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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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einige Ausgaben hinzugekommen, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Jetzt sitzen wir auf zweihundertfünfzig Talern, die wir noch nachzahlen müssen.
    Der König, der sich über Jettchens Fortkommen sehr freut und den Unternehmungsgeist des jungen unschuldigen Kindes bewundert, wünscht, dass ihr Fonds um vierhundert Taler erhöht wird, sodass er sechshundertfünfzig Taler beträgt. Der König bietet Ihnen an, davon pro Halbjahr sechs Prozent abzuzahlen.
    So bin ich nun von Seiner Majestät, unserem gnädigen König, beauftragt, Sie, beste Mademoiselle, zu fragen, ob Sie bereit wären, dem Staat mit dieser Summe auszuhelfen. Der König bewundert Ihre Liebe und Güte und lässt Ihnen ausrichten, dass er Sie persönlich angeschrieben hätte, derzeit aber auswärts beschäftigt ist.
    Der Justizminister wird Sie im Namen Seiner Majestät so bald wie möglich besuchen, weil der König wünscht, dass diese Sache nur durch Sie, gute Mademoiselle Niemann, durch mich und durch ihn selbst abgemacht werden soll. Auf diese Weise will er Henriette fördern, weil das nicht nur dem Staat, sondern auch ihr unberechenbaren Nutzen einbringen kann.
    Damit habe ich nun den Antrag Seiner Majestät an Sie, beste Mademoiselle, ausgerichtet und hoffe im Vertrauen zu Gott und Ihrer Liebe, dass das Unternehmen gesegnet sein möge. Sie erwarten Ihr Jettchen ganz gewiss schon zurück. Ihr erster Gang wird zu Ihnen führen; sobald sie aus dem Postwagen steigt, fährt sie nach Charlottenburg.
    Bitte sagen Sie ihr aber nichts vom König. Er will Henriette durch ein eigenhändiges Schreiben überraschen. Zeigen Sie ihr auch nicht diesen Brief, sondern sagen ihr, ich wäre bei Ihnen gewesen und hätte mit Ihnen gesprochen.
    Wollen Sie nun gütigst die Bitte des Königs erfüllen und schreiben ein paar Zeilen an den Justizminister. Legen Sie die Staatsschuldscheine dazu, versiegeln Sie alles und geben es Jettchen mit. Sie soll den Brief dann gleich zum Justizminister bringen.
    Leben Sie wohl, gute Mademoiselle Niemann, der Himmel segne Sie, ich werde nächstens so frei sein und Sie besuchen. Jettchen soll mich am Tag zuvor bei Ihnen anmelden.
    Louise Fürstin Radziwill
    Königliche Hoheit«
Eine alte Dame wird weichgekocht
    Wie hätte die alte, gerührte Dame einer fürstlichen Bitte, vorgetragen in einem mehr als leutseligen Brief, widerstehen können! Ihr Herz war erweicht, ein Acker fruchtbar gemacht für weitere Aussaat. Sie tat, um was sie gebeten worden war, schrieb an den Minister, siegelte vierhundert Taler ein und händigte ihrem Jettchen, das zur rechten Zeit kam, den Brief aus.
    Bald darauf erhielt sie durch deren Vermittlung auf einem Fünfzehn-Silbergroschen-Stempelbogen folgende Quittung:
    »Ein Königlich-Preußisches Schuldepositorium bescheinigt hiermit, dass es von Demoiselle Henriette Niemann aus Charlottenburg neunhundert Taler in Staatsschuldscheinen gegen zwölf Prozent Zinsen jährlich geliehen bekommen hat.
    Berlin, den 9. August 1834
    Ein Königl.-Preuß. Schuldepositorium
    H. L. P. Wilke
    Schulvorsteherin
    Maaßen
    Staatsminister«
    Wenn noch ein Zweifel in der alten Dame gewesen wäre, hätte ihn dieses Dokument vollständig beseitigt. Es war auf einem Stempelbogen, der Name eines Ministers stand darunter, ihr Jettchen hatte es, mittlerweile schon als Schulvorsteherin, mit unterzeichnen müssen, und ihr waren zwölf Prozent Zinsen versprochen worden.
    Aber Henriette oder Jettchen, so wurde sie gewöhnlich genannt, musste sich weiter ausbilden. Sie musste weiter reisen. Die Gräfin Osten-Säcken, eine spezielle Freundin der Fürstin Radziwill, nahm sie mit nach Frankreich und England. Doch kehrte sie schon Anfang Oktober 1834 zurück, nachdem sie ihrer Patin von Hamburg aus geschrieben hatte, dass sie auf einem Schiff in der Nähe dieser Stadt die Bekanntschaft des Grafen Villamor gemacht und sich mit ihm verlobt habe.
    Ihre Erzählungen bei der Rückkehr flossen über von Seligkeit und Entzücken. Wie reich habe der großmütige Graf sie beschenkt; von seinem Geld würde sie eine eigene Wohnung mieten und eine schöne Einrichtung kaufen. In einem halben Jahr wolle er sie abholen.
    Die Fürstin Radziwill habe erklärt, dass der Graf Villamor ein Bekannter des Königs sei. Aus der Direktorenstelle an der Schule dürfte nun wohl leider nichts werden.
    Henriette Wilke fuhr nun häufig zur Fürstin Radziwill, wo sie auch tatsächlich die Bekanntschaft des Königs Friedrich Wilhelm III. machte – eine für sie und die alte

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