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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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am Werk. Stich von hinten ins Herz. Dann das Messer rausgezogen und der Leiche in die Hände gelegt, also, das ist schon eine Unverschämtheit.«
    Cüpper schnaubte. »Wenn wir den Mörder haben, dürfen Sie ihn wegen Irreführung der Polizei verknacken. Fingerabdrücke?«
    »Diesmal nicht. Aber es wird noch alles abgesucht, die Leiche liegt im Grünen wie gehabt, Sie sollten also schnellstens herkommen.«
    »Wo sind Sie eigentlich, Rabenhorst?«
    »Am Tatort.«
    »Wie bitte?«, explodierte Cüpper. »Sie sind einfach hingefahren und haben mir nicht Bescheid gegeben?«
    »Die Jungs vom SB 1 waren nicht sicher, ob es wirklich von Barneck ist. Einer der Streifenführer meinte, ihn aus der Zeitung zu kennen. Ein Anruf ging an Sie und einer an mich, aber wahrscheinlich haben Sie zu laut geduscht.«
    »Sie hätten es weiter versuchen sollen.«
    »Ja, und dann wär’s eine Falschmeldung gewesen, und Sie hätten mir bis ans Ende meiner Tage in den Ohren gelegen, dass ich Sie beim Eieressen gestört habe.«
    Auch wieder wahr, dachte Cüpper. Schnell zog er sich an, schwang sich in den Wagen und bretterte auf die Innere Kanalstraße. Kurz vor der Unterführung traf ihn der Blitz der Erkenntnis in Gestalt des Starenkastens. Verdammt! Den hatte er komplett vergessen! Achselzuckend trat er noch mal aufs Gas und näherte sich dem Grüngürtel mit dem Temperament einer Cruise Missile.
    Es wimmelte von Polizisten. Er suchte Rabenhorst zwischen Farnen und Birken, wurde von demselben erspäht und an den Rand einer kleinen Lichtung gezogen.
    Von Barneck lag mittlerweile etwas anders, als Toni und sein Mädchen ihn gefunden hatten. Der Pathologe vom Dienst hatte die Leiche flüchtig untersucht und die Todesursache diagnostiziert. Der Stoß war von hinten geführt worden, allem Anschein nach mit großer Kraft. Die Klinge war zwischen der zwölften und dreizehnten Rippe eingedrungen und musste von Barneck auf der Stelle getötet haben. Die Tat lag einige Stunden zurück. Mehr ließ sich im Augenblick nicht sagen.
    Cüpper ging in die Hocke, während seine Augen den leblosen Körper Zentimeter für Zentimeter abtasteten.
    »Was ist mit dem Pärchen?«, fragte er beiläufig. »Sind die zwei noch da?«
    »Nur das Mädchen«, sagte Rabenhorst. »Sie ist ziemlich cool geblieben bei der ganzen Angelegenheit. Hat ihren Freund liegen lassen und ist gleich zur nächsten Telefonzelle gebraust.«
    »Wieso liegen lassen?«, wunderte sich Cüpper.
    »Der Junge hat den Schock seines Lebens erlitten.«
    »Falsche Ernährung. Haben die beiden irgendwas gesehen? Weglaufende Mörder oder so.«
    »Nichts.«
    Cüpper nickte und machte sich daran, das Gras ringsum zu studieren, bevor Krüger und sein Team eintrafen. Er brauchte nicht lange, um Spuren aufgerissenen Erdreichs zu entdecken. Sie führten zu dem Kiesweg, den auch Toni genommen hatte, allerdings weiter hinten, wo man das Sträßchen vom Militärring aus nicht einsehen konnte. Der Kies war noch nass vom nächtlichen Gewitterregen, trotzdem sah man, wo die Spuren endeten. Direkt daneben hatte offenbar ein Wagen gestanden.
    »Rabenhorst!«
    »Hier!«
    »Das gibt schon wieder alles keinen Sinn.« Cüpper deutete auf die Furchen. »Was glauben Sie, was das ist?«
    Rabenhorst legte die Stirn in Falten. »Schleifspuren, würde ich sagen.«
    »Richtig. Der Mörder hat von Barneck ins Gebüsch geschleift. Aber wozu? Wenn er ihn hier auf dem Weg erstochen hat, was wir fürs Erste annehmen wollen, warum macht er sich dann die Mühe und schleppt ihn lausige zehn Meter weiter zwischen die Bäume, wo nur wenige Schritte entfernt ein Spazierweg vorbeiführt?«
    »Ein etwas unbeholfener Versuch, ihn zu verstecken«, mutmaßte Rabenhorst.
    »Aber zu welchem Zweck? Dieser Teil Wegs ist gegen die Straße geschützt. Ob die Leiche nun hier liegt oder da, macht keinen Unterschied, weil’s keiner sieht.«
    »Wer sagt denn«, wandte Rabenhorst mit pfiffigem Gesicht ein, »dass von Barneck nicht erst hinten im Gebüsch erstochen wurde.«
    »Das da.« Cüpper zog Rabenhorst ein Stück herunter und deutete auf rostige Verfärbungen im Kies. »Der Regen hat das meiste weggewaschen, aber ich will die Königin von Saba fressen samt Sezierbesteck, wenn das kein Blut ist.« Cüpper begab sich wieder in die Vertikale. »Wir könnten natürlich eine andere Theorie aufstellen, wonach der Mörder von Barneck tiefer in die Wildnis zerren und sogar vergraben wollte, aber dabei gestört wurde.«
    »Nein«, sagte Rabenhorst, »das

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