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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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theatralische Angriff mit dem Schraubenzieher. Die dünnen Mordbeschuldigungen, viele eher dazu angetan, von Barneck in meinen Augen zu entlasten.«
    »Langsam, Chef. Noch ist alles graue Theorie.«
    »Es gab schon grauere.« Er betrachtete seine Fingernägel. »Allerdings lässt sich der Italiener nicht wegdiskutieren. Astrid Hasling meinte ihn zu kennen. Glaubt man den Beschreibungen, könnte er der Dealer von den Fotos sein. Und ausgerechnet dieser Bursche gibt das Vorspiel zu Inkas Ermordung. Bisschen viel für einen Zufall.«
    Cüpper stand auf und reckte sich. »Jaja. So ist das mit den großen Theorien. Die Relativitätstheorie will ums Verrecken nicht zur Quantenmechanik passen, wie soll es uns da besser gehen.«
    »Guter Vergleich«, spottete Rabenhorst. »Cüpper löst Kölner Mordfall und bekommt Nobelpreis.«
    »Das haben Sie schön gesagt. Dafür dürfen Sie noch mal in die Philharmonie fahren und auskundschaften, ob jemand vorzeitig gegangen ist.«
    »Und was tun Sie?«
    »Ich versuche, meine Katzenallergie loszuwerden.«
    Als Rabenhorst gegangen war, rief Cüpper im Zoo an. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Marion an den Apparat kam, aber sie war außer Atem und hatte sich offenbar beeilt.
    Cüpper erzählte ihr in kurzen Zügen, was passiert war.
    »Kannten Sie Hartmann?«, fragte er.
    »Kaum. Hab ihn öfter gesehen. Dachte immer, es war Fritz.«
    »Konnten Sie die beiden unterscheiden?«
    »Nein.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Jetzt wollen Sie natürlich wissen, wo ich gestern Abend war«, sagte sie schließlich, aber es klang nicht aggressiv.
    »Natürlich«, sagte Cüpper.
    »Ist mir klar. Wissen Sie was? Ich möchte Ihren Job nicht machen, ehrlich nicht.«
    »Nennen Sie mir einfach einen Zeugen.«
    »Wollen Sie mich etwa von der Liste streichen?«
    »Was ich will, spielt keine Rolle.«
    »Und abgesehen davon, dass es keine Rolle spielt?«
    Cüpper schmunzelte und ließ sie einige Sekunden zappeln.
    »Ja«, sagte er. »Ich will Sie streichen.«
    »Dann tun Sie es. Ich war den ganzen Abend im Stadtgarten. Ulli hatte einen Auftritt.«
    »Heavy Metal?«
    »Swing. Wenn er will, kann er alles.« Pause. »Auf der Bühne«, fügte sie hinzu.
    »Gut. Zeugen?«
    »Rund ein Dutzend, die mich kennen.«
    Cüpper lehnte sich zurück und atmete auf.
    »Hey, Cüpper!«
    »Mhm?«
    »Was machen Sie heute Abend?«
    Er überlegte. »Nichts.«
    »Dann machen Sie jetzt was. Wir treffen uns.«
    »Wir müssen uns nicht treffen«, sagte er zögerlich. »Mein Kollege wird mich steinigen, aber ich habe Sie soeben aus dem erlauchten Kreis der potenziellen Missetäter ausgeschlossen.«
    »Dann erst recht.«
    Warum eigentlich nicht, dachte Cüpper. Was zierst du dich? Hast du das nicht sowieso gewollt?
    »Meinetwegen«, willigte er ein. »Aber kein Streit, kein voreinander Weglaufen, keine Mauern.«
    »Keine Mauern. Seien Sie um neun im Stadtgarten. Ich muss Ulli zwischendurch ein bisschen helfen, er spielt ja wieder.«
    »Nein«, sagte Cüpper entschieden.
    »Wie, nein?«
    »Wir können später hingehen. Sagen Sie Ulli, er soll seine Gitarre alleine auf die Bühne schleppen. Sie sind mit mir verabredet, haben Sie das vergessen?«
    »Sie wollen wirklich …?«
    »Was denn sonst?«
    Er glaubte, sie lächeln zu sehen.
    »Okay«, sagte sie leise.
    »Gut. Treffen wir uns vor dem Zoo. Ich hole Sie ab.«
    Als er den Hörer auf die Gabel legte, fühlte er sich plötzlich stark wie tausend Affen. Es kam ihm gerade recht, dass er von Barneck in die Mangel nehmen musste.
    Aber von Barneck war nicht da, als er in der Villa anrief. Schmitz sagte ihm, er sei geschäftlich nach Frankfurt geflogen. Er hatte seinen Chef vor einer Stunde zum Flughafen gebracht und erwartete ihn nicht vor zehn zurück. Zehn Uhr am folgenden Morgen, wohlgemerkt. Erstaunlicherweise, oder auch nicht, war Eva Feldkamp mitgeflogen. Das trieb das Tempo der Ermittlungen gegen Null.
    Auch gut. Also würde er einen Nachmittag lang Zeit haben, die große vereinheitlichende Theorie zu suchen.
    Falls es sie überhaupt gab.
    Marion Ried
    Cüpper hatte es geschafft, einen Tisch im Le Moissonnier zu ergattern, an sich ein hoffnungsloses Unterfangen, wenn man nicht mindestens zwei Wochen vorher auf die Idee kam, dort essen zu wollen. Sie saßen eng gedrängt zwischen lärmenden Menschen und schafften es beinahe den ganzen Abend über, weder die Morde noch ihre und seine Vergangenheit zu berühren.
    Marion hatte nicht erwartet, dass sie essen gehen würden, und etwas

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