Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
im Traum von einem Wendigo beim Namen gerufen zu werden oder gar zu träumen, man sei ein Wendigo. Ebenso konnte man aber auch in der Einsamkeit eines Waldes, verirrt, von einem Wendigo beim Namen gerufen werden (anstatt gefressen zu werden). Und man konnte von einem Schamanen verflucht werden und so den Pfad des Wendigo beschreiten. Gleichfalls gab es auch ein Verwandlungsritual für diejenigen, die sich dem Zwielicht zuwenden wollten.
Und dann natürlich das Essen von Menschenfleisch, das einen verwandelte und zum Wendigo machte. Durch diese Sünde veränderte man sich zu einem Wesen, das kaum verletzt werden konnte, stärker und schneller war und getrieben von einem Hunger auf das Leben.
Aber es gibt auch Sagen, in denen ein Wendigo geheilt wurde, so beispielsweise durch das Einflößen von heißem Talg, der das Herz aus Eis zum Schmelzen brachte.
Eine der wenigen Möglichkeiten, einen Wendigo zu besiegen und zu töten, besteht darin, selbst zu einem Wendigo zu werden und mit ihm zu kämpfen.
Aber man muss achtgeben: Selbst wenn man den Wendigo getötet hat, besteht die Gefahr, dass man selbst für immer ein Wendigo bleibt.«
Sogar in Marvel-Comics taucht die Figur als verfluchtes Opfer in der kanadischen Kälte auf und kämpft unter anderem gegen den Hulk. Mehrere Autoren haben die Figur in ihren Geschichten benutzt, beispielsweise H. P. Lovecraft in seinem Cthulhu-Mythos. Dort heißt der Wendigo Ithaqua oder Windwalker.
Auch der
Friedhof der Kuscheltiere
von Stephen King bezieht sich auf den Wendigo: Unter der letzten Ruhestätte für Haustiere liegt eine von einem Wendigo verfluchte, alte Grabanlage. Das ist der Grund, warum die kuscheligen Hausgenossen wiederauferstehen, wenn sie dort begraben werden – in unschönem Zustand und ohne Herz.
Es handelt sich in allen Versionen immer um eine Figur, die in kalten Gegenden, vor allem in Nordamerika einschließlich Alaska, lebt beziehungsweise umhergeistert. Oft ist sie schneeweiß gefärbt. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde ein Wendigo mehrfach im nördlichen Minnesota beobachtet. Nach jeder Sichtung des Wesens kam es zu einem unerklärlichen Todesfall.
Eines ist allen Geschichten gemeinsam: das Motiv der Kälte. Ein eiskaltes Herz, abgefrorene Körperteile, das Essen von Moos und das bleiche Aussehen deuten auf einen Menschen hin, der mit Mühe und Not von einer Reise in die Kälte zurückgekehrt ist. Denn ist man in der Wirklichkeit genügend eingeschneit, dann hilft gegen das Verhungern nur noch das Verspeisen der verstorbenen Teammitglieder – oder, allerdings weit weniger wahrscheinlich, vorbeiziehender Wanderer. Dass diese Erfahrung den nun zum Menschenfresser mutierten Menschen (auch Frauen können Windigowak werden) bis zu seiner Rückkehr wahlweise zum ausgeklinkten »Monster« oder zu einer an der Bedrohung innerlich gewachsenen Personmacht, ist mehrfach bezeugt: Vergleiche erneut den Flugzeugabsturz in den Anden (siehe in diesem Buch S. 107 – 112 ): Einige der Überlebenden wurden erfolgreiche Geschäftsleute, andere verfielen dem Suff.
Und damit sind wir wieder in der Wirklichkeit – und bei den versprochenen Fallberichten.
Ein geistig kranker Kannibale (1555)
Im August 1555 teilte ein Mann aus der Nähe von Aldendorf in Hessen seiner Frau mit, dass er sie aufessen wolle. Da seine Frau die Bitte – Originalton – »freundlich« ablehnte, nahm der Mann stattdessen das gemeinsame Kind aus der Wiege und hackte ihm ein Bein ab. Dieses brachte er der Mutter (also seiner Frau, die er gerade noch aufessen wollte) und bat sie, das Kinderbein für ihn als Mahlzeit zuzubereiten.
So knapp der Fall auch nur überliefert ist, man ist damals wie heute geneigt, eine geistige Störung zu vermuten. Doch das lässt sich nicht immer so einfach sagen, denn es gibt auch Mischformen aus Hunger und geistiger Störung, die zu Kannibalismus führen. Das zeigt der folgende Fall.
Das Gattenmahl (1562)
Im Jahr 1562 erschlug eine Frau in der Nähe des Städtchens Zeitz im heutigen Sachsen-Anhalt ihren Mann. Dazu benutzte sie einen Holzknüppel, den sie ihm nachts über den Schädel zog. Sie zerhackte das Opfer, bis sie grobe Fleischstücke erhielt. Kopf, Hände und Füße ihres Gatten kochte sie in einem Kessel aus; die anderen Körperteile hängte sie »an Haken und Spießen« über den Kamin in den Schornstein. Dort wollte sie das Fleisch durch Räuchern mit schwelendem, feuchtem Stroh haltbar machen.
Keine gute Idee. Denn »als man den
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