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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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landete auf ihrer Nase. Dann sah Paula zu, wie seine schmächtige Gestalt langsam hinter den Büschen, die den Weg säumten, verschwand. Er wirkte plötzlich so klein und verloren, am liebsten wäre sie ihm nachgerannt. Unsinn, sagte sie sich, die paar Meter schafft er schon, und ich muß jetzt los. Alle wissen, daß ich gestern gefeiert habe, da will ich mir keine Schwachheiten rausnehmen. Sie startete die Kawa und fühlte sich elend.
    Hauptkommissar Bruno Jäckle schielte schon den ganzen Vormittag ahnungsvoll auf die blaßgelbe Tür seines Büros, von der die Farbe blätterte. Bei jedem Anklopfen schreckte er auf. Jetzt, durchfuhr es ihn dann, jetzt ist es soweit. Am liebsten hätte er diesen Tag freigenommen. Zum Angeln. Obwohl, in letzter Zeit bissen die Forellen am Grundsee fast gar nicht mehr. Es wäre auch nicht schlecht gewesen, mal einfach nur daheim zu bleiben, die Bude aufzuräumen, die Platten zu sortieren, vielleicht ein neues Stück einzuüben. Aber dann wären sie womöglich am Abend in seine Wohnung eingedrungen. Außerdem ging das nicht, weil der Hofer auf Kur war. Kur! Mit knapp über dreißig. So was erlaubten sich die jungen Beamten heutzutage. Schon fast halb eins. Bis jetzt war es ruhig gewesen, so wie meistens. Lediglich zwei Fahrräder wurden gestohlen gemeldet und eine Ladendiebin vernommen, sie hatte im Drogeriemarkt einen Nasenhaarschneider klauen wollen. Einen Nasenhaarschneider! Jäckle schüttelte den Kopf.
    Auch der Bericht der Nachtschicht, Kreitmaier und Schaffrath waren auf Streife gewesen, gab nicht viel her. Eine Rauferei mit Sachbeschädigung in der Disco, versuchter Einbruch in eine Apotheke, die Alarmanlage war rechtzeitig losgegangen, ein Patient war aus der »Schwarzwaldklinik« entwichen. So nannte man inoffiziell die nahe gelegene Psychiatrische Klinik Waldfrieden. Den wirren alten Patienten hatten Bauarbeiter heute morgen in der Kiesgrube, die einmal zur Ziegelei gehört hatte, aufgegriffen, halb erfroren.
    Er konnte beinahe ungestört liegengebliebenen Bürokram aufarbeiten, eine fast schon verdächtige Ruhe war das. Andererseits, in den vergangenen Tagen hatte es für dieses kleine Kaff und für seinen Geschmack schon genug Aufregung gegeben. Schon wieder mußte er an das verschwundene Kind denken. Die Sache schwärte, wie eine schlecht heilende Wunde. Ein Kind, ganze sechs Jahre alt.
    Er versenkte den Kopf in eine Akte, ohne wirklich zu lesen. Ganz flüchtig streifte ihn ein Gedanke. Hatten sie es vielleicht in all dem Durcheinander gar nicht bemerkt? Möglich, aber unwahrscheinlich, sagte er sich sofort. Er wußte die Zeichen zu deuten. Die Gebhard tat so betont gleichgültig und trug dabei ihren Faltenrock, das gute Stück für den Ernstfall. Nein, er würde heute garantiert nicht ungeschoren davonkommen. Vielleicht hatten sie Erbarmen mit ihm? Aber nein, Gnade kannten die nicht, nicht in solchen Fällen. Er seufzte und packte die Akte ins Regal, dessen staubige Böden sich wie eine Hängematte durchbogen.
    Zum Glück waren diese lästigen Wichtigtuer aus München seit zwei Tagen wieder weg. Sondereinheit, vom Präsidium geschickt, um die Aufklärung des Verschwindens von Benjamin Neugebauer voranzutreiben. Einen Mordswirbel hatten sie veranstaltet, eine Show für die Presse hingelegt und sich jeden Morgen mit ihm und dem Hofer zum Brainstorming versammelt. Danach zogen sie los und stellten den Leuten haargenau die gleichen Fragen, die er und Hofer längst gestellt hatten. Mit dem Unterschied, daß sich die Leute den fremden Beamten gegenüber noch zugeknöpfter gaben, als sie ohnehin schon waren. Nach zwei Tagen schleppten sie so einen armen Teufel an, der hinter der Ziegeleisiedlung in einem Bauwagen hauste. Angeblich habe er sich in der letzten Zeit verdächtig benommen. Jäckle kannte ihn, ein Pole, Russe oder so was Ähnliches. Ein harmloser Spanner, der sich, zugegeben, schon mal auf Spielplätzen rumtrieb, aber mehr war da nicht, das mußten auch die beiden Klugscheißer am Ende einsehen und den Kerl wieder laufen lassen. Und er, Jäckle, durfte dieses Vorgehen vor den braven, verschreckten Bürgern der Stadt vertreten, die fiebernd nach einem Täter lechzten. Erst gestern hatte ihn eine Mutter aus der Siedlung beschimpft, er würde die Sicherheit ihrer Kinder aufs Spiel setzen, wenn er solche Kerle frei herumlaufen ließe. Das klang verdammt nach dem Artikel von diesem Schulze, diesem Arschloch. Was wollten sie eigentlich? Soldaten mit Maschinengewehren vor

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