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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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zu beten.«
    »Was?«
    »Wissen Sie«, begann sie und fiel in einen kindlichen Flüsterton, »er war kein normales Kind. Er war böse. Nicht einfach lebhaft oder schlecht erzogen, nein, er war abgrundböse. Vom Satan besessen.« Sie nahm ihre Brille ab, warf einen Blick nach oben, zu einem holzgeschnitzten Jesus in der Zimmerecke, und schlug ein Kreuz über ihrer fülligen Brust. Ihre Augen waren Schlitze, schmal wie Messerrücken, in denen es glitzerte: »Manchmal haben ich und die anderen Mütter ihn gehaßt. Gott möge uns verzeihen. Natürlich wollten wir nicht, daß so etwas geschieht, aber wir …«, sie brach ab und schluckte, dann fuhr sie leise fort: »Wir wollten gemeinsam Gott um Beistand bitten, gegen das Böse, das in letzter Zeit hier umgeht. Wissen Sie, Herr Kommissar, das Bild da, von Max, das hat bei einigen Frauen wieder die alten Gefühle aufgewühlt. Einige von uns haben Alpträume, und ihr Gewissen plagt sie, weil sie dem Max im Zorn manchmal was Schlimmes gewünscht haben.«
    »Und Sie?« fragte Jäckle, »was ist mit Ihrem Gewissen?«
    »Ich habe oft für dieses Kind und seine Mutter gebetet!«
    Jäckle atmete tief durch. »Sie sind also gestern nacht, nach der Elternversammlung, beten gegangen. Wie lange?«
    »Ich weiß nicht genau. Nicht sehr lange. Es war ein so … positives Erlebnis, für uns alle. Gott hat uns Kraft gegeben. Wir sind so wunderbar gestärkt aus der Kapelle gekommen. Als könnte uns all das Böse um uns herum nichts mehr anhaben. Danach sind wir alle nach Hause. Frau Seibt hatte ihr Auto noch vor dem Kindergarten stehen. Die anderen sind mit ihr gegangen, weil sie sie ja fahren wollte. Und als ich dann ins Bett bin, da habe ich vom Fenster aus plötzlich den Feuerschein gesehen.«
    »Sie sind nicht etwa auf die Idee gekommen, die Feuerwehr zu rufen?« fragte Jäckle mit beißendem Spott.
    Die Brettschneider stutzte. »Ah … nein. Natürlich nicht. Herr Kommissar, das Feuer war eine Offenbarung! Fast ein kleines Wunder. Ein Zeichen von ganz oben, daß der Teufel besiegt ist.«
    »Sie haben nicht zufällig etwas nachgeholfen? Mit einem Kanister Benzin vielleicht? Als Gottes Werkzeug, sozusagen?«
    Taub für seinen Zynismus, blickte sie ihn mit majestätischer Würde an: »Gott allein hat diesem Unglücklichen eine Warnung zukommen lassen.«
    Jäckle verdaute das Gehörte stumm. Nachdenklich betrachtete er diese erwachsene Frau, Mutter von zwei Kindern, wie sie mit fiebrigem Blick dasaß und mit einem so naiven Ernst über Gott und den Teufel sprach, wie er es zuletzt als Drittkläßler bei seiner Religionslehrerin, einer uralten, verhutzelten Ordensschwester, erlebt hatte. Was die Brettschneider ihm erzählt hatte, war die Wahrheit, zumindest ihre Form davon, dessen war er sich ziemlich sicher.
    »Warum haben Sie mich zuerst angelogen?« fragte er milde.
    »Ich dachte, Sie würden uns … mir nicht glauben.« Jäckle stand auf. »Ich werde die anderen Frauen auch befragen müssen. Wann haben Sie diese Geschichte mit dem Weinchen bei Ihnen zu Hause ausgeheckt?«
    »Heute morgen. Als wir im Kindergarten die Leute von Brandstiftung reden gehört haben. Da ist uns klar geworden, daß wir verdächtigt werden könnten. Besonders, wo diese Nickel an uns vorbeigefahren ist. Fragen Sie die doch mal, wo sie hergekommen ist. Sie ist doch schon über eine Stunde vor uns gegangen, wo war sie denn dazwischen, hm?«
    »Im Moment sind Sie dran«, sagte Jäckle barsch.
    »Herr Kommissar, es war wirklich so, wie ich Ihnen gesagt habe, das schwöre ich, bei allem, was mir heilig ist.«
    Und das ist sicher eine ganze Menge, dachte Jäckle und verabschiedete sich knapp. Den Rest des Clans wollte er sich für den Nachmittag aufsparen.
    Er trat hinaus in die kühle Luft. Gestern nacht hatte es noch geschneit, eine frische weiße Decke lag über den roten Dächern der Siedlung. Ein friedliches Bild. Er sah auf die Uhr. Die Zeit reichte gerade noch für Doris Körner.
    Xaver Wurm, der Wirt des Gasthofs »Zum goldenen Löwen«, wunderte sich, als er am Nachmittag vor seinem Forellenteich stand. Der Teich war am Wochenende abgefischt worden. Die Weihnachtsfeiern waren nun so ziemlich alle vorüber, diesen Samstag war Heiligabend. Die letzten fetten Forellen, heuer waren sie wirklich prächtig gediehen, schwammen in einem Bassin hinter seinem Haus. Nun sollte der Teich auslaufen, damit er nach den Feiertagen gründlich gesäubert werden konnte, eine Drecksarbeit, vor der ihm jetzt schon graute. Heute

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