Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
Vom Netzwerk:
auch ein Weihnachtsgeschenk senden. Dazu heißt es in einem Brief von ihr:
    »Ich war so frei, für Sie, meine Gute, Stoff für einen Oberrock zu kaufen. Jettchen weigert sich aber, Ihnen diesen zu bringen, weil Sie sonst glauben könnten, sie hätte mir gesagt, für Sie einzukaufen. Das stimmt aber nicht, sondern es war mein eigener Wunsch. Ich bin auf Jettchen entsetzlich böse, denn ich will meinen Willen durchsetzen. Sie soll es Ihnen übergeben.
    Was sagen Sie zu unserem guten Monarchen? Er meint es so gut mit Ihnen und spricht so gern von Ihnen. Jettchen istmittlerweile mit dem König sehr vertraut, was mir viel Freude macht. Ende Mai wird der Graf Villamor hier sein. Er wird sie überraschen. Meine Freude ist groß.
    Was denken Sie wohl von mir, meine gute Niemann? Ich habe so oft versprochen, Sie zu besuchen oder Sie zu mir kommen zu lassen, aber der passende Augenblick war immer noch nicht da. Doch bald wird es so weit sein. Dann wollen wir manches Stündchen uns von den Bildern der Vergangenheit erzählen, die noch so lebhaft vor Augen stehen.
    Bitte Jettchen wegen dem Stoff schimpfen! Schicken Sie mir bald eine Antwort durch das liebe Mädchen.«
    Es fehlte nicht an Störungen dieses schönen Verhältnisses. Die Familie der alten Dame erfuhr nur in Andeutungen von der Verbindung mit der Fürstin Radziwill und später mit dem König. Aber das immer engere Zusammenhalten von Frau Niemann mit Henriette Wilke hatte dem Bruder und den Nichten Besorgnis eingeflößt. Sie gaben ihrer Tante beziehungsweise Schwester Winke und Warnungen, und darüber kam es zu Reibereien. Die Nichten konnten nicht verbergen, dass die Anwesenheit von Henriette bei der Tante sie in Unruhe versetzte. Die kleinen Geschenke, die Henriette ihnen sendete, waren ihnen ein Ärgernis. Es gab Verstimmungen.
    Und wie unglücklich die gütige Fürstin war, dass sie immer wieder an einer persönlichen Zusammenkunft mit der alten Dame gehindert war! Das geht auch aus diesen Zeilen hervor:
    »Die Prinzessin der Niederlande wird heute hier erwartet, und da sind sämtliche Damen vom Hofe bestellt, um sie im Palais zu begrüßen. Sie, gute Niemann, werden mir die Freude machen, am Mittwoch ein Tässchen Kaffee bei mir zu trinken, und dabei soll uns niemand stören. Jettchen weiß noch von gar nichts, bitte ihr auch ja nichts zu sagen, denn das liebe Kind würde sich gewiss grämen, dass sie nicht dabei sein darf.«
    Solche Briefe wurden dann durch andere Briefe erwidert, in denen die gute alte Dame nicht Worte genug für ihre gerührte Dankbarkeit und Beschämung zu finden wusste. DieKonzepte und Originale davon finden sich ziemlich vollständig in den Akten. So schreibt Frau Niemann der Fürstin, deren Tochter gerade gestorben war:
    »Gott legt den Menschen Prüfungen auf, die wir mit Vertrauen zu ihm ertragen müssen, indem er die schöne Hoffnung des Wiederfindens in unsere Herzen gelegt hat, welches uns die Beruhigung gibt, dass sie für uns nicht verloren seien, sondern wir sie in einer besseren Heimat als verklärte Engel wieder begrüßen werden. Gott wolle Eurer Königlichen Hoheit mütterliche Trauer mit diesem Gedanken lindern.
    Henriette wünsche ich, dass ihr Verlobter es recht gut mit ihr meint. Es ist ein starker Entschluss von ihr, so weit in ein fremdes Land zu gehen, wo sie niemand kennt. Es scheint, dass sie zu etwas Außerordentlichem bestimmt ist. Ich hätte gewünscht, dass sie Eure Königliche Hoheit früher kennengelernt hätte, da Sie ihr den Weg zu ihrem Glücke bereitet haben.«
    Der Glaube in der alten Dame war übrigens erst nach und nach gewachsen. Zu Anfang schien es ihr selbst doch überraschend und kaum glaublich, dass ein so einfaches Mädchen wie ihre Henriette nicht nur Zutritt zum Hof, sondern auch das tiefe Vertrauen der Fürstin – und das auch noch in so kurzer Zeit – erworben haben sollte.
    Während Henriettes erster Reise nach Hamburg hatte sie deshalb mit der Post zwei Briefe an die hohe Dame gerichtet, in denen sie, dunkel auf die Verhältnisse anspielend, um eine Audienz bat. Das erste Mal wurde ihr dies abgeschlagen, weil die Fürstin krank sei, auf den zweiten erhielt sie unter dem 10. November 1834 folgende Antwort von der Hofdame der Fürstin, Fräulein von Langen:
    »Ich muss leider im Auftrag Ihrer Königlichen Hoheit sagen, dass der Brief, den Sie ihr geschrieben haben, ganz unverständlich ist. Die Fürstin weiß nicht, wen Sie unter Jettchen verstehen, auch hat sie nichts erhalten, wie Sie es

Weitere Kostenlose Bücher