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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Minuten seine Machorolle vergißt, ist er eigentlich gar nicht so übel, dachte sie und machte sich ausnahmsweise auf den Weg, um ihm Kaffee und Kognak zu holen. Offensichtlich hatte der Mann einiges hinter sich.
    »Keine Fotos«, stammelte er nach einem Schluck von dem rabenschwarzen Gebräu. »So etwas kann man einfach nicht zeigen. Nicht mal die Bild -Zeitung und der Stern würden das tun.«
    »So schlimm?«
    »Was glaubst du denn? Eine Kinderleiche, die über zwei Monate in einem Forellenteich gelegen ist!«
    Paula nickte und rümpfte die Nase.
    »Ja, das auch«, stöhnte Schulze, »diesen Geruch werde ich meiner Lebtag nicht mehr aus der Nase kriegen.« Er bedachte Paula mit einem barmherzigen Blick und wurde ritterlich: »Bloß gut, daß ich da selber hingegangen bin.«
    »Oh, ja. Wie ich sehe, nimmst du es wie ein Mann. Kein Wunder, du kannst ja auch Driller Killer zum Frühstück anschauen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Der Körper«, flüsterte er, »war sage und schreibe dreimal so groß wie normal. Und dann, als sie ihn rausnahmen …«, er nahm einen Schluck direkt aus der Flasche, »… er zerfiel praktisch in Stücke.« Er würgte, daß es ihm die Augen heraustrieb, dann sah er Paula mit einem weinerlichen Ausdruck an. »Aber weißt du, was das Schlimmste ist?«
    »Nein, was denn?« Paula goß sich nun ebenfalls einen Kognak ein.
    »Ich war in den letzten vier Wochen mindestens dreimal beim ›Löwen‹. Forelle essen.«
    »Blau oder Müllerin?«
    »Das finde ich überhaupt nicht witzig!«
    Paula entschuldigte sich. Sie wußte selbst nicht, woher sie diesen Sarkasmus nahm. Einer ersten Regung des Mitgefühls folgend wollte sie ihren Kollegen belehren, daß Forellen im allgemeinen keine Aasfresser sind, aber nach einem prüfenden Blick auf seine Problemzonen ließ sie es sein. Es würde ihm gewiß nicht schaden, wenn er mal eine Mahlzeit ausfallen ließe.
    »Was meint der Jäckle?«
    »Gar nichts, wie üblich. Arrogantes Arschloch. Die Leiche kommt jetzt nach München, in die Gerichtsmedizin. Erst danach kann man etwas sagen, aber auch nur vielleicht, bei diesem Zustand.« Er schüttelte sich. »Ich frage mich, wie die Leiche da reingekommen ist. Der Teich ist doch eingezäunt wie ein Militärgelände. Und sogar ein Netz gegen die Fischreiher hat er obendrauf. Da hätte man doch Einbruchsspuren finden müssen.«
    »Vielleicht war’s ja der Löwenwirt?« Paula seufzte schwer. »Das wäre schade. Dann gäb’s nächstes Jahr nicht mehr diese sagenhaften Forellen für zwölfachtzig. Dieses Jahr waren sie besonders gut im Futter, fand ich …« Weiter kam sie nicht, denn ihr Kollege Schulze rannte bereits mit vollen Backen in Richtung Klo.
    Natürlich hatte man in der Siedlung bemerkt, wie Doris Körner von Kommissar Jäckle im Dienstwagen mitgenommen worden war, aber da man am selben Tag ihren vermißten Sohn fand, dachte sich im nachhinein niemand etwas dabei, und Doris wurde von allen Seiten Anteilnahme und Bedauern entgegengebracht.
    Wer den Bauwagen angezündet hatte, interessierte hingegen niemanden besonders, außer Kommissar Jäckle, dessen Ermittlungen jedoch nicht vorankamen. Sämtliche Kindergarten-Damen konnten oder wollten sich partout nicht erinnern, wie lange sie in stillem Gebet in der Kapelle verharrt hatten, und seltsamerweise hatte keine beim Nachhausekommen auf die Uhr gesehen. Natürlich wurde gemunkelt, daß Doris Körner etwas damit zu tun haben könnte. Aber wenn, so die unterschwellige Meinung der Öffentlichkeit, wer wollte es ihr verdenken? Im Gegenteil! Wenn die Polizei schon unfähig war, ihre Bürger vor solchen Subjekten zu schützen, war es da nicht recht und billig, wenn die Betroffenen zur Selbsthilfe griffen? Immerhin hatte der Vorfall ein Gutes: Dieser Mensch ließ sich seitdem nirgends mehr sehen, nicht auf Spielplätzen und nicht in fremden Gärten. Offenbar hatte er die Botschaft verstanden und war endlich aus der Stadt verschwunden.
    Abgesehen davon hatte man genug mit sich selber zu tun, denn schließlich stand ja das Fest der Liebe unmittelbar vor der Tür. Überall bereitete man sich gewissenhaft darauf vor; Lichterketten schmückten die Weißtännchen in den Gärten schon seit Wochen, der Kaufrausch erlebte sein alljährliches großes Finale.
    Am Abend des dreiundzwanzigsten Dezember saß Doris mit tränengefüllten Augen bei Paula in der Küche, nachdem sie zusammen Simon zu Bett gebracht hatten.
    »Dieser Jäckle«, schluchzte sie, »wie eine

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