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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Beweismittel. (Foto: Speer Inc.)
    Abb. 44: Projektile zersplittern je nach dem Material, auf das sie auftreffen, unterschiedlich; hier am Beispiel eines Hohlspitzgeschosses Gold Dot (wie im Fall Inka-Pfad) im FBI-Test. (Foto: Speer Inc.)
Ermittlungen in Lima und Cuzco
    In der Klinik in Lima, in der Ursula Glück-Tesler am 13. Januar 1997 gestorben war, konnten wertvolle Erkenntnisse zum Verletzungsbild gewonnen werden. Die Vernehmung der dortigen Ärzte erfolgte nach einem Fragenkatalog, den die Rechtsmediziner in München aufgestellt hatten. Es konnten sogar noch die Röntgenbilder sichergestellt werden, auf denen der exakte Schusskanal zu sehen war.
    Die Stadt Cuzco, etwa tausend Kilometer südöstlich von Lima gelegen, ist das »Basislager« für alle Touristen, die den Inka-Pfad durchwandern wollen. Hier widmeten sich Iris von Ohain und Rudolf Assmann erst einmal der deutschen Honorarkonsulin Maria Jürgens de Hermoza, in deren Konsulat Ilan Tesler am 8. Januar 1997 von der peruanischen Polizei vernommen worden war, wobei die Konsulin einen erstaunlichen Entlastungseifer gezeigt hatte. Bei ihr soll laut Tesler auch das Zelt und die sonstige Ausrüstung zurückgeblieben sein. Allerdings hatte die Konsulin bei zahlreichen telefonischen Nachfragen immer wieder behauptet, ihr peruanischer Ehemann habe das Tatzelt und die restliche Ausrüstung längst verbrannt.
    Einige Monate vor Beginn der Peru-Reise hatten sich die Gegenstände auf wundersame Weise doch noch gefunden, allerdings erst nachdem Kommissar Hofmann beim Ehemann vorgesprochen und entsprechende Recherchen durchgeführt hatte. Erst vor Gericht sollte die Konsulin zugeben, dass sie das Zelt in ihrem Privathaus aufbewahrt hatte, da sie fest von der Unschuld ihres Schützlings überzeugt gewesen sei. Bleibt die Frage, warum sie dann in dem Zelt ein belastendes Indizgesehen hat und es für besser hielt, es den Ermittlungsbehörden vorzuenthalten. Das Zelt wurde nach München geschickt und dort gründlich untersucht. Die gesicherten Spuren waren äußerst aufschlussreich, wie sich noch erweisen sollte.
    In Cuzco warteten bereits zwei peruanische Anwälte auf die deutschen Ermittler. Sie waren von der Familie des Beschuldigten engagiert worden und wollten unbedingt bei der Tatortaufnahme dabei sein, was jedoch von der Ermittlungsrichterin vor Ort abgelehnt wurde.
Tatortaufnahme am Inka-Pfad
    Am 20. März 2000 brach der Tross zum Inka-Pfad auf. Er bestand aus der gesamten deutschen Delegation, dem örtlich zuständigen Staatsanwalt und der Ermittlungsrichterin nebst Gerichtsschreiber mit Uraltschreibmaschine sowie fünf Polizeibeamten. Die wichtigste Person aber war Fredy Medina, der Fremdenführer, der seinerzeit mit seiner Touristengruppe als einer der Ersten am Tatort war. Er kümmerte sich um Zelte und Verpflegung. Seine neunzehn einheimischen Träger schleppten die gesamte Ausrüstung. An alles war gedacht: Video- und Fotoausrüstung, Filmmaterial, Funkgeräte (Handys funktionierten nicht), Metallsuchgerät, Windmesser, Laserentfernungsmesser und vieles mehr. Die persönliche Ausrüstung musste jeder selbst tragen. Das Wetter war kalt und regnerisch, wie zu dieser Jahreszeit üblich.
    Die peruanischen Träger sind wahre Naturwunder und an die dünne Höhenluft gewöhnt. Nur mit Sandalen »beschuht«, überwinden sie Berge und Täler, als würde unsereiner einen Sonntagsspaziergang machen. Nachts schlafen sie im Freien, zugedeckt mit dünnen Plastikplanen. Mit ihren schweren Lasten – sie tragen bis zu fünfzig Kilogramm – eilen sie voraus, bauen die Zelte am Abend auf und bereiten bis zum Eintreffen der Touristengruppen das Essen vor. Jeder von ihnen erhieltzehn US-Dollar pro Tag, für diese Menschen ein außergewöhnlich guter Verdienst. Wie viel davon sie allerdings an Fredy Medina abgeben mussten, wurde nicht bekannt. Es sind begehrte Jobs in Peru, und schon fünf Dollar Tagesverdienst liegen weit über dem Landesdurchschnitt.
    Genau wie das Ehepaar Tesler am 5. Januar 1997 fuhr man mit dem Zug von Cuzco nach Corihuayrachina, Kilometer 88, dem Ausgangspunkt des auf fünf Tage ausgelegten Marsches mit dem Zielort Machu Picchu, der sagenumwobenen, weltberühmten Inka-Stadt. Die zweiundfünfzig Kilometer, die man würde zurücklegen müssen, erscheinen nicht viel, aber sie haben es in sich. Höhenkrankheit, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Schwindel und Durchfall sind die Begleiter der solche Höhen nicht gewohnten Mitteleuropäer, und irgendwann wird jeder

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