Mordsidyll
äuÃerlich gewichtigen Dr. Korfmacher zuerst sprechen. »Der Mann liegt im Koma. Ich fahre nachher ins Krankenhaus. Bis jetzt kann ich nur sagen, dass es ein Messerstich war, durch den das Opfer nicht lebensgefährlich verwundet wurde. Glücklicherweise steckte die Tatwaffe noch im Körper, sodass sich der Blutverlust in Grenzen gehalten hat. Wie es mit der Kopfverletzung aussieht, weià ich allerdings noch nicht. Kann sein, dass der Mann bereits wieder bei Bewusstsein ist, kann sein, dass er noch im Koma liegt  â und kann sein, dass er nie wieder aufwacht oder Hirnschäden davonträgt.«
»Aha«, grummelte Ruste.
Jetzt sah Schröder seine Chance gekommen. »Der Mann, der verletzt wurde, heiÃt Boris Wassiljew, ein Russlanddeutscher, der wegen schwerer Körperverletzung und weiterer Delikte hier inhaftiert war und heute entlassen wurde. Der Leiter der Justizvollzugsanstalt, Klaus Ebbing, hat mir diese Informationen gegeben. Er ist bei den Kollegen dort vorn. Am Wanderweg hat man noch mehr Spuren gefunden.«
Schröder deutete auf den Parkplatz, doch Ruste hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Eilig schritt er seinem Vorgesetzten hinterher, der direkt auf Ebbing zusteuerte.
Der Gefängnisdirektor grüÃte Ruste mit einem kurzen Handzeichen. »Hat nicht viel von seiner zurückgewonnenen Freiheit gehabt, woll?«
»Tja, so kannâs gehen«, erwiderte Ruste. »Klaus, kannst du mir was über das Opfer sagen?«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen, Ben. Er war ein guter Bekannter von uns, woll? Boris Wassiljew ist in Kierspe aufgewachsen und dort gemeldet. Typische kriminelle Karriere. Mehrfach verurteilt wegen Drogenbesitzes, Hehlerei, Schmuggel und wiederholte Male wegen Körperverletzung. Wir vermuten, dass er zum inneren Kern der Russenmafia gehört. Nachweisen konnte man ihm aber in dieser Hinsicht nichts. Ist ja immer so, woll?«
Ruste nickte nur kurz und wandte sich stumm den Männern der Spurensicherung zu. Schröder schaute verunsichert zwischen seinem neuen Chef und dem Gefängnisleiter hin und her. Klaus Ebbing galt es in seiner Position zu respektieren, dennoch irritierte Schröder dieses andauernde âºwollâ¹ am Ende der Sätze. Er war sich nicht sicher, ob er sich an diese sauerländische Spracheigenheit gewöhnen konnte. Dennoch fragte er mit aller gebührenden Höflichkeit: »Könnten wir bitte die Akte von Wassiljew haben, Herr Direktor Ebbing?«
Ruste drehte sich ärgerlich zu ihnen. »Wie heiÃen Sie noch mal?«
»Schröder.«
»Schröder, merken Sie sich eines: Ich leite hier die Ermittlungen. Quatschen Sie nicht dazwischen, solange Sie nicht gefragt werden«, fauchte Ruste und richtete das Wort wieder an den Gefängnisdirektor. »Sag mal, Klaus, sind eure Ãberwachungskameras nicht auch auf die StraÃe gerichtet? Ist der Angriff in ihrem Aufnahmeradius geschehen?«
»Meine Leute sind bereits dran und werten das Material aus. Du bekommst nachher Kopien.«
»Das wäre schön. Und die Akte von diesem Boris hätte ich auch gerne.«
Schröder meldete sich schüchtern: »Vielleicht handelt es sich um einen versuchten Raubmord. Herr Direktor Ebbing, Sie sagten, der Mann habe bei seiner Entlassung eine Sporttasche bei sich gehabt, von der nun jede Spur fehlt.«
Ruste verdrehte die Augen. Bevor Ebbing antworten konnte, rief er: »Raubmord? Bei einem Knacki, der gerade rauskommt? Was sollte er wohl in der Tasche haben? Seine Beute? Oder doch ein paar vollgeschissene Unterhosen?«
Ruste verabschiedet sich knapp vom Gefängnisdirektor und ging, ohne Schröder weiter zu beachten, in Richtung Wanderweg. Schröder folgte seinem Vorgesetzten in sicherem Abstand zum Anstieg, wo Thorsten Schwenke, der Leiter der Spurensicherung, mit einem jungen Mitarbeiter unter einem kleinen Regenschutzzelt FuÃspuren mit einer schnell bindenden Abformmasse ausgoss. Auch weiter oben war der Hügel mit zahlreichen Markierungen übersät. Ungeachtet der Schildchen, hob Ruste das Absperrband hoch und stapfte über den matschigen Boden zu seinem Kollegen. Schröder stockte der Atem. Ungläubig blieb er vor dem Absperrband stehen.
Thorsten Schwenke hielt inne, als Ruste ihn gruÃlos fragte: »Habt ihr was? Brauchbare Spuren?«
»Wenn du uns freundlicherweise noch ein paar übrig lassen würdest, könnte es was werden«,
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