Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
froh, daß ich diesen Kerl seitdem nicht mehr gesehen habe. Hat er wieder was angestellt?«
    »Er wurde als vermißt gemeldet.«
    Paula schluckte. »Von wem?«
    »Von einer kleinen Freundin«, log Jäckle und wurde nicht rot dabei.
    »Jemand sollte ihr gratulieren, daß sie ihn los ist. Er wird schon wieder auftauchen. Du kennst ja den Spruch mit dem Unkraut«, sagte Paula leichthin.
    Offenbar war Jäckle von ihrer Ahnungslosigkeit überzeugt, denn er wechselte sprunghaft das Thema: »Paula«, begann er verlegen, »wollen wir mal zusammen mit Simon wohin fahren? In den Zoo vielleicht? Oder so was in der Richtung?«
    Vor lauter Erleichterung nickte Paula und sagte: »Ja, können wir. Vielleicht an Ostern.«
    Sie verabschiedeten sich. Im kühlen Hausflur mußte sich Paula für ein paar Minuten gegen die Wand lehnen.
    Auf den Straßen des Städtchens hatte inzwischen das samstägliche Familien-Einkaufsidyll begonnen, und Paula floh zu ihrem Wagen, der in einer Seitenstraße parkte, beschattet von einem Halteverbotsschild. An der Windschutzscheibe klemmte ein Morgengruß des Verkehrsüberwachungsdienstes. Sie fluchte und fuhr los.
    »Ich glaube, ich habe etwas Dummes gemacht«, empfing sie Karin Braun. »Doris Körner hat angerufen und wollte wissen, ob Simon bei mir wäre.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht warum«, sagte Karin Braun sichtlich zerknirscht, »aber ich habe sie angeschwindelt. Ich habe gesagt, ich wüßte nicht, wo Simon ist. Keine Ahnung, warum ich das getan habe, es war so eine Art Reflex.«
    Paula sah sie aufmerksam an. »Reflex?«
    »Mehr so ein Instinkt, weißt du. Ich habe sie manchmal beobachtet, mit Simon. In ihrem Verhalten liegt etwas … etwas Abnormes. Ich kann es nicht genau ausdrücken. Jetzt denkst du sicher, ich spinne ein bißchen.« Sie lachte verlegen.
    »Ganz und gar nicht«, antwortete Paula. »Du hast genau das Richtige getan. Ich habe dieses Theater auch langsam satt.«
    Karin Braun senkte ihre Stimme: »Stimmt es, daß man sie gestern festgenommen hat, weil sie diese Jugendamtsleiterin umgebracht haben soll?«
    »Das stimmt. Aber sie war nur zufällig dort.«
    »Ach so. Was hätte das auch für einen Sinn gemacht?«
    »Keinen«, sagte Paula.
    Kurz darauf bog sie mit Simon im Auto in die Otto-Schimmel-Straße ein. »Schau mal, Mama, da ist ein Feuerwehrauto!«
    Er hatte recht. Ein großes Feuerwehrfahrzeug und ein Kombi des technischen Hilfswerks standen vor Doris’ Haus.
    »Mama, bei Doris brennt es!«
    Aber es schlugen weder Flammen aus dem Dach, noch sah man wasserspeiende Schläuche. Doris selbst stand wohlbehalten und lebhaft gestikulierend neben einem Mann im Helm, Anton lief bellend herum.
    »O Paula, Simon, da seid ihr ja«, rief sie mit einer Verzweiflung, die Paula aufgesetzt vorkam, »es ist etwas Schreckliches passiert, während ich einkaufen war. Wasserrohrbruch. Der ganze Fußboden im Erdgeschoß steht Land unter, und der Keller sowieso. Es wird Wochen dauern, ehe das getrocknet und repariert ist. Kann ich inzwischen bei euch wohnen?«
    Das Telefon klingelte. Paula rannte hin und nahm ab.
    »Na, wie sieht’s aus? Hat der Arm des Gesetzes zugeschlagen?«
    »Lilli«, flüsterte Paula, »ich kann jetzt nicht reden.«
    »Sprich lauter, Kind, ich verstehe kein Wort.«
    Paula zwang sich zu einem munteren Tonfall, denn sie war sich sicher, daß Doris auf der Treppe stand und lauschte, obwohl sie eigentlich im Gästezimmer damit beschäftigt war, ihre Garderobe in den Schrank zu räumen. Entsetzlich viel Garderobe.
    »Danke, es geht uns gut«, zwitscherte Paula. »Doris ist hier. Sie wird ein paar Tage bleiben. Ihr Haus steht quasi unter Wasser. Ein Rohrbruch, heute morgen. Ich habe ihr das Gästezimmer überlassen.« Am liebsten wäre Paula bei diesen Worten in Tränen ausgebrochen.
    »Was sagst du da?« zischelte es aus dem Hörer. »Sie ist nicht verhaftet?«
    »Nein.«
    »Wirf sie raus! Sie soll in ein Hotel ziehen. Das hat sie doch mit Absicht gemacht!«
    »Ja, ja. Es ist eine ziemlich üble Sache, so ein Rohrbruch.«
    »Hör zu, Paula. Kannst du morgen nach München kommen? Du könntest mich zur Bahn bringen, dann unterhalten wir uns.«
    »Du verreist? Davon hast du mir gar nichts gesagt.« Paula vergaß für einen Augenblick ihre künstliche Munterkeit.
    »Ja. Ich erkläre es dir morgen. So um die Mittagszeit, geht das?«
    Nein, es geht nicht! Es geht nicht, daß du mich ausgerechnet jetzt im Stich läßt! hätte Paula am liebsten geschrien, aber sie antwortete nur:

Weitere Kostenlose Bücher