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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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eine Brille. Man wird nicht jünger…
    Gestern war meine Frau hier – heute kommen meine Eltern.Mit meinem Vater – hoffentlich bringt er den Mut auf. Das Bett ist schon bestellt. Ansonsten können mich meine Eltern bald nicht mehr besuchen… [da sie zu gebrechlich wurden; M. B.].
    Schreiben Sie mir doch bitte, ob Sie eine kleine Gratiszaubervorstellung (Karten) haben wollen. Ich bereite dann etwas vor.
    So,… gleich kommt das Mittagessen u. danach schlafe ich.
    So muss ich jetzt langsam Schluss machen.
    Bis zum nächsten Mal bin u. bleibe ich
    Ihr schwarzes Schaf Jürgen
    ∗ ∗ ∗
    18. Juni 1975
    Sie werden sicher eine gute Begründung dafür finden, dass in Bezug Resozialisierung dieselbe vorrangig Kurzstraflern zugute kommt. Wahre Resozialisierungsbereitschaft zeigt sich nicht in relativ leichten Fällen. Angst vor der eigenen Courage höchstens. Sie werden das, meinen Gedanken, als »genauso schnell rauskommen« auslegen. Davon ist nicht die Rede. Vom Anfassen des heißen Eisens ist die Rede.
    »Das muss langsamer, behutsamer vor sich gehen«, werden Sie sagen. Mit Recht, jeder denkende Mensch wird Ihnen da recht geben. Langsam, aber zumindest beginnen . Da setzt meine Kritik an. Wer im Knast sitzt, zehn Jahre, fünfzehn Jahre, hat vom Sinn der Resozialisierung her das grundsätzlich gleiche Recht auf Resozialisierung. Aber er bekommt keine . Mögen Sie das richtig finden, ich finde es nicht richtig.
    »Nicht jeder kann resozialisiert werden.« Längst nicht jeder, okay. Versucht werden muss es bei jedem. Weil – siehe oben! Humanität. Und wenn die Kriminalität nicht zurückgeht (wie es in Schweden schien )? Dann wäre Resozialisierungsbemühung nichts als Humanität. Verschwendete Humanität, wie ein Polizist oder Staatsanwalt sagen würde. Falsch! Humanität um ihrer selbst willen, ohne »Forderung«, nur sie ist echte Humanität.Die Humanität hinter Mauern (die keinem schadet) ist gemeint. Wie kann das falsch sein?
    Darum wunderte ich mich über Ihre Worte. Laut Gesetz hat es ein »Unheilbar« quasi als Vornherein nicht zu geben. Legen Sie das Gesetz anders aus?
    Von mir Neues: Gut versorgt, morgen kommt Gisela, am Freitag meine Tante. Dann gibt es wieder eine Zaubervorstellung.
    Alles soll besser werden – auf jeden Patienten einen Pfleger. Einzelzimmer statt der Schlafsäle. Therapie mehr. Wann? Laut STEG in etwa fünfzehn Jahren… Das werde ich ja wohl noch erleben.
    »Animal« – Sie sicher nicht… Aber genug andere. Fachleute. Fälschlicherweise. Wie wäre es mit MONSTER? Oder BEAST?
    Viele liebe Grüße wie jedes Mal von Ihrem oft an Sie denkenden Schützling
    Jürgen
    PS: Danke schön nochmals für den schönen Besuch und das Kishon-Buch. Klasse.
    ∗ ∗ ∗
    30. Juni 1975
    Zuerst vielen Dank für Ihren letzten langen Brief.
    Sie sehen es juristisch, sachlich, ich sehe es moralisch. Es interessiert mich nicht so sehr, ob Auslese gehalten muss, wer »würdig« ist. Ich sehe es moralisch. Moralisch gesehen, ist der Versuch zur Sozialisierung (ich habe den Unterschied sehr wohl begriffen) bei jedem Straffälligen ein Muss , ein Befehl gar. Wer das rein sachlich sieht, die moralische Verpflichtung außer Acht lässt, sieht nur mit einem Auge, finde ich. Auch der bewusste Paragraf (Besserung) ist ein Muss , ein Befehl, moralisch , humanitär gesehen.
    Sachlich haben Sie, in jedem einzelnen Punkt recht. Aber da Sie kein einziges Wort der Moral oder Humanität fanden,sind unsere Meinungen eben nicht ganz dieselben. »Warum moralisch sehen, wenn Sie selber, die Täter, jede Moral vermissen ließen oder lassen?« Das werden Sie wohl denken. Oder fragen.
    Rein sachlich, eiskalt sachlich, wäre da zu entgegnen, was kein Mensch der Welt infrage ziehen darf: »Wer an der Gesellschaft moralisch gesündigt hat, hat trotzdem Anspruch auf Moral u. Humanität, da diese ihren Wert in sich selbst tragen und unteilbar sind, ob Generaldirektor oder Mörder.« Schädigte jemand mich moralisch, berechtigt mich das nicht, dem Täter un- oder nicht-moralisch zu antworten.
    »Theorie« nannten Sie das… Ich halte einen Staat, der diese Bezüge außer Acht lässt, nicht für einen Sozialstaat. Sollte man da wirklich solche Scheuklappen anlegen? Nur in eine Richtung sehen. Hüten Sie sich vor Gedanken, wem »noch zu helfen« sei. Ein solcher Gedanke ist in sich von höllischer Gefährlichkeit. Denn: Wer entscheidet das? Welcher Mensch hat das (göttliche) Recht, das zu entscheiden? Wem ist »noch zu

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