Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
gewesen, sie mit Geld zu bestechen, ein paar fadenscheinige Komplimente und noch dünnere Versprechungen hatten genügt, um sie windelweich zu kochen. Doch gesetzt den Fall, er würde nach ihrem Ableben trotzdem siegen – dann war da immer noch Claudia. Claudia, seine neue kleine Zaubermaus, dieses sexgeladene Wesen, das seit kurzem seinen Porsche und seinen Futon mit ihm teilte, mitsamt ihrem Apfelarsch und ihren herrlichen … also, was würde die sagen, wenn er auf einmal mit einem fünfjährigen Sohn daherkäme? Wenn er ganz ehrlich zu sich selber war, mußte er sich eingestehen, daß diese Klage eine unüberlegte Aktion gewesen war, auf die er sich von Anfang an recht halbherzig eingelassen hatte.
    »So wie der Fall sich jetzt darstellt, muß ich erst …«
    »Spar dir dein Anwaltsgesäusel.« Paula widerstand der Versuchung, auf die gläserne Tischplatte zu schlagen. »Ja oder nein?«
    Er strich sich ordnend über die kastanienfarbenen Haare, die allmählich auf sehr attraktive Weise grau wurden. »Also gut. Ich schicke den Vertrag morgen an deine Anwältin, die werte Kollegin Klimt-Schmehlin.«
    »In Ordnung.« Paula deutete ein Lächeln an. »Danke.«
    Sie konnte kaum glauben, daß das alles gewesen sein sollte. »Eins würde mich noch interessieren. Warum hast du das Sorgerecht überhaupt beantragt? Wo dich Simon doch nie groß interessiert hat, wo du ihn schon fast gar nicht mehr kennst? Hast du dabei nie an ihn gedacht?«
    »Doch, natürlich«, murmelte er, »ich wollte es zuerst selber nicht. Aber nachdem ich von allen diesen … Vorkommnissen erfahren habe, da war ich überzeugt, es ginge ihm bei dir nicht sehr gut.«
    »Warum hast du nicht mit mir gesprochen? Wie konntest du dieser verbitterten alten Jungfer denn so bedingungslos glauben?«
    »Alten Jungfer?« wiederholte er verdutzt.
    »Der Schönhaar«, half ihm Paula auf die Sprünge.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein. So war das nicht. Die Schönhaar war zwar sehr entgegenkommend, aber sie hat mir lediglich bestätigt, was ich schon wußte.«
    Paula wurde unsicher. »Was wußte?«
    »Eben Dinge, über dich und Simon. Von deinen nächtlichen Anfällen und daß du ihn vernachlässigst und ihm nicht genug …«
    »Vom wem wußtest du das?« fiel ihm Paula ins Wort.
    »Na, von Doris.«
    Paulas Hände zitterten, als sie den Schlüssel ins Schloß steckte. Sie atmete auf, als er sich zweimal umdrehen ließ. Nein, niemand war im Haus.
    Doris’ Vollkornkosmetika waren aus dem Bad verschwunden, doch als Paula ins Gästezimmer kam, fühlte sie erneut unbändige Wut in ihren Adern kochen: Ihre Sachen waren fast alle noch da, der Duft ihres Parfums hing im Raum, als hätte sie ihn eben erst verlassen. Sie war zwar nicht da, aber von einem Auszug konnte keine Rede sein.
    Paula riß die Kleider aus dem Schrank, warf sämtliche Schuhe obendrauf und schleuderte den Haufen polternd die Treppe hinunter.
    Danach war ihr wohler.
    Es war schon dunkel, als sie allein in ihrer Küche saß und eine Tütensuppe löffelte. Viel mehr Appetit hatte sie nicht. Soeben war ihr aufgefallen, daß Doris das Weinregal im Flur aufgefüllt hatte. Unverschämtheit! Kleinlicher Ärger flammte in ihr auf. Der Weinkeller war ihr Allerheiligstes, und Lillis natürlich. Wie konnte sie es wagen! Während sie lustlos aß, sah sie immer wieder aus dem Fenster. Sie hatte dazu erst den Laden öffnen müssen, das ganze Haus war verrammelt gewesen wie eine Burg. Wovor hatte Doris sich versteckt, wovor gefürchtet? Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, wählte Doris’ Nummer. Sie wollte die Sache zu Ende bringen, jetzt sofort, noch heute.
    »Körner.«
    »Ich bin’s. Du hast deine Sachen noch hier. Ich stelle sie vor die Haustür, du kannst sie in zehn Minuten abholen. Und bring den Schlüssel zu meinem Haus mit, den du noch hast.«
    »Paula! Laß uns vernünftig über alles reden.«
    »Da gibt’s nichts mehr zu reden. Ich weiß alles. Sei froh, wenn ich dich nicht anzeige.«
    »Wegen was denn?« kam es anmaßend. Ja, wegen was eigentlich? Verleumdung, Täuschung, unausgesprochene Erpressung? Intrigen, Maskeraden, billige Theatertricks? Konnte man dafür überhaupt bestraft werden?
    Paula legte auf. Rastlos tigerte sie durchs Haus, prüfte sämtliche Fensterläden, ob sie sorgfältig geschlossen waren. Warum sie das tat, darüber dachte sie nicht nach. Sie stellte die beiden blauen Säcke mit Doris’ Garderobe vor die Haustür, blieb einen Moment stehen und sog die prickelnde,

Weitere Kostenlose Bücher