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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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sich verpissen und ihre Mutterinstinkte woanders ausleben soll. Was ist daran so schwierig? Reicht dir das nicht, was du da eben gehört hast? Wenn es wegen des Hundes ist, dann schaff dir in Gottes Namen auch einen an und nimm dir ein Kindermädchen, das Karate kann.«
    Plötzlich drückte er ihre Hand und sah sie aus seinen vom nächtlichen Exzeß blutunterlaufenen Augen ernst an: »Wovor hast du Angst, Paula? Hat Doris … wie soll ich es ausdrücken … erpreßt sie dich mit irgend was?«
    »Wie kommst du denn darauf?« Paula zog augenblicklich ihre Hand aus der seinen. »So ein Blödsinn! Nein, es ist nicht so einfach, zu jemandem, der fünf Jahre deine Freundin war, und eine wirklich gute Freundin war, ›verpiß dich‹ zu sagen. Außerdem spielen wir zusammen Theater …«
    »Scheiß drauf.«
    »Simon hängt sehr an ihr. Das allerdings hat sie großartig hingekriegt. Er findet es schon normal, daß er zwei Mütter hat. Ich wüßte nicht, wie ich ihn von ihr fernhalten könnte.«
    »Dann zieh weg. Obwohl mir das leid täte.«
    »Habe ich mir auch schon überlegt«, gestand Paula. Sie schwiegen sich wieder eine Weile an, dann fragte Paula: »Jäckle, sag ehrlich: meinst du, daß Simon glücklicher wäre, wenn Doris seine Mutter wäre?«
    Jäckles Tasse schlug hart auf die Untertasse. »Das meinst du doch nicht im Ernst?«
    »Sie hat viel mehr Zeit für ihn, und Geduld. Sie versteht es mit Kindern einfach besser als ich. Ich kann ihn nicht jeden Nachmittag beschäftigen, ich habe meinen Job und dazu das große Haus. Aber selbst wenn …«, Paula zögerte und preßte die Lippen aufeinander, »… selbst wenn ich mehr Zeit hätte: es würde mir keinen Spaß machen, den ganzen Tag nur mit Simon zu spielen, seine endlosen Fragen zu beantworten, auf jeden seiner Einfälle zu reagieren. Es ist mir manchmal einfach zu anstrengend und gleichzeitig zu langweilig, so paradox das auch klingt. Verstehst du das, Jäckle? Ich, Paula Nickel, lese lieber irgendein Buch oder eine Zeitung, als mich mit meinem eigenen Kind zu beschäftigen, das ist doch nicht normal, oder? Sag was, Jäckle!«
    Jäckle wand sich. »Ausgerechnet ich? Ein geschiedener, kinderloser Kriminalbeamter?«
    »Im Moment kann ich nicht wählerisch sein.«
    »Ehrlich gesagt, ich finde das schon normal. Wer sagt denn, daß eine Mutter jede freie Minute um ihr Kind herumglucken muß wie eine Henne? Unsereinen hat man einfach rausgeschickt, zum Spielen, und das war doch okay, oder nicht? Und deine Tante Lilli war sicher auch viel mit sich selbst beschäftigt.«
    »Stimmt. Aber schau an, was aus uns geworden ist.«
    Jäckle zog es vor, nicht darauf zu antworten.
    Paula bekam einen weichen Gesichtsausdruck. »Lilli war bestimmt nicht jederzeit verfügbar, aber ich liebte und bewunderte sie trotzdem. Vielleicht sogar deswegen. Aber ich war wesentlich älter als Simon.«
    »Ich finde, was Doris macht, ist nicht normal«, stieß Jäckle heftig hervor, »sie raubt dem Kind doch den Atem. Wie soll er lernen, sich selber zu beschäftigen, eigene Interessen zu entwickeln, wenn sie ihm alles vorkaut? Nein, Paula, dein Simon braucht eine Mutter, die eine eigene Persönlichkeit und eigene Interessen hat, und keinen … keinen Animateur!« Er schaufelte Unmengen Zucker in seinen zweiten Kaffee und fuhr fort: »Was, glaubst du, würde los sein, wenn Simon vierzehn, fünfzehn, achtzehn ist? Wenn er Mädels hinterherlinst und lieber mit seinen Kumpels in Urlaub fahren will?« Jäckle winkte ab. »Heulen und Zähneklappern würde das geben! Aus ihm würde ein Muttersöhnchen«, er grinste, »ein Ödipussi. Oder ein Serienkiller.«
    Paula lächelte ebenfalls. »Für einen kinderlosen Kriminaler war das gar nicht übel. Was meinst du, soll ich Doris wegen des Bandes zur Rede stellen?«
    »Ich weiß jetzt schon, was sie sagen wird: ›Aber Paula, ich mußte alle diese schlimmen Sachen über dich sagen, mir kam es doch nur auf das Band an, damit wir etwas gegen sie in der Hand haben.‹ Und damit hätte sie sogar, recht. Du hast es selber gehört: Das mit Herbert und der Musikschule war der Schönhaar nicht genug. Sie wollte offenbar speziell dir eins auswischen.« Jäckle schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie geht das?«
    »Was?«
    »Daß aus einer Frau eine so durch und durch verbiesterte alte Schachtel wird?«
    »Also bitte. Sie hatte ungefähr mein Alter!«
    »Trotzdem. Man hätte sie nie im Jugendamt beschäftigen dürfen. Du warst nicht die einzige, die Probleme mit

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