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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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weil sie ahnte, dass der Sturm sie mit aller Wucht treffen würde, sobald sie um die Hausecke kam.
    Sie wartete ein Atemholen des Windes ab, tat dann einen großen Schritt vorwärts, dem Sturm entgegen, doch der war es nicht, der hinter der Ecke auf sie lauerte, sondern jemand, der wie ein Schatten auftauchte, Annelie aus der Finsternis der Nacht entgegen wuchs, sie mit erbarmungslos kräftigen Händen packte, um ihr so den Mund zu verschließen, noch ehe sie daran gedacht hatte, zu schreien.
    Ein Schrei, den sowieso niemand gehört hätte – und dann durchzuckte auch schon ein Schmerz wie ein Messerstich ihre linke Schulter, den ganzen linken Arm, weil ein schwerer Gegenstand auf sie herab sauste.
    Die Dunkelheit, in die Annelie dann versank, war mit jener da draußen nicht zu vergleichen…

15. Kapitel
    A ls sie aus der Schwärze des Nichts erwachte, fror sie erbärmlich. Nie zuvor in ihrem Leben war ihr so kalt gewesen. Die Kälte kam aus ihrem Innern und schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne aufeinander schlugen.
    Mein Gott, so sah also das Ende aus.
    Sie konnte nichts anderes denken. Sie war gestorben, war tot, denn nur der Tod kam mit einer solchen Kälte.
    Doch dann begriff sie, dass sie lebte. Sie atmete, konnte den Schmerz in ihrem linken Arm bis in die Haarspitzen fühlen. Ihre gesamte linke Seite von der Schulter bis in die Fingerspitzen war taub, und als sie mit der rechten Hand nach ihrem linken Handgelenk tastete, um ihren Pulsschlag zu fühlen, pochte es zwar schnell, aber kräftig gegen ihre Fingerkuppen.
    Irgendwann hatte sie die Kraft, den Kopf zu heben. Sie war auf das Gesicht gefallen, sodass Sand in ihre Nase gedrungen war und zwischen ihren Zähnen knirschte. Auf der Suche nach Halt ließ sie ihre Hände über den Boden gleiten. Dort fühlte sie allerdings nur kalte, nasse Fliesen, die nicht nachgaben und ihren Fingern nichts boten, wonach sie greifen konnten.
    Annelie wollte rufen, schreien, es gelang ihr jedoch nichts weiter als ein schwaches Stöhnen. Ein weiteres Mal versuchte sie, sich aufzurichten, stützte sich mit den Händen ab und - fühlte plötzlich einen kleinen, metallenen, glatten Gegenstand.
    Auf allen Vieren kroch sie in den Schutz der Hauswand. Dort kauerte sie minutenlang, den Kopf zwischen den angezogenen Beinen, um die Schwäche, die sie erneut wie eine Welle überflutete, abzuwehren.
    Irgendwann, nach einer Ewigkeit, fühlte Annelie sich stark genug, um sich aufzurichten. Bei jedem Schritt taumelte sie, gleichzeitig war ihr linker Arm noch immer wie abgestorben, als gehörte er nicht zu ihr.
    Immerhin konnte Annelie sich jetzt auf den Beinen halten, auch, als eine heftige Sturmbö sie erneut zu Boden zu werfen drohte. Das kleine, metallene Ding, das sie auf den Fliesen gefunden hatte, entglitt ihr. Sie konnte hören, wie es klickend auf den Boden fiel.
    In dieser Sekunde löste sich aus der Hecke ein Schatten. Jemand kam näher, zögerte, blieb stehen, wartete, tat erneut einige Schritte auf Annelie zu, und schließlich fragte eine ungläubige Stimme: „Frau Klüver? Was machen Sie denn hier?“
    Es war Tim Valendiek.
    „Ich war´s nicht, Frau Klüver“, beteuerte der Junge immer wieder, nachdem er Annelie ins Haus geschleppt hatte, wo sie nun – eher tot als lebendig – in einem Sessel kauerte, weit davon entfernt, in absehbarer Zeit zu ihrer sonst so bewundernswerten Kondition zurück zu finden.
    Sie war leichenblass, nachdem sie mit Tims Hilfe ihre linke Schulter frei gelegt hatte. Beim Anblick der Wunde war der Junge entsetzt vor den Blutspuren und der tiefen Schramme, die sehr rasch ein riesiges Hämatom bilden würde, zurück gezuckt.
    Annelie wehrte sich ein weiteres Mal gegen eine aufsteigende Schwäche. Der klägliche Rest ihrer verbliebenen Kraft erlaubte ihr immerhin, Tim ein Zeichen zu geben, indem sie den Kopf leicht drehte. „Dahinten im Schrank… früher stand da immer Whisky…“
    Der Junge beeilte sich, zu einer imposanten Schrankwand aus Teakholz zu gelangen, die vor fast dreißig Jahren einmal hochmodern gewesen sein mochte, inzwischen allerdings nur noch antiquiert wirkte. Tim musste nicht lange suchen, er wusste, wo das Fach mit den alkoholischen Vorräten war und kehrte mit einer angebrochenen Flasche „Teacher´s“ zurück zu Annelie.
    Die nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche, ließ gleich einen weiteren folgen und fühlte sich danach erheblich besser. Kälte und Schwäche zeigten sich zumindest vorübergehend dem Whisky

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