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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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auch einiges von seinem Beweismaterial bei Hakan gelagert.
    Das kleine Familienunternehmen Hakans liegt in einer Nebenstraße der Reeperbahn. Als wir eintreten und Hakan sagen, dass wir mit ihm über Lars-Oliver sprechen wollen, ist er zunächst nur erstaunt. Er hat zwar gehört, dass sein Freund tot ist. Er soll Selbstmord begangen haben. Aber er weiß nichts von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Mordverdachts. In dem Geschäftsraum sind außer Hakan noch drei weitere Türken und seine Mutter. Sie alle kannten Petroll. Nach einem Moment beginnt Hakan zu erzählen: Ja, Lars-Oliver sei im Juni und im Juli bei ihm gewesen. Er wollte sich verstecken: ›Lars hatte Angst vor jemandem bei AUBIS.‹ Doch als wir Hakan fragen, ob er eine Festplatte oder andere Geräte für Petroll aufbewahrt hat, springt er wütend auf und zeigt mit dem ausgestreckten Finger auf uns: ›Seid ihr Zivilfahnder oder was?‹
    Die Stimmung im Laden hat sich um hundertachtzig Grad gedreht. Die anderen drei Türken stehen hinter uns, im Halbkreis. Es kostet uns einige Mühe, den aufgebrachten Hakan wieder zu beruhigen. Wir verabschieden uns schnell. Viel erfahren haben wir nicht. Immerhin aber wissen wir, dass die Information, die wir von anderen Bekannten Petrolls bekommen haben, stimmt: Während seiner Zeit in Hamburg hat er sich zeitweise auch bei diesem Freund versteckt. Das reicht uns. Wir beschließen für uns: Unter diesen Umständen sollen sich an dieser Stelle lieber Berufenere um mögliche Beweismittel kümmern.
    Die Aussichten erscheinen uns allerdings mit jedem Tag schlechter. Denn nicht einer derjenigen, die wir anrufen, istvor uns von der Polizei befragt worden. Auch hier schält sich ein Standardkommentar heraus: ›Das wundert uns auch.‹
    Parallel zu der Telefonrecherche sprechen wir auch noch einmal mit Petrolls Exfreundin Sabrina Weiser. Sie hat inzwischen den durcheinandergewürfelten Haufen aus Disketten, Festplatten, Computerteilen, Tastaturen und Papieren durchwühlt und einen Pappkarton voll Material für uns zusammengestellt. Mit dieser Ladung fahren wir zurück in die Redaktion und versuchen sofort, einige der Disketten zu öffnen.
    Gleich bei einem der ersten Datenträger erleben wir eine Überraschung. Als wir die darauf gespeicherten Dateien öffnen, blickt uns plötzlich Lars-Oliver Petroll an. Es sind Bilder aus seiner Zeit in Hamburg. Für uns ist es ein mulmiger Moment. Petroll blickt uns auf den Aufnahmen genauso an, wie seine Freunde und Bekannten ihn geschildert haben: Er hat kurz geschorene Haare, einen Dreitagebart, lange Koteletten, trägt ein graues T-Shirt und Jeans. Auf seinem Schreibtisch eine Packung Players-Zigaretten, eine Packung Philipp Morris, eine Thermoskanne, mehrere Teller mit Croissants, diverse Disketten und ein Taschenrechner. Im Hintergrund stehen Rechner, Bildschirme und ein Scanner.
    Petroll sitzt auf den Bildern entweder konzentriert an einem Computer, oder er agiert als Spaßvogel: Einmal hat er eine Baseballmütze mit seinen Initialen LOP auf, seine Nase ist rot geschminkt, er schielt künstlich und hält eine Bierdose ins Bild. Auch bei einer anderen Szene macht er Quatsch für den Fotografen: Er hockt bei offenem Fenster auf dem Fensterbrett und lacht. Nichts Bedrohliches, eine Ulknummer, typisch Petroll.
    Bei einer anderen Diskette erleben wir unser blaues Wunder. Als wir sie anklicken, sehen wir für den Bruchteil einer Sekunde eine Excel-Tabelle und die Bezeichnungen ›Elpag‹ und ›Kontostand Görlitz.xls‹. Dann wird der Bildschirm schwarz, der Computer stürzt ab.
    Wir sind ratlos. Hat Petroll wichtige Daten mit einem besonderenSchutzprogramm versehen? Auf jeden Fall lässt sich die Diskette nicht mehr öffnen.
    Die Daten wollen wir aber unbedingt lesen. Deshalb wenden wir uns an professionelle Datenretter. Sie sind darauf spezialisiert, Daten, die aufgrund von Viren, Computerkriminalität oder ähnlichen Einflüssen nicht mehr verfügbar sind, wiederherzustellen. Diese Experten retten auch unsere Dateien. Was wir entdecken, sind Kernkalkulationen der AUBIS-Gruppe. Jetzt haben wir den ersten Beweis dafür in den Händen, dass Lars-Oliver Petroll tatsächlich Material gegen AUBIS kopiert und versteckt hat.
    Nach und nach finden wir immer mehr Datensammlungen aus dem Herz der Immobiliengruppe: Tabellen zu Miet- und Kreditkalkulationen, Listen mit Leerstandstabellen zu einzelnen Wohnanlagen und Vorgänge aus dem Zahlungssystem Genolite; auch die interne Verteilung

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