Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
der Garagenplätze, eine ganze Reihe von Arbeitszeugnissen für Mitarbeiter, Mahnschreiben von Handwerksfirmen an AUBIS, Terminplanungen der Geschäftsführer, Reisekostenabrechnungen und Unterlagen über die Berechnung der Wärmelieferungen.
Neben dem Sichten der Daten arbeiten wir immer weiter an den Telefonnummern aus Petrolls Handy und an den SMS-Nachrichten. Es fällt auf, dass Petroll in der für ihn heißen Phase im Mai/Juni 2001 häufig Nachrichten von der Nummer 0173/21 94 850 erhält. Darunter auch eine mit der schon erwähnten Frage: ›Warum soll dich einer killen?‹
In einer anderen geht es anscheinend um einen verschwundenen Datenträger aus Petrolls elektronischem Notizbuch. Zunächst läuft bei Petroll nachts um zwei Uhr dreiunddreißig die Nachricht ein: ›Noch mal. Habe gelöscht.‹ Wenige Stunden später fragt der Absender: ›Ich habe den Chip vom Cassiopeia?‹ Dann lautet eine drängende Frage: ›Bei dir alles okay? Hab noch keine Mail.‹ Wer sendet diese Nachrichten? Es dauert einige Zeit, bis wir im weiten Kreis der AUBIS-Mitarbeiter eine Antwort finden: Unter der Nummer 0173/21 94 850war Elpag-Chef Sven Asmus zu erreichen. Er hat Petroll innerhalb kurzer Zeit siebzehn Nachrichten geschickt. Es scheint zu stimmen, was Bekannte Petrolls beobachtet haben wollen: Asmus und Petroll sind befreundet und ziehen öfter mal zusammen um die Häuser.
Vor ganz andere Aufgaben stellt uns eine Telefonnummer, die im Handy unter dem Namen ›Yaliki‹ abgespeichert ist. Bei Anruf meldet sich ein Christian. Auf die Frage, ob er Lars-Oliver Petroll kenne, beginnt er zu stottern. Wir meinen zu hören, dass er Petroll kannte. Aber wirklich verständlich sind die Sätze nicht. Klar ist: Er kennt den Namen Petroll. Der Mann wirkt zutiefst verschüchtert. Aber es ist nichts weiter aus ihm herauszukriegen. ›Yaliki‹ – was ist das für ein Name? Woher kommt er? Im Internet stoßen wir auf eine spannende Deutung des Worts. Es kommt im Dialekt der australischen Yapa-Ureinwohner im Bereich Warlpiri (dreihundert Kilometer nordwestlich von Alice Springs) vor. Dort heißt ›Yaliki‹ unter anderem: ›das da‹, ›dort‹. Ein verdeckter Hinweis auf ein Versteck? Nach allem, was wir bisher von Petroll gehört haben, ist bei diesem Sicherheits- und Technikfreak überhaupt nichts auszuschließen.
Also auf nach Lengerich, wo er wohnt. Sechs Stunden über Autobahnen und Landstraßen, dann stehen wir bei Christian vor der Tür. Wir klingeln. Niemand öffnet. Irgendwann kommt ein großer junger Mann aus dem Mehrfamilienhaus. Auf Verdacht rufen wir ›Christian?‹. Er macht sofort kehrt, rennt ins Haus zurück und kommt an diesem Tag nicht wieder raus. Ans Telefon geht er auch nicht.
Irgendwann ist es klar: Yaliki will nicht. Es hat keinen Sinn, länger auf ihn zu warten. Wir fahren zurück nach Berlin. Von dort aus klappern wir weiter die Telefonnummern ab. Eine davon (›Franzi‹) führt uns zu einem Girl aus dem Leipziger Nachtklub Metropolis. Das haben wir bereits zuvor erfahren: Asmus und Petroll waren öfter in der Nachtszene unterwegs. Eine direkte Bestätigung dafür hatten wir bislang noch nicht.Doch Franzi erinnert sich an einen Lars. Ob der aber Lars-Oliver Petroll hieß, weiß sie nicht. Nur, dass er manchmal mit einem Freund im Metropolis war. Mehr kann sie nicht sagen. Als wir sie abschließend fragen, ob der Lars gern Red Bull mit Wodka getrunken habe, hören wir durch das Telefon ein ehrlich empörtes Schnauben. Dann schnaubt Franzi in tiefstem Sächsisch: ›Mid mia… mid mia nua Schambonja. Isch bin doch ti Franzi vom Däbel Dännsing.‹«
Es tauchen aber auch ganz andere Zeugen auf, die mit der Staatsanwaltschaft sprechen. Darunter ist der frühere AUBIS-Mitarbeiter Eberhard Kranich. Er hat bisher geschwiegen, weil es für ihn bis zu Petrolls Tod »nur um Geld« ging. Jetzt will er auspacken. Er berichtet nicht nur von den Verbindungen zwischen Elpag und AUBIS, sondern schildert auch eine Szene aus dem August 2001, einen Monat vor Petrolls Tod:
»Sven Asmus erzählte mir, ohne danach gefragt zu werden, dass Petroll zurzeit gerade den Versuch unternimmt, Wienhold zu erpressen, und ihm droht, für den Fall, dass er nicht zahlt, die Bank und die Staatsanwaltschaft mit umfangreichem Datenmaterial zu versorgen. Asmus führte an: ›Er will uns also hochgehen lassen.‹ Außerdem fügte er noch wortwörtlich hinzu: ›Wenn er das durchzieht, kann es sein, dass er das nicht überlebt.‹«
Und
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