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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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müssen wissen, daß ich von meinem Mann getrennt lebe.
    Undeutliches Gemurmel, dann wieder Doris: Und wissen Sie, wer diesmal die externe Sachverständige ist? Aber nein, wie könnten Sie, wir haben die Briefe ja erst vorgestern bekommen. Es ist Paula Nickel.
    Die Schönhaar, leise: Warum erzählen Sie mir das?
    Doris: Die Fürsprache von Frau Nickel, meine und die des Lehrers, den ich, wie gesagt, sehr sehr gut kenne, das würde reichen, nicht wahr? Und wenn wir mal ehrlich sind, Frau Schönhaar, Ihr Herbert hätte ein bißchen – sagen wir mal – Schützenhilfe dringend nötig, oder?
    Die Schönhaar, frostig: Warum sollte ausgerechnet Frau Nickel unserem Herbert helfen wollen?
    Kurzer Lacher von Doris: Frau Schönhaar! Ich bitte Sie! Die Prüfung ist im April. Anfang Mai findet eine Verhandlung beim Familiengericht statt, bei dem es um das Sorgerecht für Simon Nickel geht. Verstehen Sie jetzt, was ich meine?
    Die Schönhaar: Sie wollen also, daß ich vor Gericht für Paula Nickel aussage, damit Sie dafür sorgen, daß Herbert die Prüfung besteht? Ist es das?
    Doris: Exakt.
    Die Schönhaar: Das ist Bestechung. So etwas lehne ich ab.
    Doris: Es wäre lediglich ein kleines Entgegenkommen. Denken Sie mal nach, was aus Herbert wird, wenn er nicht auf die Akademie kommt. Was ich ohne unsere Hilfe für sehr wahrscheinlich halte, denn er ist bestenfalls gutes Mittelmaß. Außerdem haben Sie mich noch nicht völlig richtig verstanden. Zunächst einmal gilt es zu verhindern, daß der Vater des Kindes das Sorgerecht bekommt. Dafür ist Ihre Aussage bei Gericht ausschlaggebend. Er ist genausowenig in der Lage, für ein Kind zu sorgen, wie seine Mutter. Rhetorische Pause. Das heißt aber nicht, daß Paula Nickel das Sorgerecht auf Dauer behält. Ganz im Gegenteil. Wenn die Verhandlung vorbei ist, dann werden Sie und ich dafür sorgen, daß Simon in die richtigen Hände kommt. Zu einer Pflegemutter, die diesem bedauernswerten Kind das gibt, was es braucht. Liebe, Zuwendung, Zeit, vernünftige Ernährung … Ihnen muß ich das ja nicht erklären.
    Kurzes Schweigen, dann die Schönhaar, erregt: Ich verstehe. Das ist … tatsächlich eine Überlegung wert.
    Doris, scharf: Denken Sie an Ihren Neffen!
    Die Schönhaar, nach längerem Zögern: Gut … ich werde es machen.
    Doris: Was machen?
    Die Schönhaar, ungeduldig: Ich werde bei Gericht so aussagen, daß Frau Nickel ihr Kind behält. Vorläufig! Wenn Sie dafür sorgen, daß Herbert die Prüfung an der Musikakademie besteht. Nur dann, verstehen Sie?
    Doris: Klar und deutlich … Pause, Rascheln … und um sicherzugehen, daß sie Ihren Teil der Abmachung auch ganz bestimmt einhalten, habe ich unser Gespräch aufgezeichnet.
    Es klickte laut, der Rest des Bandes war leer. Jäckle räusperte sich: »Und dann hat Doris Körner der Schönhaar gedroht, das nötigenfalls ihrem Vorgesetzten vorzuspielen.«
    Ein paar Minuten blieb es still in Jäckles Küche. Draußen schlug die Kirchturmuhr neunmal.
    »Ein guter Schwindel, das mit der Akademie«, sagte Paula, und ihre Stimme war wie von einer Staubschicht überzogen. Dann, etwas lauter: »Hast du das gehört, Jäckle? Sie will Simon! Mit dieser Pflegemutter, da war sie selbst gemeint. So hat sie sich das also gedacht. Bloß gut, daß die Schönhaar …«, sie verstummte.
    »Tot ist«, ergänzte Jäckle trocken. »Dieses Band beweist leider, daß Doris kein Motiv hatte, sie zu töten, im Gegenteil. Lebend hätte sie ihr mehr genützt.«
    »Wenn nicht Doris, wer war’s dann?«
    Jäckle hob die Schultern und schlug die Augen nieder. »Keine Ahnung. Ich würde auf dich tippen, wenn du nicht für die Tatzeit das beste Alibi der Welt hättest. Nämlich mich.«
    »Vielleicht war’s doch ein Unfall. Zuviel Bohnerwachs. Ein Opfer des deutschen Reinlichkeitsfimmels.«
    Er schüttelte den Kopf und erklärte ihr die Sache mit dem Schlüssel. »Ich wollte eigentlich ihr Haus von oben bis unten durchsuchen lassen. Aber der Richter war dagegen.«
    »Wer würde so blöd sein, den Schlüssel daheim ins Nähkästchen zu legen?«
    »Blöd nicht. Aber eitel. Leute machen manchmal solche Sachen. Um sich und der Nachwelt posthum zu beweisen, wie gewieft sie waren.«
    Paula sah ihn mit dumpfer Verzweiflung an. »Verdammt, Jäckle, was soll ich tun? Sie wird Simon und mich niemals in Ruhe lassen.«
    »Das verstehe ich nicht, Paula.« Jäckle ließ müde seine Faust auf den Tisch fallen. »Du bist seine Mutter. Es ist deine Sache, ihr zu sagen, daß sie

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