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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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zahlreiche Versuche mit verschiedenen Personen konnte bewiesen werden, dass sich die Reißverschlüsse nur dann gut öffnen ließen, wenn man beide Hände benutzt und das Zelt gut verspannt ist. Beim Öffnen mit nur einer Hand verklemmte sich bei fast allen Versuchen der Zipper, und ein weiteres Öffnen war dann nur sehr schwer möglich und wäre von den Insassen bemerkt worden. Keinem der Versuchspersonen war es gelungen, mit nur einer Hand das Zelt zu öffnen, ohne die Waffe wegstecken oder die Schusshand zu Hilfe nehmen zu müssen.
    Es blieb also die Frage, wie der Räuber geschafft haben könnte, was keiner der Versuchspersonen gelungen war. Zumal Tesler angegeben hatte, er habe das Öffnen des Reißverschlusses gehört und gleichzeitig eine Pistole gesehen. Wie hätte dieser Überraschungsangriff funktionieren sollen, noch dazu, wenn der Täter gleich drei Reißverschlüsse hätte öffnen müssen? Damit war auch die Erklärung dafür gefunden, warum sich Tesler angeblich nicht erinnerte, wo er das Zelt gekauft hatte und wer der Hersteller war, obwohl er es eigens vor der Reise neu erstanden hatte. Kein Zweifel, er wollte die Beschaffung eines Vergleichszeltes verhindern.
Eine wichtige Zeugin
    Gewöhnlich brechen die Touristen nach dem Frühstück gegen acht Uhr von ihren Lagern auf, um die Wanderung fortzusetzen – so seinerzeit auch die Gruppe des Führers Fredy Medina, mit der das Ehepaar am Tag vorher verschiedentlich Kontakt gehabt hatte. Nur eine Teilnehmerin hatte eine Ausnahme gemacht:
    Am Dienstag, dem 7. Januar 1997, um fünf Uhr morgens, verlässt die argentinische Zahnärztin Ana Bertolotti als Ersteder insgesamt siebzehnköpfigen Touristengruppe ihr Zelt auf dem Campingplatz Pacamayo. Alle anderen schlafen noch. Ihr persönlicher Träger Eilio Puma macht sich daran, das Gepäck der Frau aufzunehmen. Ziel ist die berühmte Inka-Stadt Machu Picchu. Bereits am Vorabend hatte sie ihrem Führer Fredy erklärt, eher als die anderen zu dieser letzten Etappe aufbrechen zu wollen, um in der dünnen Höhenluft nicht hetzen zu müssen. Am späten Nachmittag wolle sie nämlich noch rechtzeitig den Zug zurück nach Cuzco erreichen.
    Vor ihnen liegt ein steiler Aufstieg hinauf zur Ruine Runcuracay und von dort weiter zum gleichnamigen Pass in etwa viertausend Meter Höhe. Dann würde es bis Machu Picchu etwa acht Stunden fast nur noch bergab gehen.
    Der Pfad ist mit breiten Findlingen ausgelegt und daher gut begehbar. Nach zwanzig Minuten beginnt es zu regnen. Ana Bertolotti geht langsam und vorsichtig. Der Aufstieg dauert etwa vierzig Minuten, und sie nimmt keinerlei Auffälligkeiten wahr, weder optisch noch akustisch. Bevor sie die Ruine erreichen, hört der Regen wieder auf, und es ist inzwischen auch hell geworden.
    Als sie und ihr Träger die Ruine erreichen, ein rundes, gut erhaltenes Bauwerk aus der Inka-Zeit, sehen sie ein Zelt, das rechter Hand auf einer Wiese steht, etwa fünfzig Meter unterhalb der Ruine. Ana Bertolotti möchte gern ein Foto von der Ruine machen, will aber nicht das störende Zelt auf dem Bild haben und geht deshalb den Pfad ein Stück weiter nach oben.
    Plötzlich, noch bevor sie das Foto machen kann, taucht, von oben kommend, ein Mann auf. Beim unmittelbaren Zusammentreffen mit ihr erschrickt dieser offensichtlich. Anstatt an ihr und ihrem Träger vorbeizugehen, kehrt er um und rennt die Stufen des Pfads wieder hinauf. Dann aber kommt er doch wieder auf sie zugelaufen. Kurz vor ihr stoppt er abrupt, dreht sich um und hastet die Stufen abermals hinauf. Dieser Vorgang wiederholt sich fünf- bis sechsmal. Der Mann benimmtsich wie ein aufgeschrecktes Tier, das in eine Falle gelaufen ist. Während er offensichtlich völlig verunsichert ist und wie gehetzt hinauf- und hinunterläuft, spricht er kein Wort.
    Schließlich bleibt er doch vor ihr stehen. Er spricht sie in Englisch an. Die Frau spricht kaum Englisch und kann ihn nicht verstehen. Sie sieht aber, dass sein T-Shirt im Bauchbereich blutverschmiert ist und die Hose im Gesäßbereich einen auffallend kreisrunden Blutfleck hat. Außerdem sind seine Hände voller Blut.
    Da Ana Bertolotti an dem Mann selbst keine Verletzungen erkennen kann, nimmt sie an, dass möglicherweise ein Begleiter von ihm verletzt sein könnte. Da er von oben gekommen ist, vermutet sie, irgendwo weiter oberhalb könnte jemand gestürzt sein.
    Als Ärztin versucht sie, etwas über die Art der Verletzungen zu erfahren. Sie fragt:
»Donde?«
(Wo?). Daraufhin

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