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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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zu vermuten scheinen.
    Sie werden daher gebeten, deutlicher darzulegen, was Ihr Anliegen ist und wer Jettchen ist.«
    Dieses Schreiben hätte Frau Niemann vielleicht die Augen geöffnet. Doch ehe sie es erhielt, war Henriette von ihrer Reise zurückgekehrt. Sie kam plötzlich in die Stube und berichtete, dass die Fürstin Radziwill eben einen reitenden Boten gesandt habe. Der habe ausgerichtet, die Fürstin sei darüber aufgebracht, dass die Niemann sich erdreiste, direkt durch die Post Briefe an sie zu schicken, da diese ja auch von anderen Personen am Hof gelesen werden könnten und dadurch die Beziehung zwischen den beiden herauskäme.
    Dadurch würde ein Geheimnis veröffentlicht, dessen gewissenhafte Bewahrung Seine Majestät der König ausdrücklich verlangt habe. Sie, die Niemann, möge sich nicht wieder trauen, das allerhöchste Vertrauen des Königs so zu unterwandern. Dieses Mal wolle sie ihr noch vergeben. Zur Täuschung ihrer Umgebung habe sie einen Brief an Frau Niemann gesandt, in dem sie so tat, als wisse sie nicht, worum es ginge.
    Erst danach kam der Brief der Fürstin an. Nur wer wusste, was in den geheimsten Zimmern des Hofes vorging, konnte vorhersehen, was darin stehen würde. Damit war bewiesen, dass Henriette der Fürstin wirklich nahestand. Was sollten dagegen die Warnungen ihrer Nichten bedeuten? Sie schrieben, dass sie beim Pförtner des Radziwill’schen Palais nach den Besuchen Fräulein Wilkes gefragt hätten. Der Portier hatte darauf halb verächtlich, halb entrüstet geantwortet, wie man darauf käme, dass so jemand bei seiner Fürstin Zutritt habe! – Doch das kam Frau Niemann nun nur noch wie schändliche Verleumdung vor, die ihre nächsten Verwandten begingen, um das Mädchen von ihr fernzuhalten.
    So hatte also der Versuch von Frau Niemann, mit einem Brief an die Fürstin die Wahrheit zu erfahren, ihren Glauben nur noch gefestigt. Von nun an wagte sie nicht mehr, irgendetwas zu tun, das bei den hohen Personen Missfallen erregen könnte.
    Das war also das Bild, das Henriette Wilke von ihrer Freundschaft zur Fürstin Radziwill entworfen hatte. Weniger deutlich war ihr Verhältnis zu König Friedrich Wilhelm III.
    Henriette Wilke hatte den »guten König« bei der »guten Fürstin« kennengelernt; er hatte Gefallen an ihr gefunden; er hatte sie oft gesehen; sie war in seinem Palais gewesen und hatte fortwährend dort Zutritt; er interessierte sich für sie und ihren Schulplan; später für die Verlobung, die er billigte, für ihren Bräutigam, den Grafen Villamor, den er kannte, wenigstens dem Ruf nach; sie durfte ihn »Papa« nennen, eine vertrauliche Benennung, die der König dem allgemeinen Glauben nach gern von den jungen Mädchen, für die er sich interessierte, hörte, so wie sie auch die Fürstin Radziwill nur »Mama« nannte.
    Das alles hatte Henriette Frau Niemann erzählt. Sie konnte es auch glauben, denn man hörte in Berlin von solchen Dingen. Es war vielmehr schön, dass Henriette das Glück hatte, dem König vorgestellt zu werden und ihm zu gefallen, wohl durch ihre Anmut, Frische und Natürlichkeit. Der König wollte zur Abwechslung nichts Gelehrtes, Geistreiches und Vornehmes; der Zauber der Natur, des gesunden Menschenverstandes, der Schalkheit, der Herzensgüte zog ihn an. Wer ihn so gewonnen hatte, für den interessierte er sich bis in die Details des Familienlebens, wie die Briefe der Fürstin Radziwill zeigen, in der solche Nachfragen des Monarchen geschildert sind.
    Nachdem Frau Niemann schon sehr viel Geld hergegeben hatte, um den Schulfonds zu füllen, wurde sie für noch größere Dinge vorgesehen. Henriette Wilke wusste vom König, dass er Geld von einigen Untertanen leihen wollte, um die andernfalls nötige Abgabenerhöhung zu vermeiden. Er erklärte Frau Niemann brieflich, dass Seine Majestät von ihr als bekannt zuverlässiger Person erwarte, dass auch sie ihm Geld leihen werde. Fast zur selben Zeit empfing sie auch folgende Kabinettsorder:
    »Wir von Gottes Gnaden
    Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, tun der Mademoiselle Niemann hierdurch kund und zu wissen, dass Wir ihr für so viele Uns in treuer Freundschaft geleistete Dienste wieder einen Freundschaftsdienst erzeigen wollen. Wir haben nämlich beschlossen, Ihnen die Abgaben, die Sie auf Ihrem Grundstück und Äckern erlegen möchten, abzulassen, und Sie werden denn daher solcher vom 1. Januar 1834 enthoben und hierüber vom Polizeipräsidenten Gerlach eine Bescheinigung erhalten.
    Bitte aber

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