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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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dann an den Kopf. »Wir werden es bald wissen, Signor Commissario, ich verspreche es, mamma mia , das lassen wir nicht sitzen auf uns.« Erneut ballt er die Faust. »Wir sind die D’Annunzio! Wir bringen das in Ordnung! È basta! « Die Faust kracht auf den Tisch, dass die Kaffeetassen klappern.
    Immerhin scheint er verstanden zu haben. Jetzt darf ich das Spiel nicht überreizen, sonst liefert er mir die vermeintlich Schuldigen bald gegrillt und abgeurteilt nach kalabrischer Art, was nicht unbedingt im Sinne des Rechtsstaates wäre.
    »Keine eigenen Aktionen«, mahne ich ihn deshalb. »Nur Informationen sammeln, klar? Ab jetzt ist die Polizei dafür zuständig.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.« Er legt seine Hände auf die Brust und lächelt. »Wir legen ihnen das Handwerk. Du und ich. Wir beide gemeinsam.«
    »In Ordnung, Enzo. Dieses Gespräch bleibt unter uns.« Ich stehe auf und reiche ihm die Hand. »Die Kommunikation läuft einzig und allein über mich. Und noch mal: keine eigenen Aktionen, klar?«
    » Claro , Signor Commissario. Information, aber keine Aktion. Wir arbeiten zusammen. Ich verspreche es.«
    »Gut. Soll ich dir ein Taxi rufen?«
    » Ah no , ich gehe zu Fuß«, winkt Enzo ab und erhebt sich ebenfalls. »Ein wenig frische Luft kann nicht schaden.«
    »Wir hören voneinander«, verabschiede ich mich und lasse ihn ziehen.
    Dann greife ich zum Telefon und rufe die Spurensicherung an: »Jürgen? Habt ihr in Kawelkas Unterlagen ein Dossier oder so was gefunden? Besondere Unterlagen? Zum Beispiel zu einem alten Bunker im Oderbruch?«
    Damaschke verneint. Das Interessanteste sei bislang ein Korruptionsverdacht zu einem Schöneberger Landtagsabgeordneten gewesen, dem Kawelka so lange nachgegangen sei, bis sich die Affäre in Luft aufgelöst habe. »Aber wir haben etwas anderes für dich: Der Besitzer des ausgebrannten Z3 hatte recht: Der Sprengsatz war tatsächlich Semtex. Wie bei Lockerbie.«
    »Danke, Jürgen.« Ich tippe auf die Gabel und wähle Hünerbein an. »Wo steckst du?«
    »Kantinensitzung.«
    Das hätte ich mir denken können. Es wird Abend, da hat der Dicke wieder Hunger.
    »Komm runter«, lockt er mich, »es gibt hier heute ein herrliches Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Speck. Beylich und Matuschka sind auch hier. Wir gehen gerade noch mal alles durch.«
    »Okay. Ich bin in fünf Minuten unten.« Nachdenklich lege ich auf.
    Wird Schöneberg wirklich von paramilitärischen Banden unterlaufen, weil ihnen hier ein kleiner Lokalreporter auf die Schliche gekommen ist? Wegen eines Nazibunkers mit Chemiewaffen, der vom Hochwasser bedroht ist? Und was haben die brandenburgischen Behörden damit zu tun? Es kann doch nicht sein, dass die Ministerien in Potsdam von nichts wissen. Unfassbar!
    Vielleicht ist es ganz gut, wenn sich die kalabrische Mafia darum kümmert. Das spart eigene Ressourcen.

22    DA UNSER DIENSTGEBÄUDE in der Keithstraße keine eigene Kantine besitzt, nutzen unsere Beamten immer den Jugoslawen gegenüber. Im »Adriatico-Grill« gibt es neben den üblichen Cevapcici die sogenannte gutbürgerliche Küche in einer etwas düsteren, aus den späten siebziger Jahren stammenden Einrichtung. Viel Eichenholz wurde verbaut, sodass sich eine gewisse, leicht verstaubte Bauernstubengemütlichkeit einstellen könnte, würde nicht permanent und etwas zu laut diese gewöhnungsbedürftige Musik aus den Boxen dröhnen.
    Zigeunermucke, wie Hünerbein es nennt.
    Ich würde es eher als Balkan-Pop bezeichnen. Scheppernde Bläser, jaulende Geigen und polkaartiges Tschingterrassabum, dazu ein betont machoartiger Gesang mit viel Pathos. Unterhaltungen sind bei dem Krach nur schreiend möglich. Man kommt sich vor wie in einem Film von Emir Kusturica. Aber das Essen ist gut und sehr reichhaltig, die Preise sind moderat, denn regelmäßige Gäste wie wir kriegen ordentlich Rabatt.
    »Mahlzeit«, brülle ich.
    »Mahlzeit! Mahlzeit! Mahlzeit«, rufen Beylich, Matuschka und Hünerbein zurück und machen mir auf der rustikalen Ecksitzbank am Fenster Platz. Lautstark debattieren sie, ob die unter Siggis Roadster platzierte Bombe wirklich mir gegolten haben könnte.
    »So weit sind wir ja mit unseren Ermittlungen noch nicht«, mutmaßt Matuschka, »dass wir irgendwem gefährlich werden könnten. Oder sehe ich das falsch?«
    »Kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an«, tönt Hünerbein kauend, und Beylich gibt zu bedenken, dass es durchaus Absicht gewesen sein kann, dass die Bombe

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