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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Region Armenia, ins zweite Gefängnis Garavitos.
    Benecke:
Hast du irgendwelche intensiven Eindrücke aus unserer tagelangen Arbeit mit Garavito mitgenommen?
    Zapata:
Interessant und bemerkenswert war es schon, aber nicht tief eindrucksvoll oder intensiv. Eingeprägt hat sich bei mir eher das Gespräch mit seiner Schwester und wie sie für ihren Bruder fühlt… außerdem die riesige Karte mit den Leichenfunden, die er gezeichnet hat, seine Briefe und Zeichnungen an dich und wie er sich gedanklich auf mich eingestellt hat. Auf mich strömte das aber nicht auffallend intensiv ein.
    Benecke:
Hat dich die Begegnung vielleicht nachträglich verändert?
    Zapata:
Nein, auch nicht nachträglich. Ich wusste schon vorher aus eigener Erfahrung, wozu Menschen fähig sind und wie wenig manchen Leuten das Leben anderer bedeutet. Man kann niemandem ansehen, wozu er fähig ist – nicht am Gesicht, aber auch nicht durch Gespräche oder Verhaltensbeobachtung.
    Garavito ist dafür nur ein Beispiel unter vielen. Er wirkt völlig durchschnittlich und sticht durch nichts aus der Menge. Er benimmt sich genau wie jeder Durchschnittsmensch aus seiner Region, er hat sogar den dort typischen offenen Gesichtsausdruck eines ländlichen Campesinos.
    Benecke:
Wie würdest du seine Persönlichkeit beschreiben?
    Zapata:
Schwer zu sagen. Mir ist eigentlich nur aufgefallen, dass er organisiert, ordentlich und selbstbezogen ist. Und er versucht dauernd, andere für sich einzunehmen.
    Benecke:
Sonst noch irgendwas, das dir in Erinnerung geblieben ist?
    Zapata:
Bevor du mich gebeten hast, an der Sache mitzuarbeiten, kannte ich den Fall nicht. Als die Taten passierten, war ich noch jünger und lebte in Australien. Später, in Kolumbien, hat keiner mit mir darüber gesprochen, vielleicht weil die Kolumbianer ihn schnell vergessen wollten.
    Alles, was ich darüber weiß, stammt also aus unserer Woche im Gefängnis in Calarcá. Auffällig war für mich, dass Garavito für alles irgendeine Rechtfertigung findet – er dreht es immer so, wie es ihm gerade passt beziehungsweise wie andere es hören wollen.
    Ich glaube ihm nicht, dass er sich geändert hat. Für mich ist er ein Pädophiler, der garantiert wieder töten würde, wenn er könnte.

4. DIE EWIGE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN VERBRECHEN
    Eine der häufigsten Fragen an jeden Kriminalbiologen ist neben »Ist das nicht ekelig?« (jein) und »Kann ich ein Praktikum machen?« (ebenfalls jein) die Frage nach dem perfekten Mord. Es hat offenbar eine große Faszination, die Polizei und alle Experten auszutricksen und unbemerkt eine Person umzubringen. Was genau daran spannend sein soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft – denn will man beispielsweise seinen Chef loswerden, so genügt ja ein Jobwechsel. Hasst man seine Ehefrau, sollte man sie vielleicht einfach verlassen. Und würde man am liebsten eine Person umbringen, die in der Vergangenheit Böses getan hat, dann hilft vielleicht die Einsicht, dass das Geschehene durch einen Rachemord auch nicht rückgängig gemacht wird.
    Wenn es aber trotzdem unbedingt sein muss, sollte man einen bezahlten Auftragskiller anheuern. Denn was passiert, wenn man sich nach zu vielen Krimis (oder getrieben von Gier, Neid und Dummheit) für schlauer als die Ermittler hält, zeigt folgender Fall, von dem Kriminalrat Josef Wilfling, Leiter der Todesermittler im Polizeipräsidium München, berichtet.
Ein fast perfekter Mord: Tod auf dem Inka-Pfad
    »Ich hörte, dass jemand den Reißverschluss des Zeltes öffnete. Durch dieses Geräusch wachte ich auf. Ich drehte mich langsam um. Ich hörte einen Schuss. Wir schliefen mit unseren Köpfen Richtung Zeltöffnung. Ich schaute zurück und sah einen Mann mit einer Waffe in der Zeltöffnung, und nachdem ich den Schuss gehört hatte, hörte ich auch, wie ein andererMann schrie. Ich habe nicht verstanden, was er sagte, aber der Ton in der Stimme war so, als ob er meinte: ›Was ist passiert?‹
    Der Mann, der die Waffe hielt, rief etwas zurück. Auch das habe ich nicht verstanden. Es hörte sich an wie: ›Es ist okay, nichts ist passiert!‹ Er richtete dann die Waffe auf mich und sagte ›Money‹ in gebrochenem Englisch. Ich drehte mich um, nahm aus meiner Jeans, die neben mir lag, meine Brieftasche. Ich gab sie ihm, dann zeigte er auf Ursula und sagte wieder: ›Money.‹ Ich sagte zu ihm auf Englisch: ›Wir gehören zusammen‹ und zeigte dabei auf meinen Ehering. Er schaute mich noch eine Sekunde lang an und ging dann

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