Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
Vom Netzwerk:
recht.« Sie kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein wieder aus der Küche und schenkte ein. Dann setzte sie sich auf die Couch und hob ihr Glas: »Prost!«
    »Prost.« Meyer roch erst fachmännisch am Wein, obwohl er eigentlich keine Ahnung davon hatte. Aber wer hat schon Ahnung vom Wein? Auf die Wirkung kommt es an. »Mhm«, machte er genießerisch, »eine fruchtige Note von Zitrus und ähm … Was ist das im Nachklang? Sandelholz?«
    »Kann sein.« Susanne Baier zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. »Ich bin keine Weinkennerin. Ich genieße einfach.«
    »Genau darauf kommt es an«, pflichtete Meyer ihr bei. »Auf den Genuss.« Er trank jetzt ebenfalls einen Schluck. »Oh ja«, sagte er dann lächelnd. »Dieser Wein hält, was er verspricht. Ich nehme an, das ist«, er schielte auf die Flasche, »ein drei-, nein, ein zweiundneunziger Jahrgang?«
    »Schon möglich.« Die Dipl.-Psych. ließ ihn nicht aus den Augen. »Weshalb sind Sie hier?«
    »Sehen Sie«, Meyer hielt sich noch einen Moment am Weinglas fest, bevor er weitersprach, »ich bin nicht der Typ, der einfach so hinter Frauen herstromert.«
    »Sind Sie das denn?«
    »Was?« Ihre Zwischenfragen brachten ihn nur scheinbar aus dem Konzept.
    »Sind Sie hinter mir«, sie lächelte belustigt, »hergestromert?«
    »Gewissermaßen, ja.« Meyer stellte sein Weinglas ab und beugte sich zu ihr vor. »Ich bin in einer etwas heiklen Situation. In einer, sagen wir es so: Notlage. Ich wusste nicht wohin. Leider. Sie sind mir als Einzige eingefallen.« Er hob entschuldigend die Hände. »Und nun sitze ich hier und weiß nicht weiter.«
    Susanne Baier bekam ihren professionellen Blick. Sie signalisierte mit reizvoll fragend erhobenen Augenbrauen ernstes Interesse. »Erzählen Sie mir, was passiert ist!«
    »Lieber nicht.« Meyer winkte verlegen lächelnd ab. »Sie würden mich für verrückt erklären.«
    »Entweder wir sind alle verrückt«, erwiderte sie, nun wieder ganz Dipl.-Psych., »oder keiner. Verstehen Sie? Wir alle sind subjektiv, wir nehmen die Dinge verschieden wahr. Und nur, weil sich Ihre Sicht möglicherweise von der Sicht der anderen unterscheidet, sind Sie nicht verrückt. Also sagen Sie mir ruhig«, sie strich ihm sanft über die Hand, »was Sie bedrückt! Sonst kann ich Ihnen nicht helfen. Wovor haben Sie Angst?«
    »Sieht man mir das an?« Meyer zog seine Hand zurück. »Habe ich Angst?«
    »Ich denke schon, ja.« Sie nippte an ihrem Wein. »Viele Männer haben damit ein Problem. Aber Angst ist etwas ganz Natürliches. Sie bewahrt uns davor, unnötige Risiken einzugehen.«
    »Stimmt«, sinnierte Meyer in die Ferne schauend. »Deshalb bin ich hier.«
    Die Psychologin legte verwundert den Kopf schief. »Sie sind hier, weil Sie kein Risiko eingehen wollen?«
    »Ja. Draußen ist es zu gefährlich.« Meyer atmete tief durch. »Jemand versucht, mich umzubringen.«
    »Wer?«
    »Ich weiß es nicht.« Jetzt griff Meyer ihre Hand. Nicht sanft, sondern eher wie ein Ertrinkender, der sich verzweifelt an einen letzten rettenden Ast klammert. »Ein Killer. Er wollte mich mit meinem Wagen in die Luft jagen. Autobombe. Das hat vielleicht geknallt! – Bumm! – Meine Ohren fiepen immer noch.«
    Susanne Baier flackerte nervös mit den Augen.
    »Sehen Sie«, Meyer nickte grimmig, »jetzt halten Sie mich doch für verrückt. Aber den Knall haben auch ganz normale Passanten gehört. Es gab Verletzte. Und das Auto ist auch vollkommen hinüber. Es war reiner Zufall, dass ich mit dem Leben davongekommen bin. Das war«, er zeigte es mit den Fingern an, »so knapp!«
    Irritiert starrte die Dipl.-Psych. auf den schmalen Spalt zwischen Meyers Daumen und Zeigefinger. Fünf Millimeter, höchstens. Man sah ihr an, wie sehr sie sich zwang, wieder zu professioneller Ruhe zu kommen.
    Meyer ließ sie los und nahm einen Schluck Wein. »Lesen Sie morgen die Zeitung! Da wird das bestimmt drinstehen.«
    »Ich habe davon vorhin im Radio gehört.« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Eine Autobombe in der Akazienstraße …«
    »Das war mein Wagen«, bekräftigte Meyer. »Ein nagelneuer BMW   Z3 , noch nicht abbezahlt.«
    »Aber im Radio sagten sie, dass es eine Auseinandersetzung zwischen Kriminellen gewesen sei …«
    »Unsinn! Woher wollen die das wissen?« Meyer verschüttete fast seinen Wein. »Sehe ich wie ein Krimineller aus?«
    »Ich weiß nicht, wie ein Krimineller aussieht.«
    »Und wenn ich einer wäre?« Meyer sprang auf. »Würden Sie mich dann

Weitere Kostenlose Bücher