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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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gewöhnungsbedürftig. Und warum hatten die Täter Geld genommen, die teure Ausrüstung aber zurückgelassen?
    Eigenartig war auch, dass der Ehemann im Verlauf der weiteren Vernehmung ein gewisses Verständnis für den Schützen aufzubringen schien, nach dem Motto, seine Frau sei ja selbst schuld gewesen. Hätte sie nicht nach der Waffe gegriffen, hätte der Räuber möglicherweise gar nicht geschossen. Konnte er wirklich den Dreitagebart des Schützen bemerkt haben? War es nachvollziehbar, dass er stundenlang neben seiner sterbenden Frau sitzen geblieben sein will, anstatt sofort Hilfe zu holen?Warum war er mit ihr überhaupt zu einer so einsamen Stelle aufgestiegen, obwohl sich dreihundert Höhenmeter unterhalb ein bewachter, sicherer Campingplatz befand und seine Frau wegen des Vorfalls in der vorangegangenen Nacht ohnehin schon Angst gehabt haben soll? Eine Menge Ungereimtheiten, aber keine Beweise.
    Vor allem aber war zum damaligen Zeitpunkt das Wichtigste nicht erkennbar: ein Tatmotiv!
    Dr. Ursula Glück-Tesler war beruflich gut situiert und hätte eine große Karriere vor sich gehabt. Sie war aber nicht reich. Und wie Ilan Tesler angab, sei das Leben seiner Frau auch nicht sehr hoch versichert gewesen. Es habe lediglich eine Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit gegeben, die bereits 1993 in Israel abgeschlossen worden sei und aus der er hunderttausend US-Dollar zu erwarten hätte. Tötet man deshalb vier Jahre später einen Menschen, den man aufrichtig liebt?
    Nach der Beisetzung seiner Frau am 24. Januar 1997 auf dem Waldfriedhof in München verließ Ilan Tesler Deutschland sofort wieder. Seine Schwiegereltern waren misstrauisch und hatten unbequeme Fragen gestellt. Beispielsweise warum er seine alte, abgegriffene Geldbörse noch habe, wenn er sie doch angeblich den Räubern ausgehändigt haben will. Ilan Tesler reagierte auf solche Vorhaltungen wie immer, wenn er sich in die Enge getrieben sah. Er wandte sich ab, sagte kein Wort mehr, setzte sein unnachahmliches Grinsen auf und spielte den Beleidigten.
    Seine Spur verlor sich. Nur hin und wieder meldete er sich bei Michael Glück in München, dem älteren Bruder seiner verstorbenen Frau. Anscheinend wechselte er häufig seinen Aufenthaltsort, pendelte zwischen New York, Kalifornien und Israel hin und her und unternahm zahlreiche Reisen in alle Welt. Seinen Laptop hatte er immer dabei und kommunizierte über ihn tagtäglich mit Freunden, Verwandten und Bekannten. Tausende von E-Mails, in denen er seine Befindlichkeiten schilderte,setzte er ab, und allen Adressaten suggerierte er seinen Verdacht, bei den Verbrechern könne es sich nur um Polizisten oder Militärangehörige gehandelt haben.
    Zwei Jahre stagnierten die Ermittlungen. Über die deutsche Botschaft in Lima war lediglich in Erfahrung gebracht worden, dass die peruanische Polizei Ilan Tesler im Verdacht hatte, seine Frau selbst erschossen zu haben, da es seit Jahren auf dem Inka-Pfad außer einfachen Diebstählen keine Raubüberfälle oder sonstigen Gewalttaten mehr gegeben habe.
    Hand aufs Herz! Wer hätte unter diesen Voraussetzungen reelle Chancen gesehen, dieses Verbrechen jemals aufklären zu können? Ein Tatort in einer entlegenen Hochgebirgsregion! Ein Land, in dem nach allgemeiner Vorstellung Touristen häufig Opfer von Raubüberfällen werden und in dem staatliche Strukturen wie Sicherheit und Ordnung nur in beschränktem Maße funktionieren sollen! Keine Tatwaffe, kein Projektil, keine Patronenhülse, keine Zeugen, keinerlei Beweismittel!
    Das Zelt sei in Peru zurückgeblieben, er wisse nicht, ob es noch existiere, so Tesler, er habe es im deutschen Konsulat in Cuzco zurückgelassen. Ebenso die Schlafsäcke. Es gab keinerlei Ermittlungsansätze, aber dafür ein Tatopfer, dessen Lebensmittelpunkt in den letzten Jahren ausschließlich im Ausland lag! Keine Chance, sollte man glauben.
Die Wende
    Im Januar 1999 erhielt die Familie Glück von einer Versicherungsgesellschaft in New York eine Anfrage nach bestimmten Unterlagen. Grund: Ilan Tesler habe die Auszahlung von dreihunderttausend Dollar aus einer Lebensversicherung beantragt. Und nicht nur das, er habe bereits aus zwei anderen Versicherungen etwa vierhunderttausend US-Dollar ausbezahlt bekommen. Ebenso fünfzigtausend Dollar aus einer Reiseversicherungund weitere dreihundertneunzigtausend DM aus israelischen Versicherungen.
    Kriminalhauptkommissarin Iris von Ohain hatte immer geahnt, dass irgendetwas mit dem Tod von Ursula Glück-Tesler

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