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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ergibt erst recht kein Bild. Von Barneck lag auf dem Rücken. Man hatte ihm die Hände vor der Brust zusammengelegt und das Messer dazwischengesteckt. Die Klinge wies nach unten. Er sah aus wie König Artus auf dem Totenlager. Das war eine Inszenierung. So was macht keiner, der gestört wird.«
    »Sie haben recht. Was soll das also?«
    Rabenhorst ließ viel sagend den Zeigefinger an seiner Schläfe kreisen.
    »Glaub ich nicht«, widersprach Cüpper. »Er oder sie hat einen makabren Sinn für Spielereien, aber verrückt ist unser Killer nicht. Ich tippe eher darauf, dass er uns einfach verarschen will. Ebenso gut hätte er die Leiche in den nächsten Baum hängen können.«
    »Vielleicht wollte er nur den Zeitpunkt hinauszögern, an dem man von Barneck findet.«
    Nein, da ist noch etwas anderes, dachte Cüpper. Eine merkwürdige Logik …
    Er sah, dass der Wagen des Leichenfuhrwesens vorgefahren war, und ging hinüber. Sie legten von Barneck in einen Zinksarg. Plötzlich tat ihm der Millionär leid. Wer würde jetzt den ganzen schönen Whisky trinken?
    Er beugte sich über den offenen Sarg und betrachtete den Mann, dessen Macht ihm am Ende ebenso wenig geholfen hatte wie der Reichtum seiner Frau. Sie hatten ihm nicht mal die Augen geschlossen.
    Cüpper stutzte. Dann schaute er genauer hin.
    »Das kann nicht wahr sein«, zischte er.
    »Haben Sie was gesagt, Herr Kommissar?«, fragte einer der Männer vom Bestattungsdienst.
    Cüpper vollführte eine Geste, als wollte er den Lauf der Zeit abschneiden. Rabenhorst war neben ihn getreten.
    »Irgendwas gefunden, Chef?«
    Statt einer Antwort streckte Cüpper die Hand aus, packte in den dicken, weißen Schopf und zog daran. Es ging viel schwerer, als er gedacht hatte. Dann löste sich die Perücke und glitt vom Schädel. Kurzgeschnittenes, braunes Haar kam zum Vorschein.
    »Wer ist denn das?«, entrang es sich Rabenhorst.
    »Es war nie meine Neigung, Männern tief in die Augen zu schauen«, sagte Cüpper, »aber beizeiten ist es der einzige Weg zur Wahrheit. Darf ich vorstellen: Max Hartmann.«
    Revier
    Rabenhorst zückte den Filzstift und machte einen dicken schwarzen Strich.
    »Was tun Sie da?«, wollte Cüpper vom Schreibtisch her wissen.
    »Ich streiche Hartmanns Namen aus.«
    »Das ist verfrüht, bloß weil er tot ist. Er kann trotzdem Inkas Mörder sein.«
    »Ein ermordeter Mörder?«
    Cüpper stützte das Kinn in die Hände. »Gestern Abend hagelte es Enthüllungen, Rabenhorst. Der arme Max war Linkshänder, und Inka wurde von einem Linkshänder umgebracht. Ich will nicht ausschließen, dass die Vereinigung militanter Linkshänder über Armeen zu allem entschlossener Lumpen gebietet, aber augenblicklich haben wir nur den einen.«
    »Samt Alibi.«
    »Sagt Eva Feldkamp. Nehmen wir an, sie lügt. Es kommt nämlich noch viel besser. Wissen Sie, wem von Barnecks Imperium in Wirklichkeit gehört?«
    Rabenhorst horchte auf.
    »Der Mafia?«
    »Hätte ich auch geantwortet, wenn ich’s nicht besser wüsste. Nein, es gehörte alles seiner liebenden Gattin. Das hat der gute Fritz bis jetzt verschwiegen.«
    »Sie meinen, er …«
    »Ich meine, es gibt ad hoc zwei Möglichkeiten. Von Barneck ermordet seine Frau, während Hartmann den Komplizen auf der Party macht. Oder Hartmann schwang das Messer. So oder so hat Eva Feldkamp ihn gedeckt, indem sie behauptete, er sei bei ihr gewesen. Was also tut von Barneck? Er killt Hartmann. Die Millionen sind sein, der viel zu einflussreich gewordene Doppelgänger kann ihm nicht mehr gefährlich werden, alles in Butter.«
    »Um alles zu buttern, müsste er auch Eva Feldkamp töten.«
    »Ich gebe zu, da ist ein Haar in der Suppe.«
    »Außerdem wissen wir nicht, wo von Barneck letzte Nacht gewesen ist.«
    »Doch. Angeblich war er den Abend über in der Philharmonie. Man gab die Symphonie mit dem Paukenschlag.«
    Rabenhorst runzelte verwirrt die Stirn. »Nie gehört.«
    »Ist mir klar.«
    »Eine ganze Symphonie, und es wird nur einmal auf die Pauke gehauen?«
    »Ja, aber so laut, dass sogar Sie davon wach würden. Rabenhorst, wissen Sie was? Wir tun mal was für Ihre Bildung! Sie prüfen nach, ob er wirklich dort war, dann haben Sie es immerhin bis ins Foyer geschafft.«
    Rabenhorst hob die Hände. »Langsam. Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Der Mörder hielt Hartmann für von Barneck.« Er warf den Kopf zurück. »Außerdem war ich schon ein paar Mal in der Philharmonie.«
    »Und? Sind Sie wieder rausgegangen, als kein Kellner kam?«
    »Ich

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