Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
muss den Beteiligten klar geworden sein, was Petroll vorhatte. Er war alles andere als ein braver Hase, der im Dienst der Wahrheit die Bösen vor die Wand rennen lassen wollte. Er wollte sein Wissen samt der Beweise, wie sich später zeigte, verkaufen – und zwar an eine der beteiligten Banken und vermutlich für viel Geld. Doch da hatte er sich mit den Falschen angelegt.
Stille an der falschen Stelle
Das alles beweist noch immer nicht eindeutig, dass Petroll umgebracht wurde. Ein Motiv ist zwar überdeutlich zu erkennen, aber das allein reicht eben nicht. Es bleiben allerdings noch zwei Nachforschungsmöglichkeiten: den Freunden Petrolls auf den Zahn fühlen – und noch einmal an den Tatort gehen. Fast immer findet sich dort ein versteckter Hinweis, den man zunächst übersieht, weil der Zusammenhang noch unklar ist.
Auf dem Weg zu weiteren Nachforschungen ärgern sich die Journalisten Jahn und Opalka aber erst noch mit der Staatsanwaltschaft herum. Nachdem sie ermittelt haben, dass die Datenbänder in der Reisetasche offenbar der Grund für Petrolls Tod waren, ernten sie dafür kein Lob. Es wird ihnen stattdessen verboten, im Fundbüro zu filmen und sich in laufende Ermittlungen einzumischen.
»Eine gewagte Interpretation der Abläufe«, sagen die beiden Journalisten dazu, »denn bis dahin hatte sich kein Polizist oder Staatsanwalt für den wahren Inhalt der Tasche interessiert. Allerdings hätte man nun, mit diesem glücklich erlangten Wissen, die Beteiligten energisch vernehmen können – vor allem Sven Asmus aufgrund der Widersprüche in seinen Aussagen. Von wegen Liebesbriefe und Disketten! Was hat er da wohl vernichtet? Und warum? Doch der Elpag-Chef und Absender einer SMS mit dem Inhalt ›Warum soll dich einer killen?‹ an Lars-Oliver Petroll – er wird nicht noch einmal verhört. Auch Tanja Wienhold wäre eine spannende Gesprächspartnerin. Doch leider wird nur der Abholer, Herr Hölz von AUBIS, kurz befragt. Das war’s.«
Statt sich weiter zu ärgern, begeben sich die beiden auf Spurensuche. Aus den Akten wissen Jahn und Opalka, dass Petrolls Freund Sebastian Biermann der Polizei gesagt hatte, dass Lars-Oliver von »Leuten der Firma AUBIS« bedroht wurde und dass er unbedingt untertauchen müsse. Darum habe er auch bei ihm, Biermann, gewohnt. Allerdings hatte eine Freundin die Computer Petrolls abgeholt, sodass sich nur noch ein Rucksack mit Klamotten und ein Nokia-Handy bei Biermann befinden. Weder der Rucksack noch Petrolls Handy interessieren die Polizei. Umso mehr sind sie für die Journalisten von Interesse. Ihr Bericht ist sehr spannend, weil er deutlich zeigt, wie schwierig es ist, nicht nur Informationen zu sammeln, sondern auch zu entscheiden, welche davon zwingend weiterführen und welche nur Randgeschichten sind:»Ein Mehrfamilienhaus in [Berlin-]Mitte. Wir versuchen zuerst, Biermann über das Handy zu erreichen. Vergeblich. Immer wieder hören wir die Ansage: ›Dieser Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.‹ Auch an seiner Wohnung kommen wir nicht weiter. Mehrere Male am Tag schauen wir bei ihm vorbei. Doch auf unser Klingeln kommt immer nur die eine Reaktion: Hinter der verschlossenen Tür bellt ein Hund. Mehr nicht. Irgendwann, nach einigen Tagen, geht Biermann an sein Handy. Er ist kurz angebunden und hat überhaupt keine Lust, mit uns zu reden: ›Vielleicht später mal. Tschüs.‹ Später geht es uns noch zweimal genauso. Dann endlich ist er zu einem Gespräch bereit.
Wir treffen ihn abends gegen neunzehn Uhr dreißig in einem Café am Prenzlauer Berg. Biermann ist misstrauisch. Die Gerüchte über den ungeklärten Tod seines Freundes haben ihn verunsichert.
Gleich zu Beginn macht er klar, dass er seinen Namen unter keinen Umständen in irgendwelchen Medien sehen will. Er habe Angst: ›Ich will nicht in einer Blechwanne enden.‹ Er schaut sich um, ob nicht vielleicht rein zufällig Rechtsanwalt Andreas Lieske auftaucht. Und auf keinen Fall möchte Biermann während des Gesprächs mit uns gesehen werden. Er fürchtet sich vor den Mitarbeitern aus dem AUBIS-Umfeld. Das Gespräch beginnt sehr vorsichtig, Biermann will herausbekommen, ob er uns trauen kann, will wissen, ob wir mit AUBIS in Kontakt sind. Als wir verneinen, wird er langsam ruhiger und beginnt zu erzählen.
Ziemlich schnell kommt er auf seine Vernehmung durch die Kripo zu sprechen. Er ist verwundert über die scheinbar desinteressierte Art und Weise der
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