Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Tesler später als Lügner, der mit den Verbrechern wahrscheinlich unter einer Decke stecke.
Die Helfer bauen eine provisorische Trage. Dr. Rosell, Sanitäter Lopez, Fredy Medina und zwei über Funk verständigte und herbeigeeilte Beschäftigte des Nationalen Kulturinstituts tragen die Schwerverletzte zu einem etwa zehn Kilometer entfernten Hubschrauberlandeplatz. Ilan Tesler trägt während des Transports seinen sowie den Rucksack seiner Frau.
Auf dem Weg kommen ihnen zwei Polizeibeamte entgegen. Am Hubschrauberlandeplatz befragen sie Ilan Tesler erneut. Sie glauben ihm nicht, denn beide sind erfahrene Beamte und seit vielen Jahren für diesen Bereich zuständig. Noch nie haben sie von einem bewaffneten Raubüberfall gehört.
Der Polizeibeamte Puntaca und sein Kollege Calderon durchsuchen sowohl den Rucksack des Opfers als auch den von Ilan Tesler. Im Rucksack von Ursula Glück-Tesler finden sich deren Geldbörse mit Ausweisen, zweihundert Dollar sowie dreihundert peruanischen Soles (etwa siebzig Euro). Im Rucksack Ilan Teslers finden sie schließlich ebenfalls eine Geldbörse mit ähnlichem Inhalt. Man zeigt ihm diese und hält ihm vor, wie dies mit seiner Tatversion, er habe den Räubern seine Geldbörse gegeben, zu vereinbaren sei. Tesler schweigt nur und wendet sich ab.
Ursula Glück-Tesler und Ilan Tesler werden mit dem Hubschrauber nach Cuzco geflogen, die Schwerverletzte wird inein Krankenhaus gebracht. Gegen zweiundzwanzig Uhr holen sie Ilan Tesler zur Vernehmung ab und untersuchen seine Hände auf Schmauchspuren. An beiden Händen werden Bleianhaftungen festgestellt, negativ ist die Analyse auf Barium und Antimon [aus Schmauch; M. B.].
Anschließend wird Ilan Tesler in das Konsulat von Maria Jürgens de Hermoza gebracht. Hier erhält er Gelegenheit zu telefonieren. Als Erstes ruft er die Reiseversicherungsgesellschaft in New York an und will unter anderem wissen, ob sie die Kosten für den Rücktransport einer Leiche auch wirklich übernehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt lebt Ursula noch.
Tatversion des späteren Tatverdächtigen
Um dreiundzwanzig Uhr beginnt die polizeiliche Vernehmung, bei der auch ein von der Honorarkonsulin verständigter Anwalt anwesend ist. Die Täter beschreibt er nun wie folgt:
»Das Einzige, was ich bemerken konnte, war, dass die Person, welche die Waffe trug, eine hellgrün-gelbliche Hose trug und einen Kasack, Typ weites Sakko in schwarzer Farbe. Ich konnte auch bemerken, dass er wie ein Mestize aussah, mit schwarzen Haaren. Er hatte keine Gebirgsschuhe an. Betonen möchte ich, dass er einen kurzen Haarschnitt hatte, nach Art der Militärangehörigen. Den anderen konnte ich nicht erkennen, weil er außerhalb des Zeltes war. Ich hörte nur, wenn sie miteinander sprachen.«
Die peruanischen Ermittler glauben ihm nicht. Zu viele Widersprüche. Da aber bei der Untersuchung seiner Hände nur Bleianhaftungen und keine sonstigen Bestandteile festgestellt worden waren, die im Pulverschmauch einer abgefeuerten Patrone gewöhnlich enthalten sind, fehlt ein Beweis. Das Blei an seinen Händen war zwar durchaus ein gewichtiges Indiz dafür, dass er einen Schuss abgefeuert haben könnte – wie sonst sollte Blei an seine Hände gekommen sein –, unddas Fehlen sonstiger Substanzen hätte sich nach über fünfzehn Stunden auch leicht erklären lassen, aber es war halt nur ein Indiz und kein Beweis. Und Indizien greifen erst dann, wenn sie zu einer Kette geworden sind, nahtlos aneinanderpassen und am Ende ein Gesamtbild ergeben, ähnlich wie ein Puzzle.
Außerdem müssen die Ermittler auch aus einem anderen Grund kapitulieren. Ilan Tesler hat einflussreiche Schützenhilfe bekommen. Die deutsche Honorarkonsulin, seit zwanzig Jahren in Cuzco und mit einem Einheimischen verheiratet, entwickelt einen zunehmend ausgeprägten Beschützerinstinkt für den jungen Israeli. Sie ist eine einflussreiche Persönlichkeit, vor der die misstrauischen Polizisten schließlich kuschen müssen. Sie glaubt dem mitleiderregenden jungen Mann, der behauptet, die Täter hätten uniformähnliche Kleidung getragen. Die Konsulin ist der Meinung, die Polizei wolle nur von den wahren Tätern aus den eigenen Reihen ablenken und sich unbequemer Ermittlungen entledigen. Mit scharfen Worten unterbricht sie schließlich die Vernehmung ihres Schützlings, die in ihrem Haus durchgeführt worden ist und zu der sie einen Anwalt hinzugezogen hat.
Bewertung der Schussabgabe
Sein wichtigstes Gegenargument, das später auch
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