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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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an dem Russlanddeutschen Boris Wassiljew, direkt vor den Toren der JVA, ist gute drei Tage her«, erläuterte Junge. »Sie sind alle Profis und wissen, dass die Spur langsam kalt wird. Mit jedem Tag, der verstreicht, werden unsere Chancen geringer, den oder die Täter zu fangen. Ich darf sie daher bitten, Ihre Ergebnisse jetzt auszutauschen, damit wir gemeinsam eine Strategie für die weiteren und hoffentlich erfolgreichen Ermittlungen erarbeiten können. Ich gebe jetzt das Wort an Bernhard Ruste, der den Fall leitet.«
    Ruste erhob sich wieder. »Der Ermittlungsstand ist meines Erachtens unbefriedigend«, erklärte er, unbeeindruckt davon, dass Junge unbedingt seine Pissmarke als Chef hatte setzen müssen. »Die Tat fand auf offener Straße statt, vor den Kameras der JVA, und dennoch haben wir bisher kaum Anhaltspunkte. Ich fasse jetzt den Status zusammen und Sie ergänzen bitte, wenn Sie zu einem Punkt neue Erkenntnisse oder Ideen haben.«
    Ruste ging zur Tafel, nahm einen Marker in die Hand und hielt in Stichworten die Ergebnisse fest. »Die Tatwaffe lieferte keine brauchbaren Fingerabdrücke. Bisher also eine Sackgasse. Wir können hier noch einige ältere Jäger befragen, vielleicht erinnert sich einer an dieses ungewöhnliche Jagdmesser. Die Aufzeichnungen der Überwachungskameras wurden von Spezialisten bearbeitet. Die Kontraste sind jetzt schärfer, aber man erkennt immer noch nichts. Leider auch nicht das Nummernschild des Autos, das kurz nach der Tat neben dem Opfer hielt. Es ist ein BMW, das ist eindeutig. Und man sieht auf dem Video, dass der Beifahrer die Sporttasche von Wassiljew mitnimmt. Wir haben eine Auflistung des Inhalts von der JVA bekommen. Alles harmlose Sachen. Damit stecken wir auch hier in einer Sackgasse.«
    Ruste machte eine kurze Pause und nickte seinen Kollegen zu, bevor er fortfuhr: »Peter und Jörg haben das familiäre und berufliche Umfeld Wassiljews überprüft. Er war offensichtlich bei allen beliebt. Bei seiner Arbeit hat er sich unauffällig verhalten. Damit können wir hier ebenfalls eine Sackgasse vermerken.« Ruste setzte einen Haken hinter die Stichworte ›Familie‹ und ›Beruf‹. »Eine weitere Spur führte aufgrund der Tatwaffe, die laut Untersuchungsbericht ungefähr aus der Zeit des Dritten Reichs stammen muss, ins rechtsradikale Milieu. Doch auch diese erste Vermutung hat uns keine konkreten Ergebnisse gebracht.« Ruste machte eine bedeutungsvolle Pause und blickte zu seinem jungen Adjutant. »Aber eine Spur haben wir. In einer Kölner Diskothek gab es einen Bandenkrieg zwischen der Türken- und der Russenmafia. Das haben die Kölner Kollegen bisher rausbekommen, nicht wahr, Schröder?«
    Schröder, offensichtlich überrascht, dass Ruste das Wort an ihn übergab, nickte zustimmend. »Laut dem letzten Bericht gehen die Kollegen davon aus.«
    Â»Interessant ist vor allem, dass in unmittelbarer Nähe zu der Diskothek der VW-Bus eines gewissen Roman Neufeld geparkt hatte. Der kommt aus Kierspe und wird ebenso wie Wassiljew dem Umfeld der Russenmafia zugerechnet. Mittlerweile wurde die Fahndung nach ihm eingeleitet. Er ist offensichtlich nach dem Angriff in der Diskothek untergetaucht – so wie mehrere Russlanddeutsche, die wir in unserer Kartei haben und als Mafiamitglieder gelten.«
    Â»Ja, dann sind wir doch einen großen Schritt weiter«, sagte Junge. »Sehen Sie zu, dass Sie diese Bande aufspüren und vernehmen.« Der Direktor erhob sich. Ein Zeichen dafür, dass für ihn die Konferenz als beendet galt.
    Â»Aber was ist mit den Abdrücken der Schuhsohlen?«, fragte Schwenke.
    Junge setzte sich entnervt wieder hin und sah den Leiter der Spurensicherung ungeduldig an.
    Â»Wir haben am Tatort sehr gute Abdrücke nehmen können«, erklärte Schwenke. »Es sind Damenwinterschuhe der Größe 37 mit stark ausgeprägten Profilen. Ein Modell der Firma Goretex, das breit über den Handel vertrieben wird. Ein Massenprodukt also. Allerdings ist das Profil charakteristisch abgelaufen. Mit anderen Worten: Kommen wir der Frau auf die Spur und können uns ihre Schuhe ansehen, kommen wir in dem Fall weiter.«
    Â»Danke für Ihren Hinweis, Herr Schwenke«, sagte Direktor Junge und lächelte süffisant. »Nun, Herr Polizeikommissar Ruste, wie passt dieses Indiz zu Ihrer Theorie von einem Bandenkrieg? Was hat eine

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