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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Als ich Ministrant war, habe ich mir immer heimlich im Beichtstuhl einen runtergeholt. Außerdem hat Paula einen astreinen Weinkeller!«
    »So, den durftest du also auch schon besichtigen«, bemerkte Jäckle bissig.
    »Nein«, versicherte Zolt rasch, »das weiß ich nur vom Hörensagen. Ich fahre jetzt jedenfalls nach Hause und lege mich hin. Ich habe Kreuzweh, daß ich nicht mehr geradeaus laufen kann. Heute abend kommt deine Paula zurück, dann kannst du die fragen, was das alles zu bedeuten hat.
    Jäckle betrachtete nachdenklich die Reste ihres spärlichen Ostermontagsfrühstücks und resümierte: »Ich werde mich vor allen Dingen mal mit Freund Vito unterhalten müssen. Irgendwann wird er ja wieder in seiner eigenen Wohnung auftauchen. Spätestens heute, wenn Paula zurückkommt und ihn im hohen Bogen rausschmeißt.«
    Wo ich schon dabei bin, Tabula rasa zu machen, mache ich es gleich gründlich, dachte Paula, als sie am nächsten Tag in München aus dem Zug stieg und ein Taxi zur Kanzlei ihres Exgatten nahm. Sie hatte Glück, denn als sie eben die Klingel drücken wollte, kam jemand aus dem Haus, und sie witschte in den Flur. Die Tür zu seiner Kanzlei im ersten Stock war offen. Wie sie richtig vermutet hatte, verbrachte Klaus Matt den Ostermontag dort. Feiertage hatte er schon früher dazu benutzt, um im Büro »klar Schiff« zu machen. Wie doch die Menschen an ihren lieben Gewohnheiten festhalten, dachte sie und durchquerte mit energischen Schritten den Flur, dann das Zimmer der Schreibkräfte, in dem heute niemand saß, und trat ohne anzuklopfen in sein Allerheiligstes, dessen Interieur in dem Versuch, nüchtern und sachlich zu wirken, lediglich ein schlecht komponiertes Gegeneinander von schwarzem Leder, Chrom und Glas bildete. Paula hatte es schon immer phantasielos und kalt gefunden.
    »Paula!« Er schreckte aus seinem albernen Chefsessel hoch.
    »Setz dich wieder«, sagte Paula und nahm auf der Kante seines Schreibtisches Platz, so daß sie auf seinen pfeilgeraden Scheitel hinuntersah. Er sah immer noch recht passabel aus, fand sie, nur um die Taille herum hatte er zugelegt, und sein Gesicht erschien ihr ein wenig aufgeschwemmt.
    Er rollte in seinem Stuhl zurück, um etwas mehr Distanz zu gewinnen: »Du kommst sicher wegen der Sorgerechtssache«, sagte er und zog die Lippen hoch, um ihr mit einer Art Lächeln die Zähne zu zeigen.
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Ich komme wegen der Schuhlöffel-Story.«
    »Wegen was?«
    »Mit der du versucht hast, mich vor Gericht als verrückt hinzustellen. Mit dieser Geschichte, daß ich dich im Schlaf angegriffen hätte und nur zufällig statt eines Messers einen Schuhlöffel erwischte. Sei still! Du brauchst es gar nicht erst zu leugnen, ich weiß alles von meinem Bruder. Ihr alle, ihr habt mich von hinten bis vorne belogen!«
    »Reg dich nicht auf, Paula! Das alles ist doch nicht mehr relevant.«
    »Du bist ein Schwein, Klaus, aber das weißt du sicher selbst.«
    Er machte den Versuch, etwas zu sagen, aber Paula fuhr ihm über den Mund: »So, und jetzt zu der Sorgerechtssache: Der Nachfolger von der Schönhaar war kürzlich bei mir, und er findet nichts, aber auch absolut nichts an mir und meiner Erziehung auszusetzen.« Sie ließ die Lüge kurz wirken. Klaus’ Miene blieb undurchsichtig. Paula sprach ruhig und um einige Nuancen freundlicher weiter: »Außerdem habe ich jetzt Geld, wie man dir sicher schon zugetragen hat. Ich werde mir die besten Anwälte und Gutachter nehmen, die es gibt, egal, was sie kosten. Du weißt selbst am besten, wie es um unsere Justiz bestellt ist. Ich will, daß du die Klage zurückziehst, und zwar endgültig. Du wirst eine entsprechende Erklärung aufsetzen, das wird dir als Anwalt sicher leichtfallen. Aber bitte ohne deine üblichen kleinen Tricks. Ich lasse sie prüfen. Als Gegenleistung verzichte ich ab sofort auf den Unterhalt für Simon.«
    Klaus Matt war hinter seiner kühlen Maske noch immer verdattert. So energisch und vor allem so selbstsicher hatte er seine Exfrau noch nie erlebt. Wurde sie ihm nicht als hysterisches Nervenbündel kurz vor dem Überschnappen beschrieben? Vielleicht hatte sie die Schenkung zur Vernunft gebracht. Wie doch Geld die Leute veränderte. Er mußte wider Willen lächeln. In Wahrheit bereute er diese Klage von Tag zu Tag mehr. Natürlich war ihm klar, daß mit der Schönhaar seine Aussichten, den Prozeß zu gewinnen, gestorben waren. Die Schönhaar, diese lächerliche Person. Es war noch nicht einmal nötig

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