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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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»Um Ihren Jungen braucht man sich gar keine Sorgen zu machen. Er arbeitet gut mit, auch in der Therapie, und man braucht gar nicht auf ihn aufzupassen. Er wird es schon schaffen.«
    Was bewirkte die Wendung zu dem Nicht- oder Nicht-mehr-helfen-wollen? Als Nächstes bekam ich zu hören, dass Leute mit Tabletten entlassen worden seien. Es gebe KONTROLLE . Meine Frau wäre die idealste Kontrollperson.
    Nun auch fort mit den Trieb dämpfenden Mitteln (weil sie offensichtlich nicht als zu Heilung beitragend angesehen werden, also sinnlos). Die Mittel waren schon mal fort, und ich fühlte mich geplagt. Ich bat um Wiedereinsetzung. Dieses Mal bin ich gar nicht beeinträchtigt, genauso impotent wie sonst. Wer in meiner Stimmung (Depression) lebt, denkt nicht an Sex, ob mit oder ohne Tabletten. Gestern zufällig beim Arzt.
    Mein Verhalten ist zurzeit so falsch, dass es wehtut, aber sehr, sehr wohl begründet. Natürlich fühle ich mich hilflosund einsam, aber es hat gute Gründe. Es ist ja keine Änderung (Hilfe) zu sehen , nicht der geringste Vertrauensbeweis. Ich kann um nichts bitten, das sich nicht bewährt hat. Also – keine Brücke – Vereinsamung, Selbstisolierung.
    In der letzten Woche waren Herren vom Kastrationsausschuss bei mir. Es ging um Entweder – Oder. Knallhart, nicht im Geringsten therapeutisch. Diese Herren sind mit Sicherheit auf eines fixiert. Die denken, dass ein Triebtäter keine Kinder haben darf. Bei denen wäre es lächerlich, etwas anderes anzunehmen. Kein Wort von meiner Frau. Logisch. Für sie ist sie ein kriminalpolitisch störender Faktor. Tendenziös bis zum Äußersten. Sex sei nicht das Wichtigste. Okay! Aber ganz ohne ist es genauso extrem schlecht!
    Es wurde fast beleidigend argumentiert. (»Wollen Sie sich im Gehirn rumrühren lassen?«) usw. Nun ist eingestellt.
    So viel für heute.
    Viele Grüße bis zu Ihrem nächsten Brief
    von Ihrem »verstockten«
    Animal Jürgen
    ∗ ∗ ∗
    11. Mai 1975
    Haben Sie vielen Dank für Ihren letzten lieben Brief. Ich habe mich wieder sehr gefreut. Schön, dass Sie Ihr Versprechen zum Besuch wahr machen. Da Sie hier als »sehr vernünftig« angesehen werden, habe ich keinen Zweifel, dass es glatt geht.
    Um es Ihnen gleich zu sagen, unter der Last der Isolierung wollte ich zurück zur Gruppen- + Einzeltherapie. Ich konnte es aber nicht allein. Mir fehlte der Mut. Auf Drängen meiner Frau u. meiner Eltern schaffte ich es schließlich. Unsere Psychologin hatte mir schon vor vier Wochen mal eine »Eselsbrücke« gebaut, aber ich hatte, wie gesagt, nicht den Mut. Die Einsamkeit, Hölle für einen sensiblen Menschen, trieb michzurück. Zweifel sind nicht ausgeräumt. Ich hoffe, das nun Frau Meffke mir klarmachen kann, dass die Therapie ein Endziel , ein psychologisches, hat, dass sie nicht »Kastrations-ausgerichtet« ist (klarmachen: es gibt nur eines – das !), und wenn sie wirklich auf psychische Umstrukturierung ausgerichtet ist, bin ich voll dabei.
    Schauen Sie, was meine Bezugspersonen angeht, bin ich fast krankhaft schüchtern (Grund: Ich habe oft das Gefühl, immer noch als Tier, als Bestie, als Ungeheuer angesehen zu werden, zu Unrecht. Denn es ist einfach nicht mehr so. »Die müssen mich doch eigentlich hassen. Sie werden mich keinen Schritt vorwärts kommen lassen. Sie wollen gar nicht.«). Habe ich ein Problem, ich melde mich nicht. Geht es mir schlecht – ich melde mich nicht. Kann ein Termin nicht eingehalten werden – ich melde mich nicht. Ich bringe es nicht fertig.
    Sachlich betrachtet, ist nicht alles auf Kastration ausgerichtet, aber diese verdammten Gefühle, das verdammte Zweifeln. Es ist beschissen, so was, wirklich. Ich reagiere (einer meiner Fehler) viel zu sehr gefühlsmäßig. Die Isolierung hätte nicht zu sein brauchen, hätte ich nicht einen Ausdruck völlig in den falschen Hals bekommen. Ein Missverständnis, nicht mehr. Verdammte Mimose.
    Schade, dass ich Ihre Ansicht (die in diesem Punkt keiner hier teilt) nicht teile. Getrennter Tötungstrieb – von sadistischer Sexualität. Meine Meinung: Man kann es nicht trennen. Aber Sie haben jedes Recht, auf Ihrer Meinung zu bestehen. Außerdem macht es mir Sie nur sympathischer, dass Sie mich nicht gerne kastriert sehen würden…
    Auf »Schlimmes« muss ich Sie vorbereiten… Früher wog ich dreiundsechzig Kilogramm, heute fünfundsiebzig. Ich bin richtig dick geworden. Und etwas aufgeschwemmt (Sextabletten). Aber sonst – alles klar. Mittlerweile trage ich auch

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