlafen Sie gut.«
     

Dritter Tag
     
    Der Morgen
    Toni wälzte sich auf den Beifahrersitz und begann, am Gürtel ihrer Jeans herumzufingern.
    »Nicht«, gluckste sie.
    »Wieso, eyh? Dafür sind wir extra hergefahren von der blöden Fete.«
    »Nicht im Auto, Mensch.« Sie packte seinen Zopf und küsste ihn hart und stürmisch auf den Mund. Tonis Hände waren überall, während er versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern.
    »In die Büsche?«, grinste er.
    Es war kurz vor Sonnenaufgang. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Der Grüngürtel dämmerte einem weiteren grauen Tag entgegen. Jungfräuliche Natur, dachte Toni und musste lachen. Schnell zog er sein verwühltes T-Shirt aus und sprang aus dem Wagen.
    »Man kann dein Auto von der Straße sehen«, kicherte sie und reckte sich in der klaren Morgenluft. Übermütig schnippte sie den Joint ins Unterholz und tänzelte auf den Mittelstreifen der Militärringstraße.
    »Lass den Scheiß!«, rief Toni. »Du hast keine Bluse mehr an.«
    »Komm, wir machen’s hier.«
    »Bist du blöde? Denkst du, ich will beim Ficken untern Laster kommen?«
    »Allgemeine Verkehrskontrolle!«, kreischte sie. »Wer hatte heute noch keinen Verkehr?«
    »Komm jetzt, eyh.«
    Keckernd wie die Gänse schlugen sie sich seitlich auf eine winzige Lichtung und rollten durchs klamme Gras. Alles war aufgeweicht vom Regen, kleine Äste stempelten ihre nackten Oberkörper mit verräterischen Malen. Toni roch Erde, spürte ihre Zunge zwischen seinen Zähnen und grunzte entzückt. Wieder versuchte er, sie der Jeans zu entledigen, diesmal heftiger. Sie versteifte sich.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, drang seine Stimme dumpf aus ihrer Halsbeuge.
    »Ich … ich hab ’n bisschen Angst.«
    Er warf den Kopf zurück und funkelte sie aus schwarzen Augen an.
    »Komm, sag jetzt bloß, du hast noch nie!«
    »Kannst ja ’n bisschen zärtlich sein«, maulte sie.
    Toni dachte nach, so weit sein Zustand das erlaubte. Er hatte nichts

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